1. Bundesliga Dortmund hadert mit Meister-Kater - Bayern hat Oberwasser

Gerne werden die Bundesliga-Spieltage vor Champions-League-Wochen als Generalproben für die teilnehmenden Clubs bezeichnet. Heißt man Bayern und gewinnt 7:0, ist vielleicht Generalprobe noch zu hoch gegriffen. Heißt man Dortmund, ist Meister und verliert gegen einen Aufsteiger bedeutet es eher die schmerzhafte Erkenntnis, dass drei wichtige Punkte in der Liga verloren wurden.

Das 1:2 gegen Hertha BSC zeigte Meister Borussia Dortmund die Grenzen nach einer berauschenden Titelsaison auf. Gegen den Aufsteiger war von dem begeisternden Fußball der Vorsaison wenig zu spüren.

Den Rückschlag zur Unzeit vor der Champions League Rückkehr wollte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke jedoch nicht als Indiz für das nahe Ende des Dortmunder Fußball-Märchens werten: "Ich bin tief enttäuscht, will aus dieser Niederlage aber keinen Trend ableiten."

Dennoch mehren sich die Zeichen, dass den einstigen Höhenfliegern eine schwere Saison bevorsteht. Wie schon in den vergangenen drei Partien war vom dominanten Powerfußball aus dem Meisterjahr wenig zu sehen. Nach nur fünf Bundesliga-Spieltagen ist Tabellenführer FC Bayern bereits um fünf Punkte enteilt. Aus Sorge vor einem weiteren Negativerlebnis gegen den FC Arsenal warnte Torhüter Roman Weidenfeller davor, die Schlappe gegen Berlin überzubewerten: "Wir sollten Ruhe bewahren und weiterhin auf unsere Tugenden bauen."

Gündogan ist nicht Sahin

Immerhin kann der BVB bei seinem ersten Champions-League-Auftritt seit acht Jahren wieder auf die Geniestreiche von Mario Götze hoffen. Ohne den in der Bundesliga für zwei Partien gesperrten Jungstar versank das Angriffsspiel im Mittelmaß.

Zudem sorgte die hohe Fehlpassquote im Mittelfeld, wo der als Sahin-Ersatz verpflichtete und in der Halbzeit ausgewechselte Ilkay Gündogan enttäuschte, für die erste Heimpleite seit August 2010. "Wir haben in diesem Stadion viele schöne Momente erlebt, heute mal einen weniger schönen. Es gehört zur Entwicklung einer Mannschaft dazu, wenn sie mal eine Talsohle spürt", kommentierte Trainer Jürgen Klopp.

Aus Verzweiflung und Hilflosigkeit berannten die noch vor Monaten für ihre Spielkunst gerühmten Dortmunder in der Schlussphase der Partie gegen Berlin planlos das gegnerische Tor, kamen aber lediglich zum Anschlusstreffer durch Robert Lewandowski. Watzke hofft, dass die Mannschaft beim Start in die europäische Königsklasse wieder an alte Tugenden anknüpft: "Das ist ein neues Spiel. Bis dahin bleibt uns Zeit, wieder mehr Leidenschaft und Aggressivität zu wecken."

Ganz breite Bayern-Brust

Ganz anders sieht es bei den Bayern aus: Vorne scheppert's, hinten steht die Null - Jupp Heynckes hat die Bayern in kürzester Zeit und punktgenau vor ihrem 150. Champions-League-Spiel wieder auf Erfolgsmodus geschaltet.

Beim 7:0 gegen den wehrlosen Sparringspartner SC Freiburg spielte das Ensemble, angeführt vom vierfachen Torschützen Mario Gomez und dem vor Spielfreude sprühenden Franck Ribéry, groß auf. Für den Trainer war das jedoch nur ein Anfang. "Ich denke, dass die Mannschaft noch Luft nach oben hat", erklärte Heynckes - der Bundesliga-Konkurrenz könnte angst und bange werden.

Nach vier Siegen in Serie mit 16:0 Toren thronen die Bayern national bereits über allen. "Und wir wollen die Tabellenführung nicht mehr abgeben", verkündete Kapitän Philipp Lahm. Dortmund liegt ja schon fünf Zähler zurück - diese Zugabe versüßte den Münchner Festtag. "Jetzt schauen wir auf die Mannschaften, die unter uns stehen", frohlockte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Balance ist alles

Das Erfolgsrezept der "neuen Bayern" klingt simpel. "Der Trainer hat eine wunderbare Balance zwischen Offensivspektakel und geordneter Defensive gefunden", erläuterte Rummenigge. "Elf gut harmonierende Spieler stehen auf dem Platz", betonte Gomez.

"Wenn wir gewollt hätten, hätten wir zweistellig gewinnen können", erklärte Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger ohne zu übertreiben. "Aber wir haben uns in der zweiten Halbzeit ein bisschen geschont für Villarreal." Der Champions-League-Start kommt gerade recht, bevor Größenwahnsinn um sich greifen könnte. "Die nächsten Wochen werden härter", mahnte Rummenigge. Villarreal, dann Schalke, Leverkusen und Manchester City - "da werden wir mehr Gegenwehr zu spüren bekommen", prophezeite Rummenigge.

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