53 Minuten lang tat Bayer Leverkusen sich auf dem Betzenberg sehr schwer, seine spielerische Überlegenheit in Torgefahr umzusetzen. Dann half ein Torwartfehler von Kevin Trapp, der einen Schuss von Michael Ballack nicht festhielt, den Gästen, das Spiel zu öffnen.
Das Tor fiel aus einer Zone, in der Bayer das Spiel zuvor verdichtet hatte, ohne aber wirklich Gefahr entwickeln zu können. Über die Flügel ging bei Leverkusen recht wenig Gefahr aus, weil sowohl Sidney Sam als auch Gonzalo Castro immer wieder nach innen zogen, um Ballack zu unterstützen, der von seinen zentralen Mittelfeldadjutanten Lars Bender und Stefan Reinartz wenig Hilfe im Spielaufbau bekam.
Nachdem das Spiel zuvor zwar engagiert geführt, aber dank Abspielfehlern und defensiver Grundordnung nicht sehr chancenreich gewesen war, war es nun für die spielerisch schwächeren Gastgeber sehr schwer, zurück ins Spiel zu kommen. Als dann Mathias Abel sich vor dem eigenen Strafraum den Ball abnehmen ließ, waren die reagierenden Leverkusener nicht nur gedankenschneller als die Roten Teufel, sondern auch flinker zu Fuß und stellten den 0:2-Endstand sicher.
Ohne Schürrle, aber mit drei Ex-Teufeln
Bei Bayer spielte Reinartz an Stelle von Simon Rolfes, der verletzte André Schürrle wurde von Sam vertreten, der von der rechten auf die linke Außenbahn wechselte, rechts wiederum spielte Castro, dessen Part in der Viererkette von Daniel Schwaab gegeben wurde. Drei Ex-Lauterer standen in der Gästestartelf: Ballack, Sam und Michal Kadlec, der in der Jugend für die Roten Teufel auflief. Auch beim FCK kam ein ehemaliger Leverkusener zum Einsatz, nämlich Thanos Petsos, der den erkrankten Pierre de Wit im Mittelfeld vertrat.
Zur Halbzeitpause hatte man noch das Gefühl, dass den Gästen der rechte Zugriff auf das Spiel abhanden gekommen war, denn nach sehr aktiven und engagierten Anfangsminuten der Levekusener hatte Kaiserslautern durch Zweikampfhärte und viel Laufarbeit das Aufbauspiel von Bayer immer besser unterbunden. Große Torchancen ergaben sich für die Elf von Marco Kurz allerdings kaum, denn obgleich das Bemühen, direkt zu spielen, immer erkennbar war, fehlten den Roten Teufeln im Angriffsdrittel meist die Anspielstationen, oder aber der vorletzte Pass kam so unpräzise, dass der letzte Pass nicht tödlich werden konnte.
Das immerhin war vielleicht der Vorteil der Leverkusener Grundordnung, die sechs gelernte Verteidiger in der Startaufstellung hatten und auch deshalb so schwer ins Offensivspiel kamen, weil stets vier oder fünf Spieler hinten blieben. So neutralisierten sich schließlich beide Mannschaften einigermaßen komplett, und es brauchte den erwähnten Fehler von Trapp, der Ballacks Linksschuss aus 20 Metern zwingend hätte parieren müssen. So haltbar sah der Schuss aus, dass Trapp sich wohl dazu entschlossen hatte, den Ball zu fangen - nur, um dann entsetzt mitansehen zu müssen, wie das Leder von seinen Fingerspitzen ins Tor hoppelte.
Ein zweiter Stürmer musste her
Zwar hatte Christian Tiffert seine Rolle im Mittelfeld so offensiv interpretiert, dass er oft auf Höhe von Dorge Koemaha auftauchte, während der Kameruner sich bei gegnerischem Ballbesitz so tief fallen ließ, dass er manchmal hinter Tiffert stand. Aber dennoch war das 0:1 ein klares Signal an Kurz, nun einen echten zweiten Stürmer einzuwechseln, was in den letzten Spielen immer wieder das Thema beim FCK gewesen war, hatten doch Itay Shechter und Kouemaha schon gut harmoniert.
Der israelische Stürmer kam jedenfalls nach 62 Minuten für Oliver Kirch, aber die Niederlage konnte diese Maßnahme nicht mehr abwenden. Schon vor dem Wechsel hatte Castro die Entscheidung auf dem Fuß, aber sein Nachschuss nach einer Parade von Trapp gegen Benders Schuss verfehlte das leere Tor.
Ein Ballverlust von Mathias Abel, der vor dem eigenen Strafraum mit dem Ball am Fuß nach vorne lief, nur um sich das Leder von Castro abnehmen zu lassen, besiegelte dann das Schicksal der Roten Teufel. Denn Lautern, gerade selbst erst in Ballbesitz gekommen, war in der noch jungen Vorwärtsbewegung unsortiert, Castro konnte zu Bender auf die rechte Seite passen, der bediente den inzwischen in die Mitte gezogenen Sam. Und dieser nahm den Ball toll an, bevor er mit dem Außenrist in die linke Ecke abschloss.
Dabei blieb es, und es gab die erste Niederlage für Kaiserslautern nach fünf ungeschlagenen Pflichtspielen. Bayer hat zumindest für einen Abend den Rückstand auf die Tabellenspitze auf sieben Punkte reduziert und wird sich schon auf der Rückfahrt an den Rhein mit der kommenden Partie gegen Chelsea in der Champions League konzentrieren. Ganz andere Aufgaben warten auf Kaiserslautern, dass trotz der jüngsten guten Serie noch mitten im Abstiegskampf steckt und diesen am ersten Adventswochenende im direkten Duell mit dem 1. FC Nürnberg fortsetzen muss.
Daniel Raecke