Nach Putin-Rede
"Die gesamte Ukraine ist gefährdet": Botschafter in Deutschland schlägt Alarm
Sehen Sie im Video: Ukrainischer Botschafter in Deutschland sorgt sich um Fortbestand seines Landes.
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk sieht nach der russischen Anerkennung der Separatistengebiete in der Ostukraine die gesamte Ukraine gefährdet. Entsprechend äußerte sich Melnyk am Dienstag in Berlin in einem Interview mit Reuters TV. "Also wir müssen leider davon ausgehen, dass das, was gestern befohlen wurde im Kreml, nur eben der erste Schritt war auf diesem wahrscheinlich langen Kriegspfad von Herrn Putin. Und das bedeutet, dass wir natürlich darauf jetzt vorbereitet werden müssen, dass die Truppen weiterhin geschickt werden können. Sie haben erwähnt den gesamten Donbass. Das bedeutet, dass laut den sogenannten Verfassungen dieser Fake-Republiken beträgt das Territorium eben auch die Gebiete, die seit acht Jahren unter der Kontrolle der Regierung bleibt. Und das heißt, diese Gefahr ist sehr hoch. Aber es geht Herrn Putin natürlich nicht nur um den Donbass allein, es geht um das Ganze. Es geht darum, dass die Staatlichkeit der Ukraine nicht nur infrage gestellt, sondern auch vernichtet werden kann. Und deswegen, das müsste man auch hier in Deutschland endlich begreifen." Der Botschafter begrüßte, dass Bundeskanzler Olaf Scholz die Ostseepipeline Nord Stream 2 vorerst auf Eis gelegt hat. "Natürlich ist jetzt diese Äußerungen des Bundeskanzlers oder der Bundesregierung eine gute Botschaft. Die Frage ist, ob diese Botschaft jetzt nicht zu spät kommt, denn man hätte, glaube ich, schon viel früher agieren müssen und diese präventiven Schritte in den Raum stellen. Das hätte auch nicht gekostet, also den Steuerzahlenden. Die Pipeline war ja nicht in Betrieb. Und deswegen - alleine die abschreckende Wirkung hätte vielleicht schon Herrn Putin davon abgeraten, diesen Krieg oder diese Kriegserklärung von gestern auch tatsächlich zu verkünden. Deswegen - es ist ein erster guter Schritt. Aber wie gesagt, in diesem Sanktionspaket müssten natürlich viele andere Schritte jetzt folgen und zwar sofort, noch heute oder spätestens morgen." Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung kritisierte Melnyk Deutschland: "Es ist schade, dass diese Warnungen und auch diese Mahnungen seit vielen Jahren, aber ganz besonders seit dem letzten Sommer hier in Deutschland, aber auch in Europa kaum auf ein Echo gestoßen sind. Man hat schlicht und einfach diese These von Herrn Putin ignoriert, dass er unsere Staatlichkeit in Frage stellt, dass er auch uns unser Existenzrecht, wenn Sie so wollen, bestreitet. Da hat man wirklich wahrscheinlich diese Naivität walten lassen. Heute sehen wir, dass Herr Putin ernst meint mit seinem geschichtlichen Narrative und das bedeutet, dass in der Tat die gesamte Ukraine gefährdet ist." Die Ukraine sei für einen Dialog mit Russland, aber dieser müsse auch Ergebnisse bringen, sagte Melnyk. Auf der anderen Seite hoffe er, dass sein Land nicht im Stich gelassen werde. Weder von den Amerikanern noch von den Deutschen.