Als der Geschäftsführer ihn in sein Büro zitiert, blitzt David Bada sofort ein Gedanke durch den Kopf: Das war's. Fast drei Jahre lang hat er für seinen Arbeitgeber die Knochen hingehalten, Tag für Tag, hat in Deutschland seine Stelle geschmissen, seine Tochter zurückgelassen, ist in die USA gezogen, dieses Land mit unbegrenzten Möglichkeiten, aber ohne Kündigungsschutz. Doch eine wirkliche Chance hat er hier nie bekommen. Folgt nun als Dank der Rausschmiss, alles Gute für die Zukunft?
Der Geschäftsführer im Büro sagt: "Glückwunsch! Du spielst morgen!"
Der Tag darauf, es ist der erste im Jahr 2023. Die Kollegen kommen in flippigen Designerfetzen zur Arbeit. Wie immer, ist so üblich in der Branche. Der frisch beförderte Bada aber hat sich etwas einfallen lassen: Er schlüpft in Lederhose, Trachtenweste und Kniestrümpfe. So bezieht er seinen Spind in der Kabine der Washington Commanders.

David Bada, 27, geborener Münchner, gelernter Anlagenmechaniker, wird wenig später auf den Rasen der größten Sportliga der Welt laufen. NFL, American Football, Staatsreligion in den Vereinigten Staaten. Vor den Augen von über 50.000 Menschen im Stadion wird er die Gegner mit seinem massigen Körper zu Boden werfen. Sein Team wird das Spiel verlieren und damit die Hoffnung auf die Saisonendrunde. Doch Bada wird in der Kabine der Geschlagenen sitzen und sich ein Siegerlächeln nicht verkneifen können. Erinnert er sich heute an diesen Tag, sagt er einfach nur: "Krass."
Kündigung und Beförderung, Niederlage und Triumph. Alles liegt so nah beieinander in der NFL, das macht ihren Reiz aus. Der Super Bowl, das Meisterschaftsfinale, wird in mehr als 190 Ländern übertragen. 18,6 Milliarden Dollar Umsatz machen die 32 NFL-Klubs im Jahr. Die Big Five der europäischen Fußballligen kommen umgerechnet auch auf 17,2 Milliarden Dollar – zusammen. Im Football lieben sie große Erzählungen: aufwendig produzierte Dokus, Weltstars für Halbzeitshows, ein Gastspiel in der Allianz-Arena. Dieser Sport sonnt sich im Rampenlicht.
Doch die Geschichte von David Bada spielt auf der Schattenseite. Sie handelt von der Härte des Geschäfts abseits des Feldes. Sie bricht mit dem Versprechen, dass jeder Traum wahr wird, wenn man nur hart genug dafür arbeitet. Ein Jahr lang hat der stern Bada nach seinem großen Debüt begleitet. Der Verteidiger wollte angreifen. Es sollte sein Jahr werden. Es wurde: sein vielleicht schlimmstes Jahr überhaupt.