Somalia-Geiseln "Wir haben nie um Lösegeld gebettelt"

Die Bundesregierung sollte in Zukunft für entführte Bürger kein Lösegeld bezahlen. Dieser Meinung sind die beiden deutschen Segler, die 50 Tage in der Gewalt von somalischen Piraten gewesen sind. In einem Interview mit dem stern plädieren sie für einen konsequenten Kampf gegen Kidnapper - ohne Rücksicht auf das Leben der Geiseln.

Die Bundesregierung solle für entführte Bürger kein Lösegeld bezahlen, sondern die Kidnapper ohne Rücksicht auf die Geiseln bekämpfen, fordert der vor einem Monat freigekaufte Segler Jürgen Kantner. In einem Interview in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des stern sagte Kantner: "Ich habe nie um Lösegeld gebettelt."

"Wir wollten, dass diese Leute ausgeschaltet werden, damit nie wieder jemandem dieses Leid zugefügt wird. Dann wäre unser Tod wenigstens sinnvoll gewesen", bestätigte Kantners Partnerin Sabine Merz im stern. Das Paar war am 21. Juni von Piraten überfallen, nach Somalia entführt und 50 Tage lang gefangen gehalten worden.

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"Es waren neun Mann, sie kamen mit zwei Booten, waren schwer bewaffnet", schildert Merz, 51, den Überfall. "Die waren ausgehungert, wollten was zu essen. Sie sagten, sie würden auf einen Frachter warten", ergänzt Kantner, 61. Erst am nächsten Tag, als größere Beute ausblieb, sei die Stimmung gekippt. Die Piraten hätten seine Partnerin ins Beiboot geworfen und ihm eine Schlinge um den Hals gelegt. Er habe einen Motorschaden vorgetäuscht, um auf der Schifffahrtsroute im Golf von Aden bleiben zu können, in dem auch die Bundesmarine operiert. Die Kidnapper hätten sie daraufhin zur Küste geschleppt.

Anders als in der Presse gemeldet, sei ihre Yacht nicht vor Somalia, sondern vor der Küste des Jemen gekapert worden, berichten die Segler in dem Interview. Ein Vertrauensmann aus dem Jemen habe ihnen diese Route empfohlen. Auf den Einwand, dass es im Golf von Aden in diesem Jahr schon 31 Attacken von Seeräubern gab, die derzeit zehn Schiffe mit 130 Seeleuten in ihrer Gewalt haben, sagte Kantner im stern: Segler seien nirgends sicher, auch vor Korsika und den Kanarischen Inseln seien vor kurzem Skipper von Piraten geschnappt worden.

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