"Sie bekommen das Geld sofort" 10.000 Dollar, wenn man seinen Platz aufgibt: Airline greift wegen Überbuchung zu verzweifelter Maßnahme

Boeing 757 von Delta
Beim einem Inlandsflug von Delta Airlines kam es zu einem ungewöhnlich hohen Entschädigungs-Angebot
© Imago Images
Wegen Personalmangels streichen Airlines rund um den Globus zahlreiche Flüge. Die Ausfälle und die gleichzeitigen Überbuchungen führen teils zu absurden Szenen an den Flughäfen – und zu hochattraktiven Prämien für Fluggäste, die es nicht so eilig haben.

Dichtes Gedränge an Check-in, Gepäckaufgabe und der Sicherheitskontrolle, gestrichene Flüge und langes Warten auf das Gepäck: Nachdem in der Pandemie die Belegschaften reduziert wurden, sorgt der angezogene Flugverkehr für frustrierende und teils absurde Szenen an Flughäfen. In den USA gipfelte das nun in einem extremen Angebot: Passagiere eines Inlandflugs bekamen 10.000 Dollar angeboten – wenn sie auf ihren Platz verzichteten.

Das berichteten gleich zwei Passagiere, die am Gate des Flugs von Michigan nach Minnesota saßen. Der Journalist Jason Aten teilte dem Magazin "Inc." zunächst seine eigene Erfahrung mit, später wurde die Geschichte bei "Fortune" von einem weiteren Mitreisenden namens Todd McCrumb bestätigt. Nach Angaben der beiden Zeugen hatte die Airline Delta den Flug am Donnerstag um acht Passagiere überbucht. Und versuchte die Wartenden mit immer größeren Geldsummen zum Bleiben zu überreden. 

Cash für den Sitzplatz

Die Verzweiflung der Crew war demnach groß. "Wenn Sie Apple Pay haben, bekommen Sie das Geld sofort", versuchte eine Stewardess Aten zufolge das Angebot schmackhafter zu machen. Doch die Passagiere blieben zunächst hart. Obwohl es sich um einen für US-Verhältnisse recht kurzen Flug handelt – die Alternative wäre eine 700 Kilometer lange Autofahrt – biss beim Ursprungsangebot von 5000 Dollar nach den beiden Zeugen kein einziger Passagier an. Als das Boarding begann, ging auch die Bleibe-Prämie nach oben: Delta erhöhte auf 7500 Dollar. Als die meisten Passagiere an Bord waren, kam die letzte Erhöhung: 10.000 Dollar cash wurden demjenigen geboten, der seinen Platz noch räumte.

Natürlich hatten auch Aten und McGrumb das Angebot erwogen. McGrumb hatte schließlich aus Rücksicht auf seine Frau darauf verzichtet. "Meine Frau hat gesundheitliche Probleme und kann nicht alleine reisen", erklärte er "Fortune". "Sie wollte aber auch nicht aussteigen, weil sie es wegen der Probleme kaum abwarten konnte, nach Hause zu kommen." Deshalb seien sie an Bord geblieben.

Schwere Entscheidung

Aten hätte im Nachhinein lieber das Geld genommen, gibt er zu. "Wir waren ursprünglich nicht darauf angesprungen, weil wir nicht wussten, um wie viele Plätze es geht", erzählt er. Denn: Seine Reisegruppe bestand aus genau acht Teilnehmern. "Hätten wir gewusst, dass sie acht Leute suchen, wären wir ausgestiegen. Aber als das bekannt wurde, waren bereits vier oder fünf andere auf das Angebot eingegangen." Seine Frau sei wenig begeistert gewesen, dass er auf das Geld verzichtet hatte, beichtete er in seinem Artikel.

Delta wollte das Angebot auf Anfrage von "Fortune" nicht bestätigen. "Dass man eine Kompensation anbieten kann, erlaubt unseren Mitarbeitern, die Flugzeuge rechtzeitig starten zu lassen", beließ es ein Sprecher bei einer allgemeinen Erklärung der in der Branche sehr üblichen Praxis. Die Airline kämpft wie viele andere mit Flugstreichungen, erst am Donnerstag hatte sich CEO Ed Bastian in einer E-Mail an die Vielflieger des Unternehmens für die aus Streichungen und Verspätungen entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigt. 

Quellen: Inc., Fortune

mma

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos