Im von Palmen gesäumten Fahrerlager von Bahrain gibt es eine spannende Frage: Erhält er ein Cockpit beim US-Rennstall Haas oder nicht? Die Rede ist von Mick Schumacher, Sohn von Siebenfach-Weltmeister Michael Schumacher. Seit Haas-Teamchef Michael Steiner bekannt gegeben hat, dass Mick Schumacher zum Kreis der Kandidaten gehört, ist die mögliche Rückkehr des Namens Schumacher in die Formel 1 eines der heißesten Themen. Nicht wenige Experten sind der festen Überzeugung, dass die Formel 1 gerade jetzt so einen Namen für ihr angeknackstes Prestige braucht. Andere warnen, dass es auch nach hinten losgehen könnte. Was ist, wenn Mick nicht über das Talent und die Kaltschnäuzigkeit seines Vaters verfügt und gnadenlos scheitert?
Dass der junge Schumacher über ein gewisses Talent verfügt, hat er bereits bewiesen. Er kann an diesem Wochenende Formel-2-Weltmeister werden. In der Fahrerwertung führt er vor dem ebenfalls sehr talentierten Briten Callum Illot mit 22 Punkten. Er müsste schon ordentlich patzen, um die Führung noch zu verlieren.
Haas hält sich noch bedeckt
Noch hat Haas aber keine Entscheidung bekannt gegeben. Teamchef Steiner kündigte bei einer Medienrunde am Donnerstag in der Frage um die künftige Haas-Fahrerpaarung nur an: "Wir werden bald eine Bekanntgabe machen." Mehr war ihm nicht zu entlocken. Weitere Details äußerte der Südtiroler vor dem drittletzten Saisonrennen am Sonntag (15.10 Uhr/RTL und Sky) erstmal nicht. Er bat darum, von näheren Fragen abzusehen. Bei Haas wäre für das Talent aus der Ferrari-Nachwuchsakademie jedenfalls Platz. Die bisherigen Stammpiloten Romain Grosjean und Kevin Magnussen müssen das Team, das mit der Scuderia eng zusammenarbeitet, am Saisonende verlassen.
Steiner hat in der Vergangenheit immer wieder seine Wertschätzung für Schumacher jr. betont. Als "eine Ehre" bezeichnete er sogar eine Verpflichtung des Deutschen. Steiner wies jedoch zugleich darauf hin, dass man mit "mehreren Leuten" spreche. Als weiterer junger Kandidat gilt der Russe Nikita Mazepin (21), der wie Schumacher aktuell in der Formel 2 fährt und Sechster der Fahrerwertung ist. Daneben gibt es mit Sergio Perez und Nico Hülkenberg zwei weitere, erfahrene Kandidaten für die zwei Plätze.
Mick ist offenbar ähnlich ehrgeizig wie sein Vater
In einem ist der junge Schumacher dem Vater auf jeden Fall sehr ähnlich: seinem Ehrgeiz. "Ich war elf Jahre alt und saß mit meinem Vater in einem Renntruck an der Kartbahn in Kerpen. Er hat mir in die Augen geguckt und mich gefragt: 'Willst du das ernsthaft?‘ Ich habe nur genickt. Seither ordne ich dem Wunsch, in die Formel 1 zu kommen, alles unter“, erklärte Mick Schumacher vor einiger Zeit. Er würde ein großes Erbe antreten: Sein Vater gewann sieben WM-Titel, holte 91 Grand-Prix-Siege und 68 Pole Positionen. "Ich fühle mich bereit für die Formel 1", versicherte der junge Schumacher in den vergangenen Wochen und Monaten. Das Sehnsuchtsziel Formel 1 sei in ihm "tief verwurzelt".
Ross Brawn, das Superhirn hinter Michael Schumachers WM-Titeln, kennt den Sohn bestens. "Es war faszinierend, ihn aufwachsen zu sehen", erinnerte sich der Formel-1-Sportchef in der "Gazzetta dello Sport". Die beiden vergangenen Saisons von Mick Schumacher, der als Spitzenreiter mit 22 Punkten Vorsprung auf die Formel-2-Zielgerade einbiegt, seien "sehr vielversprechend" gewesen.
"Wir wissen nicht, wie er sich in der Formel 1 schlagen wird, aber er ist unglaublich reif und ausgeglichen. Ich bin optimistisch, er hat Qualität und Kompetenz", betonte Brawn.
Ross Brawn drückt die Daumen
Dass der Name Schumacher auch eine Last sein kann, dessen ist sich der Brite schon lange bewusst. "Offensichtlich steht er unter großem Druck, daran gibt es keinen Zweifel, aber bisher ist er gut damit umgegangen", befand Brawn, der den Sohn "die ganze Zeit unter Beobachtung" wähnt. "Mit einem Weltmeister-Vater wie Michael ist das Erbe noch schwerer, aber ich drücke die Daumen."
Mick Schumachers Vater Michael hatte nach einer dreijährigen Formel-1-Rückkehr zum Ende der Saison 2012 endgültig seine Laufbahn bei Mercedes beendet. Ein Jahr später verunglückte er beim Skifahren in den französischen Alpen schwer. Bei dem Sturz mit dem Kopf auf einen Felsen am 29. Dezember 2013 erlitt Schumacher ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Seitdem lebt er von der Öffentlichkeit abgeschirmt.