Franz Beckenbauer will bei einem Amtsverzicht von Steuersünder Uli Hoeneß nicht als Interimspräsident beim FC Bayern übernehmen. "Ich habe mir da noch nicht eine Sekunde Gedanken drüber gemacht. Also stünde ich nicht bereit", sagte der Ehrenpräsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters am Sonntag im TV-Sender Sky.
Wegen der Steueraffäre um Vereinspatron Hoeneß tagt am Montag der Aufsichtsrat der Münchner. Der 61-Jährige hatte erklärt, seine Posten nicht vor dem Champions-League-Finale am 25. Mai abgeben zu wollen. "Auf keinen Fall werde ich vor dem Finale der Champions League zurücktreten", erklärte "Mr. Bayern München". Danach aber könnte Hoeneß seine Ämter als Präsident und Aufsichtsratschef zumindest bis zur Klärung des Falls ruhen lassen.
"Der Einzige, der diese Entscheidung treffen kann, ist Uli selbst", sagte Beckenbauer. "Es wird keiner von den Aufsichtsräten die Stimme erheben und etwas Negatives sagen. Dazu haben sie viel zu viel Respekt vor Uli", meinte der Weltmeister von 1974. Er könne sich "schlecht vorstellen", dass Hoeneß seine Ämter ruhen lassen werde. "Ich hoffe, dass alles solidarisch abgewickelt wird", fügte Beckenbauer hinzu.
Hoeneß muss Großsponsoren überzeugen
Zwei Wochen nach Bekanntwerden seiner Steuersünde wird Hoeneß am Montag vor allem die Sponsorenvertreter unter seinen acht Kollegen im Aufsichtsrat des Fußball-Rekordmeisters überzeugen müssen, dass er an der Spitze des Gremiums bleiben kann. Ort und Zeitpunkt der ersten Zusammenkunft des Gremiums seit Beginn der Affäre sind unklar.
Die Vorstandsbosse von Audi (Rupert Stadler) und Adidas (Herbert Hainer), deren Unternehmen jeweils mit 9,1 Prozent Anteilseigner an der FC Bayern München AG sind, wollen ebenso wie Timotheus Höttges vom Hauptsponsor Telekom und VW-Chef Martin Winterkorn in Zeiten verschärfter Regeln für saubere Unternehmensführung Schaden von ihren Firmen fernhalten.
Die Manager schätzen Hoeneß, sie bewundern seine Lebensleistung für den FC Bayern. Sie dürften Hoeneß kaum zu einem sofortigen Rückzug drängen. Naheliegender erscheint die Option, die von Hoeneß mindestens erhoffte Schonfrist bis Wembley zu gewähren. Der Vereinspatron könnte seine Ämter nach dem Finale gegen Dortmund oder spätestens nach dem DFB-Pokal-Endspiel am 1. Juni gegen den VfB Stuttgart bis zur Klärung seines Steuerfalls ruhen lassen.
In dem Führungsgremium kann er auf langjährige Weggefährten wie den früheren Finanzvorstand und jetzigen Vizepräsidenten Karl Hopfner bauen, der bei Fußballspielen neben ihm auf der Tribüne sitzt. Der langjährige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) war Hoeneß' Sitznachbar beim Bankett nach dem 3:0-Erfolg in Barcelona. Man unterhielt sich angeregt. Herausgeber Helmut Markwort, dessen Magazin "Focus" den Steuerfall publik gemacht hatte, fühlt sich Hoeneß "freundschaftlich verbunden", wie er früher bemerkte. Außerdem gehört noch Dieter Rampl von der UniCredit Group dem Aufsichtsrat an.
Rücktritt, Amtspause oder ein Weiter-so?
Adidas-Chef Hainer ermahnte Medien und Öffentlichkeit, nicht den Fehler zu machen, "Uli Hoeneß vorzuverurteilen". Hilfreich für den Präsidenten könnte sein, dass der stellvertretende Aufsichtsratschef Hainer versicherte, dass der Millionen-Kredit des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus nicht in Zusammenhang mit dem Einstieg des Sportartikelherstellers als Anteilseigner der FC Bayern AG im Jahr 2001 gestanden habe: "Wir sind da absolut sauber."
Auch Hoeneß hatte Verbindungen seines Steuerfalls zum FC Bayern kategorisch ausgeschlossen. Sein Schweizer Konto sei "ganz allein Uli Hoeneß" gewesen. Kein Sponsor hat seit Bekanntwerden der Affäre sein Engagement beim Rekordmeister infrage gestellt. "Wir sind mit der Zusammenarbeit absolut zufrieden", betonte Hainer am Freitag.
Auf den Prüfstand kommt die weitere Zusammenarbeit mit dem Vereinspatron. Rücktritt, Amtspause oder ein Weiter-so lauten die Optionen. "Ich kann mir den FC Bayern ohne Uli Hoeneß gar nicht vorstellen", hatte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge zu Beginn der Steueraffäre erklärt. Denkt der Aufsichtsrat auch noch so?