Las Vegas in der Krise Spielend sparen in Las Vegas

Von Helmut Werb
Die von Superlativen und hohen Wachstumraten verwöhnte Spielerstadt wird vom Abschwung getroffen. Zum großen Vorteil für die Gäste. Denn die Hotelpreise sind im freien Fall. Seit Jahren war Luxus in Las Vegas nicht mehr so preiswert zu haben.

Wer im Augenblick Spielgeld übrig hat, kann in der "Sin City USA" die besten Schnäppchen machen. Das Sündenbabel in der Wüste Nevadas gibt es im Augenblick im Angebot. Googeln Sie mal nach dem Begriff "Las Vegas". Sofort landen Sie bei 150 Millionen Treffern. Aber wenn Sie "Las Vegas deals" eintippen, finden Sie 15 Millionen Treffer - was bedeutet, dass jeder Zehnte, der sich für Las Vegas interessiert, nicht den Wetterbericht, die Verkehrsmeldungen oder eine Hausnummer wissen möchte, sondern nur nach dem günstigsten Hotelzimmer sucht. Und davon gibt es gerade viele.

Seit die Finanzkrise alle Einkommensbereiche in den USA erreicht hat, fliegen weniger Besucher auf Las Vegas. Fast 30 Prozent sind die Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen, allein der Glückspiel-Umsatz ging um 23 Prozent zurück. Vor allem die Touristen aus Europa und Asien bleiben aus. Die Zocker, die schon mal sechsstellige Summer liegen lassen, kommen zwar immer noch, aber selbst diese wohlbetuchte Klientel zeigt sich plötzlich preisbewusst. Die sonst mit freigiebigen Spielern überquellenden Hotels haben plötzlich Sorgen, Zehntausende von Zimmern zu füllen und schicken ihre Mitarbeiter vorsichtshalber in die Zwangsferien. Auf den einladenden Gehwegen des Vegas Strips, sonst von Touristen aus Iowa, Seoul oder Castrop-Rauxel überrannt, gibt es genügend Spielraum. In den Kasinos sind die Tische zwar nicht leer, aber selbst an Wochenenden sind Plätze am Baccarat-Tisch leicht zu ergattern.

Hilfe vom Präsidenten

Doch die Betreiber der Vegas-Touristikindustrie sind rechnende Unternehmer. Wird das Produkt vom Verbraucher nicht angenommen, wird in Windeseile der Preis solange reduziert, bis entweder Betten und Slot-Machines wieder voll sind, oder im schlimmsten Fall der finanzielle Untergang eingeläutet wird. Folgerichtig hat die vornehme "Gaming Industry" des Bundesstaates Nevada in vorauseilender Sorge bereits im Weißen Haus anklingeln lassen, um den neuen Präsidenten auf ein eventuelles Bail-Out-Begehren vorzubereiten - frei nach dem Motto: Wenn es für Chrysler was gibt, sollte auch ein Hotelcasino Circus Circus etwas abbekommen.

Ausgerechnet mitten in der Baisse hat Las Vegas-Altmeister Steve Wynn nun sein zweites Super-Luxus-Hotelkasino eröffnet, das "Encore", ein Zwilling zum legendären "Wynn's", was dem Begriff "soft opening" eine ungewollte neue Bedeutung gibt. Offiziell wird zwar darauf bestanden, dass in beiden Wynn-Häusern keine Rabatte gegeben werden. Auf den Plakatsäulen in Los Angeles jedoch, einem der wichtigsten Vegas-Märkte, wurden im Februar edelste "Encore"-Logis für knappe 130 Dollar angeboten, um die Hälfte weniger als der ursprünglich angepeilte Zimmerpreis. Das schnieke "Bellagio" schnürt ebenfalls Pakete, die auf Zimmerpreisen von 130 Dollar beruhen. Und selbst Klassiker wie "Caesar's Palace", das "Venetian" oder das "MGM" bieten auf ihren Webseiten Konditionen an, die noch vor einem Jahr undenkbar gewesen wären.

Luxus am Lake Las Vegas

Die luxuriöseste Schiene wird jedoch eine halbe Autostunde außerhalb von Las Vegas gefahren. Als vor einigen Jahren ein ganzer See mit synthetischem Dorf, Golfplatz und Schiffsanlegestelle aus dem Wüstensand gestampft wurde, schüttelten selbst risiko-freudigste Vegas-Enterpreneure den Kopf. Aber seit die Ritz-Carlton-Gruppe das Flagschiffhotel in Lake Las Vegas übernommen hat, ist der handgemachte See zur schickeren Adresse avanciert. Eine 40-Dollar-Taxifahrt abseits vom Strip werden Ruhe, feinste Restaurants und eine Rarität geboten: kein Kasino-Geklimper, und keine Spur von überkandideltem Designer-Hotel. Wer keine Lust auf einarmige Banditen oder kreischende Würfelwerfer hat, kann am Lake Las Vegas paddeln, Mountain-Biken oder sogar Fliegenfischen von einem Profi-Angler lernen.

Neben dem Ritz-Carlton gibt es noch das Loews Lake Las Vegas Resort, das dem Ritz-Carlton in Sachen Luxus nur wenig nachsteht und mit den Restaurants "Marssa" und "Café Tajine" über zwei der besseren Gourmet-Tempel im Großraum Las Vegas verfügt. Auch hier sträubt sich die Direktion, das hässliche Wort "Discount" in den Mund zu nehmen. Aber das Ritz-Carlton bietet Zimmerpreise wie im Loews Lake Las Vegas ab 159 US-Dollar an. Das Golf-Package gibt es für 379 US-Dollar pro Nacht - nicht schlecht, wenn man bedenkt , dass eine Runde Golf in Las Vegas mehrere hundert Dollar kosten kann.

Der Nevada-Schnäppchen-Markt mag sich schnell verteuern, sollten die Besucherzahlen wieder anziehen. Darauf hofft die Spieler-Branche. Doch im Augenblick ist Luxus in Las Vegas zu äußerst erschwinglichen Preisen zu haben.

Weitere Infos
Fremdenverkehrsamt
Las Vegas Convention and Visitors Authority: www.visitlasvegas.de
Anreise
Condor fliegt zweimal pro Woche nonstop ab Frankfurt: www.condor.com
Übernachten
Ritz-Carlton Lake Las Vegas, Zimmer ab 159 US-Dollar: www.ritzcarlton.com

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