Der unter Druck geratene Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee hat den Bahn-Vorstand erneut aufgefordert, auf Bonus-Zahlungen zu verzichten. Die "Bild"-Zeitung zitierte den SPD-Politiker mit den Worten: "Ich appelliere an den Vorstand der Bahn: Verzichten Sie auf den Bonus. Einvernehmen ist immer die beste Lösung." Er selbst könne die Boni nicht rückgängig machen. Er habe Mitte September von den Zahlungen erfahren, "und damit viel zu spät", wurde der Minister weiter zitiert. Die Konzernspitze um Bahnchef Hartmut Mehdorn soll die Prämien im Umfang mehreren hunderttausend Euro nach einem erfolgreichen Börsengang bekommen.
Der Personalausschuss habe die Sonderzahlungen bereits im Juni beschlossen, sagte Tiefensee und fügte hinzu: "Wenn ich das vorher erfahren hätte, dann hätte ich mich gegen die Boni gestellt." Tiefensee hatte am Mittwoch Verkehrs-Staatssekretär und Bahn-Aufsichtsrat Matthias von Randow entlassen, weil dieser im Juni im Personalausschuss die Bonus-Regelungen genehmigt habe. Die Opposition im Bundestag fordert den Rücktritt des Ministers.
Auch der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die geplanten Boni: "Dies zeigt einmal mehr, dass der Bahnvorstand überhaupt kein Gespür für die Dinge hat, die die Öffentlichkeit bewegen", sagte Pro-Bahn-Chef Karl-Peter Naumann der "Berliner Zeitung". So werde über Millionen-Zulagen diskutiert, während vielen Reisenden die technischen Probleme bei ICE-Zügen zu schaffen machten.