Im vergangenen Jahr hatte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) auf seine jährliche Bewertung der Kreuzfahrtschiffe verzichtet. Während der Corona-Pandemie war der Schiffsbetrieb teilweise zum Erliegen gekommen. Doch die Reedereien haben die Zeit genutzt, um auf Schiffen neue Technologien einzuführen. "Nicht alles ist schlecht", sagte Malte Siegert vom Nabu bei der Präsentation der zehnten Kreuzfahrt-Ranking in Hamburg.
Insgesamt wurden 19 Reedereien befragt – so viele wie noch nie reagierten auf die Anfragen der Umweltschutzorganisation. Der Erstplatzierte, die norwegische Postschifflinie Hurtigruten, erreicht die Hälfte der 17 möglichen Punkte. Zu den ersten fünf Unternehmen gehören auch drei deutsche, nämlich Aida Cruises, Hapag-Lloyd Cruises und Tui Cruises.
"Dass Hurtigruten als Gewinner dasteht zeigt, dass Kreuzfahrten auf festen Routen entlang der Küsten die notwendigen Klima- und Umweltmaßnahmen berechenbarer und damit leichter umsetzbar machen. Er zeigt aber auch, dass strenge Regulierung hilft", so Sönke Diesener vom Nabu.
Regulierung als Hebel für mehr Umweltschutz bei der Kreuzfahrt
In Norwegen seien die Regulierungen bereits jetzt schärfer. So gibt es seit 2007 strikte Stickoxidvorgaben, und ab 2027 dürfen bestimmte Fjorde nur noch mit Null-Emissions-Schiffen befahren werden.
Bisher gibt es zu wenig Projekte zu mehr Klimafreundlichkeit, die zeitnah im größeren Maßstab umgesetzt werden. Von vielen Unternehmen kommen eher schöne Worte und Ankündigungen. Zu wenig werde getan und konkret umgesetzt, um die Situation zu verbessern, lautet die Kritik vom Nabu.
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Nicht übersehen wurden einzelne Initiativen, insbesondere von deutschen Reedereien: Akkus und Brennstoffzellen als Ergänzung zum Verbrennungsmotor kommen zum Teil bereits zum Einsatz. Die Häfen in Hamburg, Kiel und Rostock verfügen inzwischen über einen Landstromanschluss für Kreuzfahrtschiffe.
Außerdem verwenden die Reedereien Hurtigruten, Hapag-Lloyd Cruises, Ponant und Phönix Reisen auf ihren Schiffen Marinediesel und verzichten auf Schweröl. Insbesondere für US-Reedereien bleibt das giftige Schweröl weiterhin erste Wahl. Der gesellschaftliche Druck für eine bessere Umweltbilanz sei in Nordamerika viel weniger ausgeprägt als in Europa, sagte Malte Siegert.

"Nur Unternehmen, die heute aus dem Schweröl aussteigen und für alle Neubauten Null-Emissionen als Standard vorsehen, können glaubhaft machen, dass die Ankündigungen für eine klimaneutrale Zukunft der Kreuzschifffahrt wirklich ernst gemeint sind" – so lautet das Fazit des zehnten Kreuzfahrt-Rankings des Nabu.
Quelle: www.nabu.de
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