Kein Kampf, kein Spielwitz, keine Punkte: Der deutsche Fußball-Meister Bayern München steckt im Bundesliga- Titelkampf in der Krise. "Das ist eine sehr prekäre, schwierige Situation für die Mannschaft. Wir verharmlosen nichts, haben Probleme in der Bundesliga", sagte Oliver Kahn am Donnerstag in München. Einen Tag nach der kläglichen Vorstellung beim 0:1 (0:1) gegen Schlusslicht Hannover 96 forderte der Bayern-Kapitän eine Reaktion der Mannschaft am Samstag bei Bayer Leverkusen. "Wir müssen uns jetzt in die Bundesliga festbeißen."
Während sich Kahn auch am Donnerstag noch fragte, warum das Team die guten Vorsätze gegen die Niedersachsen nicht umsetzen konnte, hatte Abwehrchef Daniel van Buyten die Erklärung schon kurz nach dem Schlusspfiff parat. "Es kann sein, dass man ein Spiel verliert, weil nichts läuft oder weil Spieler krank sind. Aber man muss schon sehen, dass jeder Spieler bereit ist, seine beste Leistung zu geben. Und das war heute nicht der Fall", kritisierte der Belgier. "Es ist schwer zu gewinnen, ohne zu laufen."
Angefressener Uli Hoeneß
Zwar wiesen die Spieler des Rekordmeisters und Trainer Felix Magath in ihren Statements eine Krise von sich, doch vier Niederlagen nach elf Spieltagen gab es zuletzt vor 32 Jahren - ebenfalls nach einer Heim-WM. Damals landeten die Münchner - wenngleich versöhnt durch den Sieg im Europapokal - am Saisonende abgeschlagen auf Platz zehn. Mehrfach wurden die Münchner in dieser Saison schon für ihre wenig mitreißenden Leistungen kritisiert, aber sie waren erfolgreich. Das Erfolgs-Argument zählt weiterhin für DFB-Pokal und Champions League, aber angesichts von Platz fünf zumindest vorerst für die Bundesliga nicht mehr.
Für die ideenlose Darbietung vor 68 000 Zuschauern in der erstmals bei einem Liga-Spiel nicht ausverkauften Arena wurden die Bayern-Profis Pfiffen bedacht. Doch nicht nur die Fans gingen enttäuscht nach Hause - Manager Uli Hoeneß dampfte ebenfalls angefressen ab. Ein gereizter Hoeneß hatte nach dem 2:2 gegen Schalke den verbalen Schlagabtausch mit Bremen eröffnet - und nun eine bittere Niederlage kassiert: Während Werder ausgerechnet in sonst typischer Bayern-Manier abgeklärt einen Dreier landete und den Vorsprung auf sechs Punkte ausbaute, ließ die Münchner Mannschaft den Manager-Worten keine Taten folgen.
Hecking lobt seine Elf
"Wir hatten einfach nicht die spielerischen Mittel, den Gegner auszuspielen. Wir waren zu sicher, dieses Spiel zu gewinnen", analysierte Magath. Der Bayern-Coach fordert nun von seinem Team ein "besseres Spiel und drei Punkte" in Leverkusen. Für Mittelfeldakteur Mark van Bommel heiligt dort allein der Erfolg die Mittel: "Wir müssen drei Punkte holen, egal ob wir Schrott- oder Zauberfußball spielen. Wir müssen gewinnen und haben keine Ausreden mehr." Gegen Bayer kehrt der gegen Hannover verletzte Willy Sagnol zurück. Dazu hofft Magath, dass Philipp Lahm, Roy Makaay und Claudio Pizarro nach ihren grippalen Infekten wieder kraftvoller zu Werke gehen können.
Mut machte den Münchnern am Mittwoch ausgerechnet ein ehemaliger Mitspieler: Michael Tarnat freute sich an alter Wirkungsstätte über drei Punkte sowie Oliver Kahns Trikot und Handschuhe als Souvenir. "Ich glaube, dass die Bayern mit der Situation umgehen können und gegen Leverkusen ein anderes Gesicht zeigen", sagte Tarnat, dessen Team dank des 1:0 durch Szabolcs Huszti (43.) die Abstiegsplätze verließ. "Die Mannschaft hat nach der Niederlage gegen Bochum die richtige Antwort gegeben", lobte Trainer Dieter Hecking.
DPA/kbe