Der Ton gegen die LGBTQ-Community hat sich in konservativen US-Bundesstaaten immer weiter verschärft. So sehr, dass Kanada nun sogar eine Reisewarnung ausspricht.
Die kanadische Regierung hat am Dienstag in die USA reisende Mitglieder der LGBTQ-Gemeinde vor Risiken in einigen Teilen des Landes gewarnt. In einem auf der Webseite des Außenministeriums veröffentlichten Hinweis werden die betroffenen Reisenden aufgefordert, "staatliche und örtliche Gesetze und Richtlinien zu überprüfen", die Mitglieder der LGBTQ-Gemeinde betreffen könnten.
Bisher wurden Warnungen dieser Art vor allem für Länder veröffentlicht, die für eine Missachtung der Rechte von LGBTQ-Personen bekannt sind, etwa Russland, Ägypten oder Uganda.
Die USA sind für Menschen aus Kanada das beliebteste Reiseziel
"Wir haben Experten in der Regierung, deren Aufgabe es ist, sich in der Welt umzusehen und zu prüfen, ob es besondere Gefahren für bestimmte Gruppen von Kanadiern gibt", sagte die stellvertretende Premierministerin Chrystia Freeland auf einer Pressekonferenz am Dienstag (Ortszeit) und betonte, dass die Warnung nicht politischer Natur sei.
In Kanada leben rund 40 Millionen Menschen, rund eine Million gehören der LGBTQ-Gemeinde an. Die USA sind das beliebteste Reiseziel die Kanadier, allein im Juni statteten sie dem Nachbarland 2,8 Millionen Besuche ab.
Die Ankündigung erfolgt vor dem Hintergrund einer sich verschärfenden Anti-LGBTQ-Rhetorik in den USA: Einige Bundesstaaten versuchen zum Beispiel, Drag-Shows zu untersagen oder Transgender-Personen die Teilnahme an Sportveranstaltungen zu verbieten. Befürworter solcher Beschränkungen rufen auch zu Boykotten von Marken wie der Supermarktkette Target auf, die LGBTQ-Belange öffentlich unterstützen.
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Die Zeit vor dem 28. Juni 1969
Die Zeit vor dem 28. Juni 1969, dem Tag der Stonewall-Aufstände, war geprägt von Protesten – nicht unbedingt für die Rechte von Homosexuellen, jedoch von Aufständen gegen den Vietnamkrieg und für mehr Freiheit im Generellen. Es tat sich also etwas in der Gesellschaft, wenn auch nicht für die Anhänger der LGBTQ+-Community. Denn nur die wenigsten Menschen hatten sich zu damaliger Zeit geoutet – aus Angst vor den gesellschaftlichen Konsequenzen und Reaktionen. Die Zeit der freien Liebe galt nicht für Homosexuelle. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges vermuteten Psychiater die "Ursache" für Homosexualität in einem "hormonellen Ungleichgewicht", das es mit Medikamenten zu behandeln galt. Polizisten versuchten "Betroffene" auf regelmäßigen Razzien zu ahnden, um sie im besten Fall in Flagranti zu erwischen und der Prostitution anzuklagen. Dennoch kristallisierte sich New York zunehmend als Treffpunkt homosexueller Menschen heraus. Ursache dafür waren unter anderem die zahlreichen, homosexuellen Kriegsveteranen, die nach dem Weltkrieg in die Metropole strömten, um sich hier niederzulassen. Gut 15 Jahre später hatte New York mehr als 40 schwule sowie etwa vier lesbische Bars, die Menschen trauten sich zunehmend – wenn auch nicht in der breiten Öffentlichkeit – zu ihrer Sexualität zu stehen. Im November 1950 wurde dann die erste homosexuelle Organisation der Vereinigten Staaten, die sich offiziell für die Rechte Homosexueller einsetzte, gegründet. 14 Jahre später ging eine Gruppe von etwa zehn homosexuellen Demonstranten erstmals auf die Straßen New Yorks, um für ihre Rechte öffentlich einzustehen – wenn auch mit wenig Erfolg, da Razzien und Hass weiterhin dominierten.
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