Inmitten grüner Berge, wo der Mekong sich durch das Tal schlängelt, wechseln sich prachtvolle Tempel mit französischer Kolonialarchitektur ab. Am Fuß der Tempel schützen sich im Schatten der Bäume in orangefarbene Gewänder gekleidete Buddhistenmönche vor der Mittagshitze. Aktiv werden sie wieder am Nachmittag, wenn kühlere Temperaturen die Arbeit erleichtern. Die frühere Königsstadt Luang Prabang ist ein Anziehungspunkt für diese jungen Männer, die im südostasiatischen Laos die Kunst der Tempelpflege erlernen wollen. Täglich lehnen sie ihre Bambusleitern an bunt verzierte Tempelgebäude und restaurieren die alten Fassaden.
"Juwel am Mekong"
Luang Prabang in Nordlaos ist Weltkulturerbe und lockt jährlich mehr und mehr Besucher an. Dennoch herrscht in der Kleinstadt eine allgegenwärtige Ruhe. "Laoten sprechen mit leiser Stimme", erklären Broschüren der Tourismusbehörde des Landes und bitten Besucher, ebenfalls leise zu sein. Selbst wenn man durch den bunt beleuchteten Nachtmarkt schlendert, hört man neben den eigenen Schritten nur verhaltenes "Sa Bei Dii", die Grüße der Händler. Die Atmosphäre könnte entspannter kaum sein. So kommt es schon mal vor, dass Postbedienstete erst geweckt werden müssen, wenn man Briefmarken kaufen will.
Umgeben ist Luang Prabang von Dschungel, Flüssen und Bergen. Wasserfälle mit vielen kleinen Becken laden zum Baden ein, die Berge mit ihren exotischen Dörfern sind das Ziel zahlreicher Wanderer. Die Natur und die vielen ethnischen Gruppen - 49 sind offiziell registriert - sind ein Markenzeichen von Laos, dessen Bewohner es gerne als "Juwel am Mekong" bezeichnen. Früher waren es auch wilde Elefanten, die inzwischen vom Aussterben bedroht sind. "Deren Lebensraum schrumpft von Jahr zu Jahr vor allem durch die Rodung von Wäldern", sagt Elefantenfreund, Markus Peschke, der Arbeitstiere aufkauft und ihnen auf der Anlage seines "Elephant Park Projects" nahe Luang Prabang ein besseres Leben ermöglicht.
Elefanten auf freiem Fuß
Mit seiner Initiative will der Deutsche auf die kritische Lage der Dickhäuter aufmerksam machen und mithilfe der Touristen eine Perspektive für Arbeitstiere schaffen, die bei der Rodung von Wäldern eingesetzt und häufig misshandelt werden. "Im Elephant Park Project" tragen die Tiere höchstens vier Stunden am Tag Touristen durch die Natur. "Damit können sie sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen", sagt Peschke. Die restliche Zeit verbringen sie nicht, wie bei vielen anderen Anbietern von Elefantenritten in Südostasien, angekettet an einen Baum, sondern auf freiem Fuß.
Neben Privatleuten wie Peschke macht sich inzwischen auch die laotische Regierung für die vielfältige Fauna und Flora im Land stark. Es gibt in Laos 20 Naturschutzgebiete, die 14 Prozent der Fläche des Landes ausmachen. In Zukunft sollen die geschützten Gebiete noch weiter wachsen. "80 Prozent der Touristen kommen wegen der Natur nach Laos", weiß der Direktor des Anbieters von Ökotouren "Green Discovery", Inthy Deuansavan. "Sie wollen in ursprünglicher Umgebung klettern, wandern, Kanu fahren."
Einzigartige Natur
Im Gegensatz zu seinen Nachbarn hat das Land eine Menge unerkundeter Wälder, Flüsse und Höhlen zu bieten. Das Tierreich umfasst neben wilden Elefanten auch Schakale, Bären, Leoparden und Tiger. Hinzu kommen mehr als 800 Vogelarten und unzählige Schmetterlinge. Eine Besonderheit ist der seltene Irrawaddy Delfin, der im Grenzgebiet zu Kambodscha, wo der Mekong in vielen kleinen Kanälen verläuft, zu Hause ist.
Um diese einzigartige Natur zu erhalten, fördert das Land Ökotourismusprojekte. "Es ist wichtig, vor allem die Bergvölker in diese Aktivitäten einzubinden", sagt Deuansavan. Die Bergvölker, darunter die sino-tibetanischen Hmong, lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft und Jagd. "Oft roden sie Wald zugunsten von Anbauflächen." Mit dem Tourismus soll eine neue Einnahmequelle hinzukommen. "Wir helfen Dörfern beim Aufbau von Übernachtungs- und Kulturangeboten für Urlauber, die auf ihren Wanderungen vorbeikommen", sagt der Touranbieter. Vor allem in der Nordprovinz Luang Nam Tha, wo die meisten ethnischen Gruppen leben, seien die Bergdörfer dank der bunten Trachten ihrer Bewohner ein beliebtes Reiseziel.
Hund, Ratte und Heuschrecke
Ein imposantes Stück Khmer-Kultur steht im Süden des Landes. In der Provinz Champasak sind die spektakulären Khmer Palast- und Tempelanlagen von Wat Phu zu sehen. Beeinflusst von hindu- und buddhistischer Architektur erinnern die Bauwerke an das später errichtete Angkor Wat in Kambodscha. Mysteriös ist die Ebene der Tonkrüge bei Phonsavan. Bis zu sechs Tonnen schwere Steingefäße liegen dort verstreut. Wie die aus nicht lokalem Stein gemachten Urnen dorthin gelangten, ist unklar. Die Ebene sollte nur mit erfahrenen Touristenführern besucht werden, da viele Blindgänger aus Zeiten des Vietnamkriegs eine Gefahr darstellen. Die USA hatten den Ho-Chi-Minh-Pfad über Jahre hinweg bombardiert, obwohl sie offiziell keinen Krieg mit Laos führten.
Wer durch das asiatische Land reist, sollte auch die traditionellen laotischen Gerichte kennen lernen. Ein Grundnahrungsmittel ist Klebreis, den man beim Essen zu kleinen Kugeln formt und dann in die Soße tunkt. Bratreis und Bratnudeln sowie kräftig gewürzte Nudelsuppen sind überall zu finden. Ein wichtiger Bestandteil des Essens ist Chili - in großen Mengen. Besonders beliebt sind Ingwer-Huhn und Lap, ein Salat aus Fleisch, Minze, Limettensaft, Schalotten und Chili. Speisen wie die Einheimischen kann man am besten an den Ständen des Nachtmarktes in Luang Prabang. Die meisten Touristen gehen auf Nummer sicher und halten sich an vegetarische Gerichte. Wer mutig ist, kann die kulinarische Erkundungstour ausweiten. Aber Vorsicht: In Laos stehen auch Hund, Ratte und Heuschrecke auf der Speisekarte.