Bundesliga 96-Coach Neururer tritt zurück

Der erste Trainerwechsel in der 44. Saison der Fußball-Bundesliga ist perfekt. Der Tabellenletzte Hannover 96 und Peter Neururer haben sich am Mittwoch "in gegenseitigem Einvernehmen" getrennt.

Die Fußball-Ehe von Peter Neururer und dem Bundesligisten Hannover 96 war auch beim zweiten Versuch nur von kurzer Dauer. Der 51 Jahre alte Trainer zog am Mittwoch die Konsequenzen aus der sportlichen Talfahrt und dem sich abzeichnenden Rauswurf und trat mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurück. "Ich bedaure diese Entwicklung und diese Entscheidung", sagte Hannovers Vorstandsvorsitzender Martin Kind am Mittwochnachmittag bei der Bekanntgabe der Scheidung. Neururers Rücktritt ist der 305. vorzeitige Trainerwechsel in der Bundesliga-Geschichte und der erste in der laufenden Saison.

Der Ausgang kam für keinen der Beteiligten überraschend. Auch für Neururer nicht, der genügend Zeit hatte, wohl formulierte Abschiedsworte zu finden. "Wir haben uns in den vergangenen Tagen mehrmals zusammengesetzt. Selten habe ich im Fußballgeschäft Gespräche auf so hohem Niveau geführt", erklärte er bei seinem Rücktritt. Er wünschte Mannschaft und Verein alles Gute und verabschiedete sich vorerst aus der Liga.

Erst Schonfrist, dann Trennung

Zum Verhängnis wurde dem redseligen Fußball-Lehrer, der den niedersächsischen Traditionsverein erst am 10. November vergangenen Jahres übernommen hatte, der sportlich katastrophale Saisonauftakt in der Liga mit drei Niederlagen und 2:11-Toren mit dem Negativ- Höhepunkt am vergangenen Samstag beim 0:3 gegen Aufsteiger Alemannia Aachen. Damit war die Geduld in der Chefetage und des gesamten Umfeldes erschöpft, zumal die Mannschaft seit dem 18. März in elf Bundesligaspielen sieglos geblieben ist.

Der allmächtige Clubchef, der erst vor wenigen Wochen wieder die Amtsgeschäfte übernommen hatte, gab seinem umstrittenen Cheftrainer am Dienstag nach einer einstündigen Unterredung zwar scheinbar noch eine Schonfrist. Die aber war für Neururer, der nunmehr bereits zwölf Trainerstationen in seiner Agenda hat, keine 24 Stunden später beendet. Mittwochvormittag fehlte er wie schon am Vortag beim Training der "Roten", das von den Assistenten geleitet wurde.

Gerets, Laudrup, Groß, Labbadia als mögliche Nachfolger

Am Nachmittag gab es dann ein weiteres Treffen in einem Hotel in Großburgwedel bei Hannover, ehe die Entscheidung verkündet wurde. Die sei "in gegenseitigem Einvernehmen" erfolgt, betonte Kind, ohne deutlicher zu werden. Offensichtlich ging es um die Höhe der Abfindung für Neururer, der in Hannover bereits zu Zweitliga-Zeiten von November 1994 bis Mai 1995 auf der Trainerbank gesessen hatte. Dem Vernehmen nach soll der Diplom-Sportlehrer ein volles Jahresgehalt in Höhe von 800 000 Euro als Abfindung zustehen. Die Verhandlungen darüber könnten der entscheidende Punkt für die Verzögerung des allgemein erwarteten Prozederes gewesen sein.

Neururers Nachfolger stand am Mittwoch noch nicht fest. Gehandelt werden Namen wie Erik Gerets, Christian Groß, Michael Laudrup oder neuerdings auch Bruno Labbadia. In die Suche wird neben dem ebenfalls nicht unumstrittenen Manager Ilja Kaenzig auch Rene C. Jäggi eingebunden. Der ehemalige Chef beim 1. FC Kaiserslautern ist Kinds Wunschkandidat für den bei 96 vakanten Posten des Geschäftsführers. "Bis zum Wochenende" (Kind) soll eine Entscheidung über Jäggis Verpflichtung fallen.

Die Mannschaft wird, bis ein Nachfolger gefunden ist, von Neururers bisherigem Assistenten Thomas Kristl betreut. Der 43- jährige frühere Bundesligaspieler war im Januar auf Geheiß von Neururer nach Hannover geholt worden.

DPA/kbe

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