Der maledivische Präsident Mohammed Nasheed hat seinen Rücktritt bekanntgegeben. Der Abdankung waren dreiwöchige Proteste in der Bevölkerung vorausgegangen. Am Morgen hatten dann meuternde Polizisten das Staatsfernsehen unter ihre Kontrolle gebracht. "Es ist für das Land in der derzeitigen Situation besser, dass ich zurücktrete", sagte Nasheed in einer Fernsehansprache. "Ich will das Land nicht mit eiserner Hand führen. Ich trete zurück."
Wenige Stunden später wurde sein Stellvertreter Mohamed Waheed zum neuen Staatschef erklärt. Waheed sei im Parlament in Male vereidigt worden, teilte ein Parlamentssprecher mit. Er solle bis zum Ende der ursprünglichen Amtszeit des bisherigen Präsident Mohamed Nasheed im November 2013 im Amt bleiben. Nasheed wurde 2008 der erste demokratisch gewählte Präsident des Archipels aus 1200 Inseln. Ihm wird die Demokratisierung der Inselrepublik zugeschrieben. Die 30-jährige Herrschaft seines Vorgängers Maumoon Abdul Gayoom, der Nashed einen Machtkampf geliefert hatte, galt als autoritär.
Die jüngsten Proteste hatten sich im vergangenen Monat an der Festnahme des Vorsitzenden Richters des Strafgerichtshofs, Abdulla Mohamed, entzündet. Ihm wurde Fehlverhalten und die unzulässige Bevorzugung von Oppositionsvertretern vorgeworfen. Der Oberste Gerichtshof hatte die Freilassung von Mohamed gefordert, der aber in Militärhaft blieb.
Opposition fordert Festnahme des Präsidenten
Oppositionsführer Hassan Saeed forderte, Nasheed müsse festgenommen werden. Dem bisherigen Präsidenten solle wegen "Korruption und Machtmissbrauchs" der Prozess gemacht werden, sagte Saeed, der Chef der Dhivehi-Qaumee-Partei. Nasheed habe "häufig die Verfassung gebrochen". Die Armee erklärte, Nasheed befinde sich an seinem Wohnsitz; er sei nicht festgenommen worden.
Dem neuen Präsidenten Waheed sagte ein Sprecher von Gayooms Fortschritts-Partei PPM die Unterstützung der Opposition zu. "Die Demonstrationen der Opposition sind beendet und wir erwarten eine Normalisierung der Lage."
Waheed gilt als westlich geprägt und hat lange bei den Vereinten Nationen gearbeitet. Nasheed hatte jahrelang friedlich für demokratische Reformen auf den Malediven gekämpft. Unter Gayoom war er politischer Gefangener.
Beliebtes Ziel für Flitterwochen
Die Malediven sind ein beliebtes Urlaubsland und werden häufig auf Hochzeitsreisen angesteuert. Der Tourismus ist der größte Wirtschaftsfaktor und erzeugt ein Drittel der Wirtschaftsleistung des Landes.
Das Auswärtige Amt in Berlin rät seit Januar zur Vorsicht bei Besuchen der Malediven. "Aufgrund innenpolitischer Spannungen haben in jüngster Zeit in der Hauptstadt Male mehrfach Demonstrationen mit teilweise gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei stattgefunden", heißt es in den Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes. "Touristen wird daher momentan geraten, größere Menschenansammlungen in der Hauptstadt zu meiden."