Eine Schiffstaufe mal anders: ohne Feuerwerk und ohne einen Schiffkapitän, der die Taufpatin zum magischen Knopf führt, der den Mechanismus auslöst, um die Champagnerflasche gegen die Bordwand knallen zu lassen. "Ich habe so etwas noch nie gemacht", sagt die Sängerin Katy Perry, als sie im Theater an Bord des neuen Kreuzfahrtschffes "Norwegian Prima" auf die Bühne kommt. "Was für eine besondere Atmosphäre."
Nach den offiziellen Reden der Reederei-Chefs von Norwegian Cruise Line (NCL), der Segnung des Neubaus durch den bärtigen Wikinger und Bischof David Tencer und den witzigen Worten von Rabbiner Marc Labowitz aus Miami ist Katy Perry der Star des Abends. In wenigen Sekunden und mit einem Satz ist das Ritual vollzogen: "Ich taufe dieses Schiff auf den Namen 'Norwegian Prima'."
Über die Leinwand wird auf die Bühne des Theaters das Bild von außen übertragen, wie die Flasche zerspringt und der Champagner an der Bordwand herunterfließt. NCL-Chef Harry Sommer hüpft vor Freude in die Höhe, die geladenen Gäste jubeln.
Doch das war erst der Anfang. Erneut erscheint Katy Perry auf der Bühne, dieses Mal mit ihren Musikern. Das blau schillernde Kleid der Taufzeremonie hat sie gegen ein Fliegenpilzkostüm mit knallrotem Lackbody und Fransen-Chaps getauscht. Und statt einer halben Stunde singt sie am Ende mehr als doppelt so lang wie geplant, reißt bei ihrem Welthit „I kissed a girl“ das Publikum von den Sesseln, geht in die Menge, schüttelt Hände und gibt eine Zugabe nach der anderen, unter anderem den Ohrwurm "Firework" – also doch eine Taufe mit zumindest musikalischem Feuerwerk.
Die "Norwegian Prima" will premium sein
Mit der Schiffstaufe möchte sich die in Miami beheimatete US-Reederei zurückmelden. "Norwegian is back, is better", sagte Frank del Rio, der Präsident und CEO der Norwegian Cruise Line Holdings, in seiner Ansprache zuvor. Nach 500 Tagen Zwangspause durch die Pandemie, 36.000 Crew-Mitgliedern ohne Arbeit und Lohn – und für die Reederei ohne Umsatz – wird NCL mit der "Prima" auch bigger.
Denn wie der Name impliziert, ist der Neubau nur das erste Exemplar einer neuen Schiffsklasse. Bis 2027 entsteht jedes Jahr auf der Fincantieri-Werft bei Venedig ein baugleicher Typ. Zusammen mit diesen sechs Schiffen der Prima-Klasse und weiteren Neubauten der anderen Holding-Marken investiert die Reederei-Gruppe ein Volumen von 9 Milliarden US-Dollar in die Zukunft der Kreuzschifffahrt.

Das Besondere an diesem Schönwetterschiff ist der um die ganzen Aufbauten verlaufende Ocean Boulevard auf Deck 8, eine mal mehr mal weniger breite Promenade, die nicht als Jogging-Parcours gedacht ist, sondern als meernahe Freifläche. Hier kann man sitzen, liegen, spazieren, die Skulpturen des Künstlers Alexander Krivosheiw bestaunen, aber auch essen und trinken. Denn alle Restaurants auf Deck 8 haben auf dem 4000 Quadratmeter großen Boulevard auch einen Außenbereich. So speist man unter freiem Himmel – mit der Fassade von Balkonkabinen des schwimmenden Hochhauses stets über einem.
Im Gegensatz zu einem zentralen Sonnendeck, dessen Liegen sich um einen großen Pool gruppieren, wurden die Außenbereiche in viele kleine Bereiche mit Hot Tubs unterteilt, um den bis zu 3100 Passagieren mehr Rückzugsorte zu bieten.
Neue Food-Konzepte
Enorm investiert hat NCL bei dem neuen Flaggschiff in die Restaurants, nicht nur in die Quantität mit 18 an der Zahl und weiteren 17 Bars und Lounges. Erstmals gibt es ein Nama Sushi House, das mediterrane Seafood-Restaurant Palomar und die Indulge Food Hall, eine Markthalle mit elf verschiedenen Ständen und Foodtrucks – von indischem Curry über spanische Tapas bis zu einer Eisdiele.
Zwar ist die "Norwegian Prima" von den Dimensionen etwas kleiner geraten als die Vorgängerbauten der Breakaway-Plus-Klasse, die zur NCL-Flotte stießen, dennoch protzt der Neubau mit Superlativen wie den spiralförmigen Rutschbahnen The Drop und The Rush. In den Röhren rauschen Mutige über zehn Decks in die Tiefe.
Erstmalig gibt es auch eine Kart-Rennstrecke, deren Piste auf diesem Schiff über drei Drecks führt. Das hat nicht nur Vorteile: Wer am Main Pool liegt, hat Blick auf diese Rennstreckenkonstruktion. Das laute Surren der Elektokarts übertönt nicht nur die musikalische Beschallung auf den Decks, sondern auch das Rauschen des Meeres.
Ab dem 3. September 2022 fährt die "Norwegian Prima" von den Niederlanden, Dänemark und England zu ihren ersten Fahrten nach Nordeuropa. Im späten Herbst überquert sie den Atlantik und wird von den Häfen New York City, Galveston in Texas und Miami zu Kreuzfahrten in die Karibik aufbrechen.
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