Einst kämpfte er im Boxring um WM-Gürtel – nun vor Gericht um seine Reputation. Der frühere Box-Weltmeister Felix Sturm muss sich seit Montag vor dem Landgericht Köln verantworten. Die Anklage wirft dem 40-Jährigen besonders schwere Steuerhinterziehung in 16 Fällen vor. Zudem soll er bei einem Kampf vor drei Jahren gedopt gewesen sein. Zum Prozessauftakt schwiegen Sturm und seine Anwälte – kündigten aber an, dass sich ihr Mandant am zweiten Prozesstag zu seiner Person äußern werde.
Insgesamt soll Sturm, der mit bürgerlichem Namen Adnan Ćatić heißt, über Jahre hinweg fast sechs Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust haben. Zusätzlich geht es in dem Verfahren um einen Doping-Fall: Bei einem Kampf im Jahr 2016 gegen den Russen Fedor Tschudinow soll der Supermittelgewichtler gedopt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in diesem Zusammenhang Körperverletzung vor. Sturm habe in Kauf genommen, dass sein Gegner nicht gegen ihn geboxt hätte, wenn er vom Doping gewusst hätte, so Sprecher Renke Hoogendoorn am Montag.
Sturm-Anwälte wollen Haftaufhebung
Sturm sitzt seit April in Untersuchungshaft. Beamte nahmen ihn am 5. April wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung fest. Ziel seiner Verteidiger ist es seitdem, schnellstmöglich eine Aufhebung dieser Haft zu erwirken – auch, damit ihr Mandat wieder uneingeschränkt trainieren kann. Die Anwälte haben demnach bereits im Vorfeld mehrfach das Gespräch mit der Gegenseite gesucht, um eine mögliche Einigung zu erzielen.
Sturm, der in 40 seiner 49 Profikämpfe als Sieger den Ring verließ, war bereits 2012 zu einer Bewährungsstrafe von 22 Monaten verurteilt worden. Auch damals ging es um Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Sollte das Gericht den gebürtigen Leverkusener erneut verurteilen, drohen ihm mehrere Jahre Gefängnis.