Der Reise-Trend Mehr Meer

Von Lars Jensen
Ein Unternehmer aus Chile hat mit Crystal Lagoons das größte Freibad der Welt gebaut. Nun sind seine gigantischen Pools auch in Europa, Australien und Dubai gefragt.

Obwohl der chilenische Ort San Alfonso del Mar nur 100 Kilometer westlich von Santiago entfernt an einem malerischen Stück Küste liegt, ließen sich in der Gegend bis vor Kurzem nur wenige Touristen blicken: Das Wasser des Pazifiks ist zu kalt, und seine Strömungen zogen immer wieder Badende ins offene Meer. Der Biochemiker Fernando Fischmann sah seine Chance. Er errichtete in San Alfonso ein Meisterwerk der Ingenieurskunst: einen Riesenpool. Crystal Lagoons erstreckt sich direkt hinter der Düne über einen Kilometer Länge, das Becken ist 3 Meter tief und fasst den Inhalt von 6000 Standard-Pools von acht Meter Länge. Nun gibt es reichlich Folgeaufträge: Fischmanns Firma entwirft Pools in Argentinien, Griechenland, Dubai und Australien - einige sollen sogar größer werden als der in San Alfonso.

Herr Fischmann, haben Sie überhaupt schon mal eine volle Runde gedreht in Ihrem Pool in San Alfonso?

Na klar. Ich bin allerdings nicht geschwommen, sondern habe das Segelboot genommen. Eine Runde ist ja fast zwei Kilometer lang.

Muss man in dieser Badeanstalt mit dichtem Bootsverkehr rechnen?

Wir haben einen kleinen Anleger gebaut, da kann man sich Optimisten mieten. Auch Windsurfer und Taucher sind willkommen.

Wie kann sich so ein Koloss rechnen?

Sie müssen bedenken, dass wir nicht nur den Pool betreiben, sondern auch die Apartmenthäuser drumherum - nach der letzten Ausbaustufe werden es 24 Gebäude sein. Die laufenden Kosten für Crystal Lagoons sind übrigens geringer als bei den meisten öffentlichen Badeanstalten, die viel weniger Wasser fassen.

Wie machen Sie das?

Wir saugen das Meerwasser an und reinigen es mit einer Art Ultraschall. Etwa alle 48 Stunden tauschen Pumpen das Wasser im Pool komplett aus. Wir benötigen nur etwa ein Hundertstel der Menge an Chlor und anderen Chemikalien wie in herkömmlichen Pools.

Warum baden die Menschen lieber in der künstlichen Lagune als im Meer?

Weil in San Alfonso wie an vielen Abschnitten der chilenischen Küste das Baden verboten ist - zu gefährlich. Deswegen arbeiten wir allein in unserem Land an sechs Projekten.

Warum sind künstliche Lagunen in Brasilien, Ägypten, Panama nötig?

Unsere Auftraggeber haben unterschiedliche Probleme: Bei einigen ist das Wasser oder der Strand zu dreckig; sie wollen in der Nähe einer Steilküste bauen, oder ihr Grundstück ist zu weit vom Meer entfernt. Mit einer Crystal Lagoon kann man relativ günstig die Attraktivität eines Projekts steigern. Einen Golfplatz zu betreiben kostet pro Quadratmeter - je nach Klima - etwa das Doppelte bis Dreifache. Außerdem kann man mit einem Golfplatz heutzutage niemanden mehr überraschen.

Interessiert Sie auch der europäische Markt?

Natürlich, dort kämpft man doch auch mit verschmutzten Gewässern und Quallenplagen. Und in den bebauten Küstenbereichen und in Innenstädten lässt sich wunderbares Strandleben kreieren.

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