Ausverkauf der Stars Alarm in der Bundesliga

Von Klaus Bellstedt
Der Bundesliga gehen die Stars aus, und damit ist nicht nur Michael Ballack gemeint. Auch andere schillernde Protagonisten, die in Deutschland für Spielkultur und Ballzauber standen, flüchten aus der einstmals stärksten Liga der Welt. Nachschub ist nicht in Sicht.

Sie sind das Salz in der Suppe, entscheiden mit ihren Geistesblitzen über Sieg oder Niederlage: die Rede ist von den Stars der Branche. Oftmals Mittelfeldregisseure - die also, die die Fäden ziehen und ihre Mitspieler mit ihren Geniestreichen in Szene setzen und auch schon mal selber das Toreschießen übernehmen. Sie allein sind das Eintrittsgeld in der längst ins qualitative Mittelmaß abgerutschten Bundesliga wert. Oder sollten wir besser sagen: Sie waren es wert?

Fakt ist, dass der einstmals stärksten Liga der Welt ab der kommenden Saison der große Aderlass bevorsteht. Die geliebten Ballästheten, von denen es schon von Haus aus nicht viele gibt, flüchten aus der Republik. Allen voran Michael Ballack - nachgewiesen Deutschlands derzeit bester Kicker. Er konnte (verständlicherweise) dem Lockruf des Abramowitch-Geldes nicht widerstehen. So trägt er also in Zukunft nicht mehr das gewohnte Bayern-Jersey, sondern das der "Blues". Bei Chelsea gibt’s mehr zu verdienen und aller Voraussicht nach auch mehr Titel zu gewinnen. Wer also will es dem Chemnitzer-Jung verdenken? Schade ist's trotzdem.

Diego für Micoud, kaum ein Ersatz

Tomas Rosicky ist der nächste Virtuose, der die Koffer packt. Den ballgewandten Tschechen zieht es ebenfalls auf die Insel - zu Arsenal London. Aus dem eher handfesten Kollektiv von Borussia Dortmund ragte "Schnitzel" Rosicky stets hervor. Seine Pässe: eine Augenweide. Seine Freistöße: gefürchtet. Aber was soll so einer weiter im Niemandsland der Bundesliga rumkrebsen? Danke nein, kein Bedarf. Dann doch lieber beim Champions-League-Finalisten auf der großen Fußball-Bühne sein Können zeigen. Böse sein, kann Rosicky deswegen niemand.

Als wenn uns Fußball-Liebhabern der Weggang dieser beiden Ausnahmespieler nicht schon genug wehtun würde, ein weiterer Künstler steht ebenfalls vor dem Absprung. "Le Chef" höchstpersönlich, die Diva schlechthin, Monsieur Micoud wechselt wohl zu Girondins Bordeaux - weniger aus sportlichen, mehr aus persönlichen Gründen. In Bremen werden sie Micoud ein Denkmal setzen, nach Andi Herzog hat niemand mehr an der Weser so mit dem Ball umgehen können wie der launige Franzose. Mit dem Brasilianer Diego steht der designierte Micoud-Nachfolger bereits fest. Aber kann es überhaupt einen Ersatz für den letzten echten "Zehner" der Liga geben? Wohl kaum.

Wo bleiben die neuen Stars?

Ballack, Rosicky, Micoud, drei große Namen die wir in der Bundesliga vermissen werden. Genauso wie die von Dimitar Berbatov (zu den Tottenham Hotspurs), Ze Roberto (noch kein neuer Verein), Bixente Lizarazu (Karrierende), Jan Koller (noch kein neuer Verein) oder Ebbe Sand (Trainerlaufbahn in Dänemark). Und welche Transfers größeren Volumens in die Bundesliga stehen bereits fest? Tomas Galasek, Peter Løvenkrands, Pierre Wome und erwähnter Diego. Nicht die großen Kracher, abgesehen vielleicht vom neuen Bremer Mittfeldzauberer. Vielleicht ändert sich das ja noch. Aber dafür müsste Deutschland im Zweifel schon Weltmeister werden. Erst dann wäre die Bundesliga für die echten Stars wohl wieder ein Thema.

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