Fast 25 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl öffnet die Ukraine das verstrahlte Sperrgebiet rund um das Kernkraftwerk in großem Stil für Touristen. "Es gibt zahlreiche Anfragen", sagte Oksana Nor von der Tschernobyl-Informationsstelle am Dienstag, wie Medien in Kiew berichteten. Bislang boten lediglich einzelne Fremdenführer Tschernobyl-Besuche für kleine Gruppen an.
Aber nicht alle Regierungsstellen sind begeistert von dem Vorhaben. Pjotr Waljanski vom ukrainischen Zivilschutzministerium etwa warnte vor schweren Gesundheitsschäden: "Ein Besuch der Region ist unsicher." Noch immer leiden Tausende von Menschen rund um Tschernobyl an den Folgen der radioaktiven Verseuchung.
Auf eigene Gefahr
Es seien bereits Touren entwickelt worden, die möglichst weit von den kontaminierten Gebieten entfernt lägen, entgegnete Nor. Und: Touristen besuchten die Gegend auf eigene Gefahr. Erst kürzlich hatte die Ukraine Tschernobyl in das offizielle Tourprogramm der Fußball-Europameisterschaft 2012 aufgenommen, die die Ex-Sowjetrepublik gemeinsam mit Polen ausrichtet.
Die Nuklearkatastrophe am 26. April 1986 setzte etwa 500 Mal mehr Strahlung frei als die US-Atombombe auf das japanische Hiroshima 1945. Bis heute ist die genaue Zahl der Opfer unklar. Atomkraftgegner sprechen von bis zu 100.000 Toten und Tausenden verstrahlten Menschen.
Im Dezember 2000 hatte die Ukraine den letzten der vier Blöcke in Tschernobyl abgeschaltet. Der explodierte Reaktor war mit einem Mantel aus Stahl und Blei geschützt worden. Pläne für eine neue Hunderte Millionen Euro teure Schutzhülle kommen äußerst schleppend voran.