Adrenalin und Temperament gehört zum Formel-1-Sport mit Sicherheit dazu. Was sich Sebastian Vettel beim Großen Preis von Baku erlaubte, ging aber nach Ansicht der Rennaufsicht zu weit. Im Privatduell mit Mercedes-Pilot Lewis Hamilton leistete sich der Ferrari-Fahrer einen absichtlichen Rempler gegen den Konkurrenten. Dafür kassierte er eine Zehn-Sekunden-Zeitstrafe, durfte das Rennen aber fortsetzen und landete am Schluss sogar vor seinem Rivalen.
Was war genau passiert? In dem ohnehin von Unfällen überschatteten Chaosrennen in Aserbaidschans Hauptstadt, gerieten der WM-Führende Vettel und sein schärfster Verfolger Hamilton in einer Safety-Car-Phase aneinander, in der Überholen grundsätzlich verboten ist. Zunächst fuhr Vettel auf den vor ihm fahrenden Hamilton auf und demolierte sich dabei die Front seines Autos. Vettel gestikulierte wild, weil er die Schuld bei Hamilton sah, der seiner Ansicht nach zu abrupt gebremst hatte. Direkt im Anschluss beschleunigte Vettel, setzte sich neben Hamiltons Wagen und rempelte ihn wie beim Autoscooter von der Seite.
"Wer so etwas auf einer öffentlichen Straße macht, wird dafür eingesperrt", kommentierte der ehemalige Formel-1-Weltmeister und heutige TV-Experte Damon Hill die Aktion gegen seinen britischen Landsmann. Auch RTL-Experte und Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda sprach von einem "Revanchefoul". "Das geht nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er damit durchkommt." Das sahen auch die Rennstewards so, die Vettel in die Boxengasse beorderten, um eine zehnsekündige Zeitstrafe abzusitzen. Hamilton kam ohne Strafe davon.
Vettel vergibt Sieg - aber baut Vorsprung aus
Um den Sieg mitfahren konnten die beiden Kontrahenten nach ihrem Scharmützel und den nötig gewordenen Reparaturen nicht mehr. Den Sieg holte sich Daniel Ricciardo. Vettel wurde am Ende Vierter, einen Platz vor Hamilton. Den Vorsprung in der Gesamtwertung konnte der Deutsche dadurch trotz seiner Unbeherrschtheit sogar ausbauen. Nach dem Rennen zeigte sich Vettel wenig einsichtig: "Er hat zweimal hart gebremst. Das war nicht gut. Ich verstehe nicht, warum man nur mich bestraft", beklagte sich Vettel. "Ich habe ihm nur gezeigt, dass es so nicht geht." Hamilton wollte zu der Sache nicht viel sagen, erklärte aber in Richtung Vettel: "So sollte sich ein Fahrer nicht verhalten."