QUEERFEINDLICHKEIT IN DEUTSCHLAND Wieso sich die nonbinäre Leni Bolt in Spanien sicherer fühlt als in Deutschland

  • von Stephan Seiler (Protokoll)
Leni Bolt ist pansexuell und nonbinär. Sie lebte früher in Berlin, ist aber nach Mallorca ausgewandert, unter anderem auch wegen der Queerfeindlichkeit, die sie erlebt hat. Wegen ihres Aussehens sei sie in der Hauptstadt häufig von Hetero-Männern sexualisiert worden
Leni Bolt ist pansexuell und nonbinär. Sie lebte früher in Berlin, ist aber nach Mallorca ausgewandert, unter anderem auch wegen der Queerfeindlichkeit, die sie erlebt hat. Wegen ihres Aussehens sei sie in der Hauptstadt häufig von Hetero-Männern sexualisiert worden
© Julie Neiss/YOUciety
Fragt man Autorin und Coach Leni Bolt danach, warum sie vor zwei Jahren nach Mallorca gezogen ist, antwortet sie nicht mit dem schönen Wetter, sondern mit der wachsenden Trans- und Homophobie: "Wenn du queer bist, lebst du in Berlin gefährlich."

Leni Bolt hieß früher anders. Sie ist nonbinär, identifiziert sich also weder als männlich noch als weiblich. Aufgewachsen in Soest in Nordrhein-Westfalen, merkte sie schon als Kind, dass sie mit dem Begriff "Junge", der in ihrer Geburtsurkunde steht, nicht viel anfangen kann. Zudem definiert sich die 30-Jährige als pansexuell, fühlt sich also von anderen Menschen unabhängig von deren Geschlecht angezogen.

Acht Jahre lang lebte Bolt in Berlin, arbeitete hier als Social-Media-Beraterin in einer Agentur. Nach einem Burn-out nahm sie eine Pause und machte in den sozialen Medien ihre Suche nach einem weniger stressigen Leben publik. Mittlerweile hat sie fast 50.000 Follower auf Instagram und arbeitet als Coachin. In der ersten und einzigen deutschen Staffel der Netflix-Show "Queer Eye" gehörte sie zum Expertinnen-Team.
Vor drei Jahren verließ Bolt Berlin und zog auf die Balearen, weil sie die Queerfeindlichkeit in der Hauptstadt nicht mehr ausgehalten habe, wie sie sagt.