Die Skepsis unter den Fußball-Fans ist gewaltig: Die Deutsche Fußball Liga, in der die 36 Fußball-Klubs der ersten und der zweiten Bundesliga organisiert sind, will einen Teil der nationalen und internationalen Medienrechte an einen Investor verkaufen. Fan-Organisatoren kritisieren das Vorhaben scharf und auch zahlreiche Klub-Vertreter äußerten in der Vergangenheit Vorbehalte.
Aus diesem Grund waren DFL-Chef Axel Hellmann und DFL-Aufsichtsratsboss Hans-Joachim Watzke zuletzt bei einer Veranstaltung im Stadion von Borussia Dortmund zu Gast, die vom Dortmunder Fan-Bündnis Bündnis Südtribüne und der BVB-Fanabteilung organisiert wurde. Watzke und Hellmann warben für den Deal und versuchten, die Kritik der Anhänger zu entkräften. Eine Befürchtung ist zum Beispiel, dass der der Investor Einfluss auf die Anstoßzeiten nehmen könnte. Das werde nicht passieren, bekräftigte Hellmann unter anderem bei dem Treffen: "Die Sorgen, dass der Spieltag aufgefächert wird, ist eine theoretische. Das könnte wir jetzt schon machen. Wir machen es aber nicht, weil es in Deutschland eine Fußball-Kultur gibt. Eine Spieltags-Auffächerung wird es niemals geben." Ob der Einsatz der DFL-Chefs Früchte getragen hat und der Deal in den nächsten Wochen über die Bühne geht, ist offen.
Im Folgenden beantwortet der stern, worum es genau geht und was die Kritiker monieren:
Wie sieht der Deal aus?
Der Plan sieht vor, dass der künftige Kapitalanleger, ein Private-Equity-Firma, für rund zwei Milliarden Euro 12,5 Prozent für eine Laufzeit von 20 Jahren an der Vermarktung der nationalen und internationalen Bundesliga-Medienrechte erwirbt. Die Rechte würden im nächsten Schritt in eine Tochtergesellschaft namens "DFL MediaCo GmbH & Co. KGaA" ausgelagert werden.
So soll die Aufteilung der Einnahmen konkret aussehen:
40 Prozent (800 Millionen Euro) sollen für die Digitalisierung und Internationalisierung der DFL genutzt werden: Eine Online-Plattform für die Verbreitung von Inhalten soll aufgebaut und damit vor allem auch Fans im Ausland angesprochen werden, besonders jüngere.
45 Prozent (900 Millionen Euro) sollen in die Infrastruktur der Klubs gesteckt werden: Die Klubs sollen in ihre Stadien, Nachwuchsleistungszentren und auch Geschäftsstellen investieren.
15 Prozent (300 Millionen Euro) bleiben zur freien Verfügung: Hier sollen die Klubs zur Steigerung der Attraktivität in neue Spieler investieren können oder Schulden abbauen. Die Verteilung des Geldes für die Infrastruktur und für die freie Verfügung soll nach dem vorherrschenden TV-Verteilerschlüssel erfolgen.
Wer entscheidet über den Deal?
Die DFL fädelt das Geschäft ein, die Vereine stimmen darüber am 24. Mai auf einer außerordentlichen Mitglieder-Versammlung ab. Damit der Deal zustande kommt, braucht es eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Also müssen mindestens 24 Klubs zustimmen. In den Tagen zuvor wird die DFL den Vereinen das Konzept und die möglichen Käufer vorstellen – und bei einigen noch Überzeugungsarbeit leisten müssen. Dennoch soll es eine Tendenz geben, das Geschäft abzusegnen.
Was sagt die DFL?
Für die DFL ist der Verkauf der Medienrechte zwingend notwendig, damit die Bundesliga nicht den Anschluss an die andere europäische Ligen verliert, die deutliche mehr durch Auslandsvermarktung verdienen. An der Notwendigkeit, neue Einnahmequellen zu erschließen, zweifelt tatsächlich niemand. Beim Treffen mit den Fans fasste Hellmann die finanzielle Lage der deutschen Fußball-Klubs in einem Bild zusammen : "Es regnet ein bisschen in das Dach rein, es ist löchrig geworden. Doch wie bekommt man das Dach wieder dicht?" Watzke verwies auf die fehlenden Einnahmen der vergangenen Corona-Jahre: "Corona mit seinen ganzen Auswirkungen ist dafür verantwortlich, dass wir jetzt Investitionsbedarf haben."
Was sagen die Kritiker?
Besonders die Fans glauben nicht an die Verheißungen, die die DFL-Führung verspricht. In den Stadien haben sie bundesweit mit Bannern und Transparenten gegen den Deal protestiert. "Mit diesem Konstrukt gehen bei den Fans sehr viele Ängste und Befürchtungen einher. Es geht um klassische Themen wie Spieltags-Ansetzungen und Spielorte", kommentierte Jakob Scholz, Vorsitzender der BVB-Fanabteilung.
Hellmann und Watzke schlossen solche Veränderungen aus, aber letztlich können sie sie nicht wissen, was in fünf oder zehn Jahren passiert. Auch aus den Vereinen kommt Kritik: "Das Geld, das die Liga jetzt bekommt, wird ihr mittel- bis langfristig fehlen", sagte der Kölner Vizepräsident Eckhard Sauren der "Süddeutschen Zeitung" jüngst. Er kritisierte, dass "zentrale künftige Einnahmen vorgezogen werden sollen" und spricht damit einen Risikofaktor an: Der Deal macht nur Sinn, wenn die Medien-Einnahmen kontinuierlich steigen. Einzelne Klubs plädieren deshalb für ein Darlehen oder eine Anleihe, um die Unabhängigkeit der Vereine zu wahren.
Quellen: DPA, "Sportschau", "Südtribüne Dortmund", "Sportbuzzer"