Winter-Chaos Stotter-Start am Flughafen Frankfurt

Die gute Nachricht: Auf den Straßen in Deutschland kehrt langsam Normalität ein. Die schlechte: Das harte Winterwetter verhindert erneut, dass der Flughafen Frankfurt wie erhofft vollen Betrieb aufnehmen kann. Er war zeitweise sogar komplett geschlossen.

Die Menschen in Deutschland haben sich nach den ersten Tagen im Kälte-Chaos offenbar auf die Lage eingestellt zu haben. In der Nacht zum Dienstag blieb es überall auf den Straßen der Republik so ruhig, dass selbst die Polizei überrascht war. Das ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur DPA am frühen Dienstagmorgen bei den größten Polizeidienststellen im Land. Andererseits zeigte sich am Frankfurter Flughafen, dass in diesen Tagen nichts sicher ist: Obwohl es dort früh am Morgen geheißen hatte, dass sich alles normalisieren werde, wendete unerwarteter Schneefall das Blatt binnen kurzer Zeit.

Erst seit 8.26 Uhr wird wieder geflogen

Nach einer anfangs ruhigen Nacht zwangen die Flocken das wichtigste deutsche Luftdrehkreuz zum Stillstand. Von 5 Uhr an waren weder Starts noch Landungen möglich, wie der Flughafenbetreiber Fraport mitteilte. Anders als zunächst angenommen müsse daher auch am Dienstag "mit erheblichen Verzögerungen und Flugausfällen" gerechnet werden. Gegen 2 Uhr hatte bei freien Pisten alles noch auf eine Entspannung der Lage hingedeutet. "Wir haben nicht mehr damit gerechnet, weil wir vom Wetterdienst andere Vorhersagen hatten", sagte ein Fraport-Sprecher. Erst um 8.26 Uhr landete die erste Maschine, später wurden auch die weiteren Start- und Landebahnen wieder in Betrieb genommen. Bis zum Vormittag wurden in Frankfurt erneut mehr als 340 der am Dienstag geplanten 1.300 Verbindungen annulliert.

31 Langstreckenflüge wurden wegen des Wetters von Frankfurt nach München umgeleitet. Betroffen sind davon rund 10.000 Passagiere, wie ein Sprecher des Münchner Flughafens sagte. Die Flugzeuge kamen unter anderem aus Boston, Dubai, Johannesburg und Singapur. Ein Teil der Passagiere sei in der Flughafenhalle untergebracht worden, der Rest habe sich bis zum Weiterflug in den Maschinen aufgehalten.

Einige Fluggäste früher am Ziel

Die Entscheidung darüber treffe jede Fluggesellschaft selbstständig, betonte der Sprecher. Einige Fluggäste hingegen hätten ihr Ziel wesentlich früher erreicht, denn diese hätten über Frankfurt am Main nach München fliegen sollen.

Die Bahn dagegen versprach eine Besserung der über das Wochenende chaotischen Situation. Der für den Personenverkehr zuständige Bahn-Manager Ulrich Homburg kündigte in der "Bild"-Zeitung an, dass der Weihnachtsreiseverkehr laufen werde: "Wir werden alle verfügbaren Züge fahren und sicherstellen, dass die Hauptreiserouten im Fernverkehr mit der nötigen Kapazität befahren werden. Auf den Nebenstrecken wird unsere Regionalzug- und Busflotte dafür sorgen, dass möglichst jeder sein Reiseziel zu Weihnachten erreicht." Außerdem bat Homburg um Nachsicht für die massiven Verspätungen vieler Züge. Aktuell räumten 10.000 Menschen bei der Bahn den Schnee.

Tödlicher Bahnunfall in Köln

Dieser Kampf gegen Schnee und Eis auf den Bahnanlagen endete für einen Trupp Gleisarbeiter in Köln-Mülheim tragisch: Am Dienstag um kurz nach Mitternacht fuhr eine Regionalbahn in die Gruppe der vier Männer und tötete zwei von ihnen - 40 und 41 Jahre alt. Warum niemand die Gefahr rechtzeitig erkannte, ist noch unklar. Die übrigen zwei unverletzten Männer seien wohl nicht direkt am Gleis gewesen.

Derweil kritisierten Verkehrspolitiker von SPD und Grünen die Bahn wegen der witterungsbedingten Serviceprobleme scharf. "Die Vorbereitung auf den Börsengang hat der Bahn schwer geschadet. Beim Personal und bei der Wartung wurde drastisch gespart. Das spürt man jetzt dramatisch", sagte Grünen-Politiker Winfried Hermann, Chef des Bundestags-Verkehrsausschusses, der "Rheinischen Post". Der SPD-Verkehrsexperte Uwe Beckmeyer gab sich gar "fassungslos, dass es bei der Bahn immer noch kein flexibles Notfallmanagement gibt".

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach kündigte am Dienstag an, dass es im Laufe des Tages in ganz Süddeutschland tauen werde. Im Norden hingegen bleibe es kalt. Mit Schneefall sei bis Mittwoch vor allem in Nordhessen und Nordrhein-Westfalen zu rechnen, er werde sich aber in Grenzen halten. Gefahr drohe eher mit Glatteisregen. Dies betreffe "wahrscheinlich vor allem die mittleren und südwestlichen Teile Deutschlands".

DPA
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