Streiks bei Lufthansa und Bahn Albtraum-Szenario für Reisende

Heute die Lufthansa, morgen die Bahn. Auch am zweiten Streiktag der Flugbegleiter sind noch keine Verhandlungen in Sicht. Die Verunsicherung unter den Passagieren nimmt zu. Und ab Donnerstag 4.30 Uhr müssen Bahnfahrer mit massiven Einschränkungen rechnen. Droht Deutschland ein Streik zweier Verkehrsmittel am selben Tag?

Frankfurt sitzt wie die Spinne mit Netz. Der Rhein-Main-Flughafen ist für die Lufthansa das wichtigste Drehkreuz. Kommt es hier zu Unregelmäßigkeiten im Flugverkehr, spüren weltweit Passagiere die Auswirkungen. Wenn durch einen Streik Abflüge verschoben werden oder Flüge ersatzlos ausfallen, sind Tausende betroffen. Vor den Lufthansa-Schaltern bildeten sich am Mittwoch lange Schlangen, weil das Bodenpersonal betroffene Kunden vertrösten und umbuchen musste.

Die Arbeitsniederlegungen am vergangen Freitag und heute seien "sehr effizient" gewesen, berichtete die Gewerkschaft Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO). Am Mittwochmorgen fielen während des Warnstreiks rund 80 Flüge aus. Sollte Lufthansa nicht einlenken, werde UFO über weitere Warnstreiks und gegebenenfalls auch über einen längerfristigen Arbeitskampf nachdenken, drohte UFO-Verhandlungsführer Joachim Müller. Für die Lufthansa sei der sechsstündige Arbeitskampf "grob unverhältnismäßig", so eine Lufthansa-Sprecherin, zumal das Unternehmen in dem einen oder anderen Verhandlungspunkt bereit sei, sich zu bewegen.

Wer innerhalb Deutschlands längere Strecken zurücklegen muss, kann bei einem Streik notfalls auf die Bahn ausweichen. Doch am Donnerstag könnten Reisende ein Szenario erleben, wie es Deutschland noch nicht gesehen hat. Wer mit einem gebuchten Lufthansa-Flugticket in der Tasche durch einen möglichen weiteren Warnstreik am Boden stehen gelassen wird, dürfte auch beim Umsteigen auf die Bahn nicht immer ans Ziel kommen. Denn für Donnerstag hat auch die Gewerkschaft Transnet Warnstreiks bei der Bahn angekündigt. Wenn zwei Verkehrsträger gleichzeitig streiken, wäre das Infrastraktur-Chaos perfekt.

Wo keine Züge rollen werden

Die Bahn-Gewerkschaft Transnet plant am Donnerstag punktuelle Warnstreiks, die allerdings deutschlandweite Auswirkungen haben. "Wir wollen dem Bahnvorstand ein klares Signal geben, dass die Eisenbahner es ernst meinen", erklärte Transnet-Chef Alexander Kirchner. Die Aktionen würden den Nah-, Fern- und Güterverkehr beeinflussen.

Auf Bahnkunden in Deutschland kommen an diesem Donnerstag erhebliche Behinderungen zu. Von 4.30 Uhr an bis zum späten Vormittag sollen mehrere Hundert Beschäftigte die Arbeit niederlegen, wie die Gewerkschaften Transnet und GDBA ankündigen. Betroffen sind die Städte Köln, Düsseldorf, Bremen, Hamburg, Berlin, Saalfeld, Magdeburg, Nürnberg und München. Der auch für die Bahn wichtige Verkehrsknotenpunkt Frankfurt steht nicht auf der Liste des Arbeitskampfes.

Das für Personal zuständige Bahn-Vorstandsmitglied Norbert Hansen, der früher selbst Transnet-Vorsitzender war, hatte zuletzt vergeblich an die Gewerkschaften appelliert, auf den Streik zu verzichten. Mit den Arbeitsniederlegungen wollen die Gewerkschaften in der laufenden Tarifrunde den Druck auf den bundeseigenen Konzern erhöhen. Sie fordern zehn Prozent mehr Geld und besser planbare Arbeitszeiten für die 130.000 Beschäftigten. Die Bahn hat bisher jeweils ein Prozent höhere Einkommen für 2009 und 2010 sowie Einmalzahlungen angeboten.

Der Zufall eines doppelten Warnstreiks

Dass die Gewerkschaften der Lufthansa-Flugbegleiter und die der Bahnbediensten am selben Tag ihre Muskel spielen lassen, scheint nicht geplant zu sein. "Wir können keine Rücksicht darauf nehmen, was bei der Bahn passiert", sagte UFO-Verhandlungsführer Joachim Müller im Gespräch mit stern.de . Die Gewerkschaften stehen nicht in direkten Kontakt. "Es ist nicht so, dass wir uns absprechen, um Deutschland lahm zu legen", so Joachim Müller. "Wir wollen ja nichts gegen die Volkswirtschaft tun."

Bisher hat sich die Flugbegleiter-Gewerkschaft nicht geäußert, wann und wo sie ihre Mitglieder zu einem Warnstreik aufrufen wird. UFO fordert für die rund 16.000 Beschäftigten eine Gehaltserhöhung von 15 Prozent, sowie eine höhere Ergebnisbeteiligung und bessere Arbeitsbedingungen. Wann UFO und Lufthansa am Verhandlungstisch wieder Platz nehmen, bleibt ebenfalls ungewiss.

Nach Informationen von stern.de wird die zentrale Streikleitung von UFO den nächsten Streik bei der Lufthansa mit einer Vorwarnzeit von zwölf Stunden bekannt geben. Daher muss ein gleichzeitiger Warnstreik von Bahn und Lufthansa am morgigen Donnerstag noch nicht Realität werden. Doch das Szenario eines Warnstreiks im Doppelpack ist für die nächsten Tage jederzeit denkbar.

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