Die Vorbereitung der Hertha hat bereits wieder Schlagzeilen produziert. Marcelinho kam zu spät und jetzt kommt noch die Sperre von Marko Rehmer für neun Spiele hinzu, weil er die Einahme eine Medikaments nicht gemeldet hatte. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft im Moment?
Der Fall Rehmer ist für uns beendet. Es gab ein Urteil. Es gab eine Reaktion auf das Urteil, und damit sind alle Feuer gelöscht.
Rehmer ist vom DFB für neun Spiele gesperrt worden, hat vom Verein eine Geldstrafe in Form eines Gehaltverzichts für die Zeit der Sperre erhalten und sich vor der Mannschaft entschuldigt. Ist für Sie der Fall damit erledigt?
Ja, wir wissen ganz genau, wie wir da planen müssen. Wir können uns jetzt wieder dem Tagesgeschäft zuwenden.
Zur Person
Falko Götz wurde am 26.03.1962 in Ost-Berlin geboren. Im Jahr 1983 nutzte er ein Europacupspiel von Dynamo Berlin in Belgrad zur Flucht in den Westen. "Wer so etwas mitgemacht hat, den kann nichts mehr schrecken", sagt er. Nach einer einjährigen Sperre erhält er in Leverkusen einen Profivertrag, holt 1988 mit Bayer den Uefa-Cup. Nach weiteren Stationen beim 1. FC Köln, Galatasaray Istanbul und dem 1. FC Saarbrücken steigt er 1997 zum Ende seiner Karriere mit Hertha in die Bundesliga auf. Götz hat 242 Bundesligaspiele bestritten. Dann war er Jugend- und Amateur-Koordinator bei Hertha BSC, ehe er am 6. Februar 2002 für Jürgen Röber auf den Posten des Chefcoaches rückte. In 13 Partien (neun Siege, ein Remis, drei Niederlagen) führte er die Hertha vom siebten auf den vierten Tabellenplatz. Vor seinem aktuellen Engagement in der Hauptstadt trainierte Götz 1860 München. Wegen Erfolglosigkeit war er dort am 17. April entlassen worden.
Rehmer war nach dem alles entscheidenen Spiel im Abstiegskampf gegen 1860 München positiv getestet worden. Der Präsident der Münchner, Karl Auer, zeigte sich verärgert darüber, dass sie nur über die Presse informiert worden seien.
Das ist eine Sache, die mich nicht beschäftigt. Ich bin dafür da, die Mannschaft sportlich auf die neue Saison vorzubereiten und darauf konzentriere ich mich. Was andere Vereine jetzt machen, ist ihr Ding.
Sie peilen einen einstelligen Tabellenplatz in der Saison an? Ist das für eine Mannschaft wie der von Hertha nicht zu wenig?
Sie können sich sicherlich noch an die Prognosen aus dem Vorjahr erinnern. Deshalb ist es jetzt wichtig, sich selbst zu stabilisieren und den eigenen Weg wieder zu finden. Deshalb ist das Ziel, das wir vorgegeben haben, realistisch.
Sie waren in der letzten Saison bei 1860 München Trainer. Aus der Ferne betrachtet: Woran lag es, dass die Hertha in der letzten Saison so ins Straucheln geraten ist?
Es ist offensichtlich gewesen, dass die Mannschaft in der letzten Saison ihr wahres Leistungsvermögen nicht erreicht hat. So hat sie sich in eine Negativserie reingespielt, aus der sie nicht mehr rauskam. Trotzdem hat es die Hertha geschafft in der Rückrunde 26 Punkte hinzulegen. Das zeigt, dass trotz der sehr schwierigen Situation Potential in der Mannschaft steckt. Mit diesem Potential wollen wir jetzt eine bessere Saison spielen.
Welches Mittel gibt es für den Trainer in der Krise, Druck von einer Mannschaft zu nehmen? Welches sind ihre Mittel?
Bei der Hertha konnte man klar sehen, dass es innerhalb der Mannschaft nicht gestimmt hat. Der Teamgeist war in der Vorrunde nicht der beste, und erst, als man sich auf die alten Stärken besonnen hat, hat es auch wieder geklappt. Es ist wichtig, dass das diesmal von Anfang an funktioniert. Der beste Individualist nützt dir nichts, wenn er sich nicht in die Mannschaft einbringt.
Hertha hat mit Gilberto und Bastürk zwei offensive und kreative Spieler verpflichtet. Ist das schon die Handschrift des neuen Trainers, der offensiv zum Erfolg kommen will?
Schon vor meiner Verpflichtung ist erkannt worden, dass wir nur mit Marcelinho als Schaltzentrale zu einfach auszurechnen waren. Der Gegner hat Marcelinho aus dem Spiel genommen und dann fehlte uns das kreative Potential. Mit Bastürk (der sich gerade im Trainingslager verletzt hat und vorraussichtlich für sechs Wochen ausfällt, A.d. Red.) und Gilberto sind wir viel schwerer ausrechenbar. Das wird dem einen oder anderen Gegner Kopfzerbrechen bereiten. Zumindest wollen wir das erreichen.
Die Diskussion um den nächsten Bundestrainer bestimmt im Moment die öffentliche Debatte. Könnten sie sich vorstellen, irgendwann einmal Bundestrainer zu werden?
Daran denke ich im Augenblick gar nicht. Ich bin ein junger Trainer, der sich in der Bundesliga etablieren möchte. Alles andere kommt, wie es kommt.
Nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft wird viel über den Zustand des deutschen Fußballs diskutiert. Die Deutschen seien technisch wie taktisch nicht auf der Höhe anderer Fußballnationen. Wo sehen sie Defizite? Was könnte besser gemacht werden?
Ich glaube, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In letzter Zeit sind einige junge Spieler eingesetzt worden. Wir haben genug Talente. Für die Zukunft ist es wichtig, dass sie Spielpraxis auf allerhöchstem Niveau haben. Dann brauchen wir auch keine Angst vor der Zukunft zu haben.
Halten sie eine Quote für junge deutsche Spieler für sinnvoll?
Wenn es nicht anders machbar ist, ja. Die Bundesliga ist eine der stärksten Ligen in Europa und deswegen ist es wichtig, dass junge Spieler auch die Qualität haben. Wir haben die jungen Talente. Jetzt liegt es an den Trainern, diese Spieler einzusetzen. Ich persönlich werde immer zweigleisig fahren. Berlin hat den Anspruch, immer attraktive Mannschaften zu stellen. Wir sind inzwischen führend in der Ausbildung mit unserer Fußball-Akademie. Das gewährleistet uns immer wieder Talente, die den Sprung in die Bundesliga schaffen können. Das ist eine klare Philosophie des Vereins.