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Abschied von Robert Enke Trauerfeier wird zum Massenereignis

Zehntausende Menschen wollen am Sonntag Abschied nehmen von Robert Enke. Hannover erwartet eine der größten Trauerfeiern in der Geschichte der Bundesrepublik.

Hannover bereitet sich auf die größte Trauerfeier in Deutschland seit 42 Jahren vor. Mehrere zehntausend Menschen wollen am Sonntag Abschied von Robert Enke nehmen. Die unfassbare Selbsttötung des beliebten Torhüters von Hannover 96 und der Nationalmannschaft hat eine fast beispiellose Anteilnahme in der Bevölkerung ausgelöst. Die Trauer um den Fußball-Profi, der unter Depressionen und Versagensängsten litt und der nur 32 Jahre alt wurde, ist allenfalls mit dem Tod von Konrad Adenauer zu vergleichen. Als der erste Bundeskanzler im April 1967 starb, defilierten fast 300 000 Menschen in einem Trauerzug am Sarg des Politikers vorbei.

Für den Enke-Abschied reichen wahrscheinlich die 45 000 Plätze im Stadion von Hannover nicht aus. "Wir wollen vor der AWD-Arena Leinwände und Lautsprecher aufbauen. So können die Fans die Trauerfeier auch auf dem Vorplatz verfolgen", berichtete 96-Pressechef Andreas Kuhnt. Vor dem Stadion wird eine ähnlich hohe Anzahl an Fans erwartet, wie im Stadion selbst. Auch die ARD überträgt die rund einstündige Gedenkveranstaltung live und stellt die Bilder bei Bedarf anderen TV-Sendern zur Verfügung. Die Veranstaltung soll um 11 Uhr beginnen.

Nationalmannschaft plant Abschiedsspiel

Die deutsche Nationalmannschaft hat geschlossen ihre Teilnahme bei den Feierlichkeiten angekündigt. Neben dem Besuch der Trauerfeier am Sonntag, erwägt der Deutsche Fußball Bund (DFB) zudem, Robert Enke mit einem Abschiedsspiel zu ehren. "Es gibt erste Gedanken, aber eine Entscheidung ist nicht gefallen", erklärte DFB-Mediendirektor Harald Stenger. Fest steht dagegen, dass das DFB-Team im letzten Länderspiel des Jahres am kommenden Mittwoch gegen die Elfenbeinküste mit Trauerflor auflaufen wird.

Neben dem Trainerstab und den Nationalspielern der DFB-Auswahl stehen auch viele alte Weggefährten von Robert Enke auf der Gästeliste der Trauerfeier: der frühere Bundestrainer Jürgen Klinsmann, Ex-DFB-Teamchef Rudi Völler und ehemalige Nationalspieler wie Jens Lehmann oder Christoph Metzelder. Fast alle Bundesligaclubs haben ihr Erscheinen angekündigt. Auch aus der Politik werden einige Teilnehmer erwartet, unter anderem Deutschlands Innenminister Thomas de Maizière.

Sarg von Enke wird auf dem Stadion-Rasen aufgebahrt

Der Sarg von Robert Enke wird auf dem Rasen im Stadion aufgebahrt. Nach der Trauerfeier, auf der DFB-Präsident Theo Zwanziger, 96-Clubchef Martin Kind, Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff und Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil als Redner vorgesehen sind, soll der Sarg auf den Friedhof im Neustädter Ortsteil Empede gebracht werden. Enke wird dort im privaten Kreis neben seiner Tochter Lara beigesetzt. Lara war 2006 im Alter von zwei Jahren gestorben. Im Mai dieses Jahres hatte die Familie die kleine Leila adoptiert.

Enkes Witwe Teresa gedachte am Freitag in einer Traueranzeige in Hannovers Tageszeitungen mit einem Zitat des tschechischen Schriftstellers Vàclav Havel ihres gestorbenen Mannes: "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht." Unter dem Spruch des früheren Staatspräsidenten stand: "In ewiger Liebe - Teresa, Leila und Dein kleiner Engel".

Platz in Hannover soll Enkes Namen erhalten

Seit dem Tod des Publikumslieblings am Dienstagabend steht die Zeit in Hannover fast still. Das Schicksal von Sympathieträger Enke und der bemerkenswerte Auftritt seiner Witwe Teresa, die auf einer Pressekonferenz am Tag danach mit Enkes Arzt Valentin Markser offen über die Krankheit ihres Mannes sprach, sind das alles andere überlagernde Gesprächsthema. 35 000 Menschen beteiligten sich bereits am Mittwochabend an einem Trauermarsch durch die Innenstadt zum Stadion.

Ein Kerzen-Lichtermeer dokumentiert vor dem Stadion die Verbundenheit der Fußballfans mit ihrem Idol. Zahlreiche Blumen, Schals, Trikots und Briefe zieren Straßen und Plätze - Bilder, die an die Reaktionen nach prominenten Todesfällen wie von Lady Di oder Michael Jackson erinnern. Enke war, entgegen dem Trend in der "Glitzerwelt", aber kein Showman. Er hatte sich den Respekt und die Liebe der Fans durch seine bescheidene Art, seinen Einsatz für die Mannschaft und die Gesellschaft sowie seine offene Art gegenüber den Anhängern erworben.

In Internetforen forderten viele 96-Fans die Vereinsführung auf, Enkes Trikot mit der Nummer 1 nicht mehr zu vergeben. Die Anhänger sprachen sich auch dafür aus, einen Platz nahe des Stadions oder die AWD-Arena selbst in "Robert-Enke-Stadion" umzubenennen. Oberbürgermeister Weil empfahl, die Diskussion über die Würdigung des Keepers zu vertagen. Zunächst solle man sich Zeit zum Trauern nehmen. "Danach können wir über alles reden", sagte Weil.

DPA/feh DPA

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