Wirtschaftsweiser Franz Staat soll Finger von Opel lassen

Die SPD hat sich auf die Fahnen geschrieben, Opel zu retten. Und auch die Bundesregierung denkt zumindest über staatliche Hilfen nach. Doch der neue Wirtschaftsweise Wolfgang Franz warnt eindringlich davor: "Dann brechen alle Dämme, und viele weitere Unternehmen werden bei der Regierung Schlange stehen." Stattdessen bringt er eine Insolvenz ins Spiel.

Der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz ist gegen eine staatliche Rettung von Opel. "Ich rate dringend davon ab, Opel staatlicherseits zu unterstützen", sagte Franz der Tageszeitung "Die Welt". "Wenn das passiert, brechen alle Dämme, dann werden viele Unternehmen bei der Regierung Schlange stehen", warnte Franz.

Wenn Opel tatsächlich insolvent gehen sollte, hieße das nicht, dass gleich alle Arbeiter auf der Straße stehen würden, betonte der neue Vorsitzende des Sachverständigenrates der Bundesregierung. Das deutsche Insolvenzrecht sei darauf angelegt, Unternehmen zu retten. "Und wenn Opel ein gutes Unternehmen ist, wird sich sicher ein Investor finden", zeigte sich der Ökonom zuversichtlich.

Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering rief dagegen zu einer gemeinsamen Anstrengung bei der Rettung des angeschlagenen Autobauers Opel auf. "Was die Opelaner und ihre Familien jetzt brauchen, sind keine Vorträge in Ordnungspolitik", sagte Müntefering der "Bild"-Zeitung. "Bei Opel müssen wir einen Pflock einschlagen und stabilisieren - ganz abgesehen davon, dass Tausende von Jobs bei den Zulieferern dranhängen", wurde der SPD-Chef weiter zitiert. Es solle so schnell wie mögliche "alles Menschenmögliche" getan werden, um dem Unternehmen zu helfen.

Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr äußerte der Wirtschaftsweise Franz die Hoffnung, dass die Zahl der Arbeitslosen unter der Vier-Millionen-Grenze bleiben werde. "Aber dafür werden wir reichlich Glück brauchen", sagte Franz. Zudem hält es der 65-Jährige für sehr riskant, aktuell Konjunkturprognosen für 2009 und 2010 abzugeben. Aufgrund der Einmaligkeit der Finanzkrise fehlten Konjunkturforschern die Erfahrungswerte. Franz hofft aber, dass der Wirtschaftseinbruch in diesem Jahr unter vier Prozent bleiben werde.

Durch die Krise werde die deutsche Wirtschaft um zwei Jahre zurückgeworfen, sagte Franz. Eine Verlängerung der Kurzarbeit auf 24 Monate oder ein drittes Konjunkturpaket lehnt er aber ab. "Ein Gerede über ein neues Paket bewirkt nur eine abwartende Haltung bei Konsumenten und Investoren und wird die Rezession nicht aufhalten können." Als Vorsitzender des Sachverständigenrats will Franz erreichen, dass die fünf Wirtschaftsweisen geschlossener auftreten. "Wir sind ein Team und meine Hauptaufgabe als Vorsitzender wird es sein, dass wir mehr als Team wahrgenommen werden", sagte Franz.

AP
joe/AP