Ukraine-Krieg Taurus-Raketen: Liefern Sie jetzt, Herr Scholz!

Kanzler Olaf Scholz auf dem Weg zum EU-Gipfel.
Kanzler Olaf Scholz auf dem Weg zum EU-Gipfel. Ein Streitpunkt weiterhin: Wie weit reicht die (Waffen-)Unterstützung für die Ukraine?
© Kay Nietfeld / DPA
Die Bundesrepublik wird vorerst keine Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern. Ein Fehler, meint stern-Autor Stefan Schmitz.

Andrii Chepil, ein junger Ukrainer, spielte Saxophon und gerne auch die Trembita, eine lange Naturtrompete aus Holz. Ein blonder Junge, der der Welt fehlen wird. Gefallen bei Robotyne im Süden der Ukraine. Das Geschoss, das ihn tötete, kam mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit über die Krim an die Front. Deshalb sehnen sich die Ukrainer nach Raketen wie der deutschen Taurus, mit denen sie die Zufahrtswege zur besetzten Halbinsel – es sind nur drei – zerstören können. Aber Deutschland liefert nicht. Der Kanzler zögert, weil er alles tun will, damit Deutschland nicht Kriegspartei wird.

Das sind schlechte Nachrichten für Andriis Kameraden. Und gute für alle, die weder den Sieg der Ukraine noch den von Freiheit und Recht herbeisehnen. Denn wenn die Ukraine gewinnen soll, wird Russland verlieren müssen – und dann kann es nicht das oberste Ziel sein, den Konflikt so einzuhegen, dass Putin nicht in Bedrängnis gerät.

Deutschland darf nicht zögern

Das muss er – und, ja, das ist ein riskanter Moment. Ihn aufzuschieben aber bedeutet, dass noch mehr junge Männer sterben werden. Andriis Leichnam übrigens konnte erst Wochen nach seinem Tod geborgen werden. Eine DNA-Analyse brachte Klarheit, dass der verwesenden Körper einst der des jungen Musikers war. Krieg ist grauenvoll. Wir müssen alles tun, dass er nicht zu uns kommt. Da hat Olaf Scholz recht. Aber gelingen wird das nicht, indem wir zögern, der Ukraine zu geben, was sie zum Sieg braucht.

Hinzu kommt: In Washington regiert das Chaos, in Osteuropa bröckelt die Unterstützung für die Ukraine und auch bei uns wächst das Gefühl, man solle sich doch erstmal um die eigenen Leute kümmern. Deutschland sollte da vorangehen. Beispiel sein. Zeigen, dass die Europäer sich um ihre Sicherheit eines Tages vielleicht ohne die USA kümmern können. Bleiben Sie besonnen, Herr Bundeskanzler. Liefern Sie, gerade deshalb, jetzt.

Politik-Ressortleiter Veit Medick sieht das völlig anders. Er sagt: Es ist gut, dass Scholz bremst. Seinen Kommentar lesen Sie hier.

feh