Es ist ein traumhafter Anblick: Beim Landeanflug auf den Flughafen der Malediven-Hauptstadt Malé tauchen Dutzende von ringförmigen Inseln unter der Tragfläche auf. In der Mitte der Atolle schimmert das flache Wasser türkis. Palmen säumen die schmalen Strände.
Am Flughafen auf der Insel Hulhulé trennen sich die Wege der Passagiere: Mit Schiffen fahren die Einheimischen zur benachbarten Hauptinsel Malé und ihren Inseln weiter. Die Urlauber werden per Boot oder mit dem Wasserflugzeug zu den Ferienresorts auf den Atollen weitertransportiert. Nur etwa 200 der knapp 1200 Inseln sind bewohnt.
Abgeschieden wie Robinson
Seit den 70er Jahren boomt der Tourismus auf den Malediven. Nach und nach wurden unbewohnte Atolle in Urlaubsinseln verwandelt, mit Anleger, Hotel, Restaurants und Unterkünfte für die Angestellten. Nach Schätzungen setzt die Tourismusbranche jährlich rund 1,2 Milliarden Euro um und trägt mit etwa 30 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Das Land ist vor allem ein Ziel für Tauch- und Hochzeitsreisen. Im vergangenen Jahr reisten eine Million Touristen auf die Maldiven, darunter 80.000 aus Deutschland. Die meisten von ihnen wollen einfach abschalten, abtauchen und sich verwöhnen lassen. Ausflüge mit Besichtigungstouren und Kulturtourismus stehen nicht auf dem Programm, höchstens Tauchgänge und Wellness-Anwendungen in den Luxushotels auf Stelzen über dem Meer.
Putsch unter Palmen
Dass es sich bei den Malediven um eine islamische Republik handelt, wissen nur die wenigsten Feriengäste. Auch herrscht Alkoholverbot für die 400.000 Einheimischen. Von den innenpolitischen Spannungen bekommen die Besucher durch die konsequente Isolation auf ihren Hotelinseln nichts mit. Über 30 Jahre herrschte Maumoon Abdul Gayoom. Oppositionsparteien waren nicht zugelassen, die Rede- und Meinungsfreiheit war eingeschränkt. Amnesty International berichtete immer wieder von Menschenrechtsverletzungen.
Seit 2008 wurde die knapp 50 Jahre alte Republik erstmals von einem frei gewählten Präsidenten regiert, vom Ozeanographen Mohamed Nasheed, der als Oppositioneller seit 1989 über ein Dutzend Mal festgenommen worden war. Medienwirksam machte er auch auf die umweltpolitischen Probleme des Landes und den drohenden Untergang seines Landes durch den Klimawandel aufmerksam, indem er eine Kabinettssitzung unter Wasser abgehalten hatte. Auch wollte er das Land stärker demokratisieren und die Korruption bekämpfen. Besucher sollten nicht nur die kunstlichen Urlauberinsel sehen. "Wir werden das Land ohne Restriktionen öffnen", sagte Nasheed bei seinem Amtsantritt. Im vorigen Jahr eröffneten auch Unterkünfte für Touristen auf den bisher abgeschotteten Inseln.
Doch nach wochenlangen Protesten, die von Oppositionsparteien organisiert waren, hat Mohamed Nasheed am Dienstag seinen Rücktritt erklärt. Kurz nach Weihnachten hatte sich die Regierung dem Druck islamischer Kräfte gebeugt und vorübergehend die Schließung der Wellness-Bereiche in den Urlauberhotels angeordnet. Bei den Massageangeboten soll es sich angeblich um getarnte Bordelle gehandelt haben.
Tourismusministerium versucht zu beruhigen
Im Januar eskalierten die Spannungen, nachdem der vorsitzende Richter des Strafgerichtshofs festgenommen wurde, der die Freilassung eines Regierungskritikers angeordnet hatte. In den vergangenen Tagen kam es vermehrt zu Protesten, Soldaten setzten gegen Demonstranten in der Hauptstadt Tränengas ein.
Das Auswärtige Amt rät schon seit Januar zur Vorsicht bei Besuchen der Malediven. "Infolge einer akuten politischen Krise kommt es in Male zu zum Teil gewalttätigen Demonstrationen", heißt es in den Reise- und Sicherheitshinweisen. Gleichzeitig beruhigt die Berliner Behörde die Pauschaltouristen: "Nach derzeit vorliegenden Informationen erstrecken sich die gegenwärtigen Unruhen nicht auf die Flughafeninsel oder die Ferienresorts."
Auch ein Sprecher des Tourismusministeriums der Maldiven übt sich in Schadenbegrenzung: "Wir können versichern, dass die derzeitigen Probleme auf den Malediven keinerlei Auswirkung auf Touristen haben werden." Doch besser dürfte es sein, sich vor Reiseantritt in Richtung Malediven beim jeweiligen Reiseveranstalter nach der aktuellen Lage zu erkundigen.