Wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Freitag bekannt gab, entsprach entsprach das Gericht dem Antrag des DFB-Kontrollausschusses. Rehmer hat nach Beratung mit seinem Anwalt das Urteil akzeptiert. Über arbeitsrechtliche und disziplinarische Konsequenzen will sein Verein am Wochenende entscheiden.
Gegenstand des Vorwurfes gegen den Hertha-Profi ist ein Befund in der Doping-Kontrolle nach dem Spiel der Berliner beim TSV 1860 München (1:1) am 15. Mai, der erst jetzt publik gemacht wurde. Dort wurde im Körper Rehmers die Substanz Betamethason nachgewiesen. Bei dem Mittel handelt es sich nicht um eine grundsätzlich nach den Anti-Doping-Bestimmungen verbotene Substanz, jedoch muss deren Verabreichung angezeigt werden. Das hatte Rehmer versäumt. Weil es sich nach DFB-Angaben um einen Verfahrensfehler, nicht aber um ein Dopingvergehen handelt, hat der Fall keinen Einfluss auf die Spielwertung in der Bundesliga.
Technisch kein Doping
Rehmer hatte sich wegen einer Prellung im linken Kiefergelenk und Ohrenschmerzen in die Behandlung eines nicht mit Hertha BSC in Verbindung stehenden Hals-Nasen-Ohren-Arztes begeben und den Verein darüber nicht informiert. Daher hat der Spieler den vorliegenden Verfahrensverstoß selbst zu verantworten. Es liegt nach DFB-Angaben kein Doping vor, da die lokale Verabreichung des Mittels bezüglich der Erkrankung des Spielers zulässig war.
Der Verein erfuhr von diesem Vorfall erst am 8. Juni durch die Mitteilung des DFB. Zum Schutz des Spielers in seinem laufenden sportgerichtlichen Verfahren bewahrte Hertha BSC Stillschweigen. In einer Stellungnahme missbilligt der Verein das Verhalten von Rehmer. «Der Spieler hat mit seinem leichtsinnigen und pflichtwidrigen Verhalten in erheblichem Maße gegen seine Pflichten aus dem Arbeitsvertrag und seinen Pflichten als Berufssportler gegenüber dem Verband verstoßen», heißt es.
Tragweite nicht erkannt
"Das ist auf das Schärfste zu verurteilen, denn Marko ist keine 18 mehr, sondern ein erfahrener Spieler, ein Nationalspieler, der die Tragweite nicht erkannt hat", ergänzte Hertha-Manager Dieter Hoeneß, der die Mannschaft am Freitag im Trainingslager in Österreich über den Fall informiert hatte. "Ich habe einen Fehler gemacht, weil ich es dem Arzt nicht gemeldet habe", räumte Rehmer ein, der nicht von einer Entlassung ausgeht: «Ich muss zwar neun Spiele abbrummen, will mich aber im Training reinhängen, damit ich der Mannschaft am zehnten Spieltag wieder helfen kann."
Einen ähnlichen Fall hatte es bereits vor zwei Monaten gegeben. Damals war Kay-Uwe Jendrossek vom Zweitligisten FC Erzgebirge Aue für sechs Spiele gesperrt worden. Der Profi hatte wegen einer Fußverletzung einen Wirkstoff erhalten, der nicht auf der Anti- Doping-Richtlinie des DFB steht, jedoch angezeigt werden muss. Das hatte Jendrossek ebenfalls versäumt.
Doping in der Bundesliga: Von Roland Wohlfarth bis Marko Rehmer
Marko Rehmer ist nicht der erste ehemalige Fußball-Nationalspieler mit einem positiven Doping-Befund. Als erster Doping-Sünder in der Bundesliga gilt der frühere Bochumer Roland Wohlfarth. Der zweimalige Nationalstürmer wurde vom Sportgericht des DFB im Februar 1995 mit einer achtwöchigen Sperre belegt, weil er der Einnahme eines Appetit-Züglers mit dem auf der Doping-Liste stehenden Wirkstoff Recatol überführt worden war.
Doping-Fall Nummer zwei war 1998 der tschechische Torwart Petr Kouba (1. FC Kaiserslautern). Dem Keeper, der kein einziges Bundesligaspiel bestritt, war zur Behandlung eines Knorpelschadens ein anaboles Steroid verabreicht worden. Nach einer Selbstanzeige seines Arztes wurde Kouba vier Wochen gesperrt. In beiden Fällen wurden die Vereine wurden nicht belangt.
Im November 1998 wurde der Bochumer Torhüter Thomas Ernst freigesprochen. Der Torwart hatte ein unerlaubtes Mittel eingenommen, ein Verschulden war ihm aber nicht nachzuweisen. Der VfL Bochum musste 80.000 Mark Strafe zahlen. Borussia Mönchengladbach bekam im Jahr 2000 den Hallenmasters-Titel aberkannt, weil Spieler Quido Lanzaat gedopt gewesen war. Lanzaat hatte Haschisch-Zigaretten geraucht und wurde drei Monate gesperrt.
Die höchste ausgesprochene Strafe wurde gegen einen Fußballer aus der 2. Liga verhängt. Der Nürnberger Thomas Ziemer wurde im September 1999 für neun Monate gesperrt, weil bei einer Kontrolle ein erhöhter Testosteronwert auf Grund der Einnahme eines anabolen Steroids festgestellt worden war. Der jüngste Doping-Fall im deutschen Profi- Fußball vor Rehmer war der von Daniel Gomez (Alemannia Aachen). Der Franzose war positiv auf den Wirkstoff Methylprednisolon getestet worden und musste eine Pause von zwölf Spielen einlegen. Einen Punktabzug gab es auch für die Aachener nicht.