Der FC Bayern hat die Tabellenspitze zurückerobert - der Hauskrach aber geht weiter. Das Wortgewitter des »wilden Kaisers« sorgt für eine Renaissance des FC Hollywood-Theaters und hat einen Führungsstreit beim deutschen Fußballmeister ausgelöst. Nach Kapitän Stefan Effenberg und Oliver Kahn haben auch Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß Präsident Franz Beckenbauer contra gegeben und sich von dessen »Brandrede« nach dem Champions-League-Fiasko in Lyon distanziert. »Normalerweise ist es nicht üblich, dass ein Chef seine Angestellten vor der versammelten Öffentlichkeit kritisiert«, sagte Manager Hoeneß am Rande des 2:0- Sieges gegen Energie Cottbus und erteilte einen Tag später einen allgemeinen Maulkorb: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Zukunft öffentlich solche Reden geben wird.«
Maulende Profis
Mit dem glanzlosen Erfolg nach den Toren von Mehmet Scholl in der 24. Minute und Kapitän Stefan Effenberg (38.) stoppten die Bayern ihre Negativserie von drei sieglosen Bundesligaspielen. Steffan Effenberg hakte trotz spielerischer Mängel, halbherziger Aktionen und Schwächen im Abschluss die sportliche Krise bereits ab. »Wir haben wieder absolute Selbstsicherheit gewonnen«, meinte der Mittelfeld-Regisseur, forderte aber für die Champions-League-Partie am Mittwoch gegen Arsenal London eine weitere Steigerung. »Ich hoffe, der Franz ist jetzt zufrieden. Das war heute aber keine Antwort auf die Rede, sondern auf unsere schlechte Leistung in Lyon«, betonte der Spielführer und setzte seiner Attacke vom Donnerstag noch einen drauf: »Kritik sollte bis an die Gürtellinie gehen und nicht darunter.«
Kaiserschelte
Auch Oliver Kahn betrieb »Kaiserschelte«: »In völlig überzogener Art und Weise wurde unsere Mannschaft öffentlich geradezu lächerlich gemacht. In einer Situation, in der man eigentlich eine gewisse Rückendeckung erwartet hätte, wird man als Versager abgestempel«, schrieb der gegen Cottbus wegen Sperre arbeitslose Nationaltorwart auf seiner Internet-Homepage.
Die deutlichen Worte des Angestellten Kahn wird der Club-Chef nicht unbeantwortet lassen: »Ich werde das Gespräch mit Olli sicher suchen.« Er habe das Recht, seine Meinung zu sagen, rechtfertigte Effenberg die Aussagen seines Kollegen und gab Beckenbauer zu verstehen: »Wenn man austeilt, muss man auch einstecken können.« Kahn zog seine Kritik nicht zurück und beendete nach dem Sonntagstraining vorerst die Debatte: »Das ist kein Thema mehr für mich. Ich konzentriere mich auf das Spiel gegen Arsenal«.
Von Gerd Münster und Dorothea Jantschke (dpa)