Rund drei Wochen ist es her, dass vor der Südostküste von Mauritius ein japanischer Frachter auf Grund ging. Tagelang wurde er von den Wellen des tosenden Meers gepeitscht – bis einer seiner Tanks riss. Mehr als 1000 Tonnen Treibstoff flossen in die Lagune vor Pointe d'Esny. Während Einsatzkräfte und Tausende freiwillige Helfer in einem Wettlauf gegen die Zeit versuchen, das Öl zu entfernen, nennt die Regierung es schon jetzt das schlimmste ökologische Desaster, das Mauritius je erlebt hat. Zumal der Frachter inzwischen auseinandergebrochen sein soll.
Der kleine Inselstaat im Indischen Ozean lebt vom Tourismus. Die kristallklaren Gewässer und kilometerlangen weißen Strände ziehen jährlich mehr Urlauber an, als es Einwohner gibt - 1,38 Millionen im Jahr 2019. Der Sektor machte 2017 dem Tourismusministerium zufolge acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts und zehn Prozent der Beschäftigung aus.
"Alle Menschen werden betroffen sein"
Das Paradies Mauritius wird nun bedroht. Tonnenweise Öl wurde bereits an Land geschwemmt, wie eine Decke liegt es auf Küstenstreifen und klebt zwischen den Mangrovenbäumen. Umweltschützer machen sich vor allem Sorgen, dass sich der Treibstoff auf dem Meeresboden festsetzen könnte, sollte er nicht schnell genug abgepumpt werden. "Korallen werden sterben", sagt Vikash Tatayah von der Mauritian Wildlife Foundation. Die Katastrophe könne schwere Konsequenzen für etliche Tierarten haben, und dies könne sich durch das ganze Ökosystem ziehen, warnt Kromer. Die Bucht zu säubern wird Tatayah zufolge Monate, wenn nicht Jahre dauern. "Um sie zu ihrem Ursprung wiederherzustellen, wird es Jahrzehnte dauern."
"Für die meisten Menschen in dieser Küstenregion ist die Lebensgrundlage das Meer", sagt der Umweltberater Sunil Dowarkasing. Viele Bewohner verdienen ihr Geld durch Tauch- und Schnorchel-Touren. Wie Buldewa, der dort nun erst einmal keine Tauchgänge anbieten kann. Zudem sind Hotels, Restaurants und Cafés auf Besucher angewiesen, die in diese Bucht kommen, um im Meer zu schwimmen, tauchen oder schnorcheln. Und im Ort Mahébourg sind Dowarkasing zufolge mindestens 400 Fischer registriert, die von den Meerestieren in der Bucht abhängig sind. Vom Tauchlehrer bis zum Obsthändler - "alle Menschen werden betroffen sein".