Hertha-Präsident Plötzlicher Tod von Kay Bernstein: Wann die Polizei zur Todesursache ermittelt

Kay Bernstein
Noch steht die Todesursache nicht fest: Kay Bernstein, verstorbener Präsident von Hertha BSC
© Ronny Hartmann / AFP
Kay Bernstein, Präsident von Hertha BSC, ist offenbar zu Hause im Schlaf gestorben. Eine Strafverteidigerin erklärt, warum nun Ermittlungen zur Todesursache laufen müssen.

Nach dem Tod von Hertha-Präsident Kay Bernstein ermittelt die Polizei Brandenburg. "Das ist der Standard nach einem ungeklärten Tod", sagt Alexandra Braun, Fachanwältin für Strafrecht, dem stern. "Zumindest beim Tod eines Menschen, der als gesund galt." Bei einer 90-Jährigen, die im Schlaf stirbt, sei das etwas anderes.

Geregelt ist das in Paragraf 159 der Strafprozessordnung: "Sind Anhaltspunkte dafür vorhanden, dass jemand eines nicht natürlichen Todes gestorben ist, oder wird der Leichnam eines Unbekannten gefunden, so sind die Polizei- und Gemeindebehörden zur sofortigen Anzeige an die Staatsanwaltschaft oder an das Amtsgericht verpflichtet."

In den allermeisten Fällen entdecken Angehörige oder Pflegekräfte einen zu Hause Verstorbenen. Trägt der herbeigerufene Arzt auf dem Totenschein "ungeklärte Todesursache" ein oder gibt es Anzeichen für ein Tötungsdelikt, muss die Polizei ermitteln.

Obduktion bei ungeklärtem Todesfall

Danach wird der Leichnam in die Rechtsmedizin gebracht, untersucht und obduziert. "Finden die Rechtsmediziner dann eine bisher unbekannte Krankheit der verstorbenen Person – etwa einen Herzfehler oder ein Aneurysma – als Todesursache, enden die Ermittlungen", sagt Rechtsanwältin Braun. 

Das könnte auch im Fall des Hertha-Präsidenten passieren. "Hinweise auf einen Suizid oder Fremdeinwirkungen liegen derzeit nicht vor", sagte eine Sprecherin der Polizei Brandenburg dem "Tagesspiegel".

Kay Bernstein: Untersuchungsergebnis noch offen

Trotz Leichenschau und Rechtsmedizin gibt es aber ernstzunehmende Berichte, dass in Deutschland jeder zweite Mord unentdeckt bleibt. Anwältin Braun hält das für realistisch: "Die Leichenschauen sind teilweise grottenschlecht", sagt Braun. Denn die würden oft vom ärztlichen Bereitschaftsdienst gemacht. "Es kann also sein, dass eine Fachärztin für Naturheilkunde oder ein Facharzt für Orthopädie eine Leichenschau macht, obwohl die das zuletzt im Studium gemacht haben", sagt Braun.

Und noch etwas spielt in der Praxis eine Rolle: Der Arzt oder die Ärztin, die den Tod eines zu Hause Verstorbenen feststellt, setzt sich mit dem Hausarzt in Verbindung. Steht in dessen Krankenakte eine Krankheit, die zum Tode geführt haben kann, wird oft nicht weiter untersucht. Dann steht eine natürliche Todesursache im Totenschein.

Wann das Ergebnis der rechtsmedizinischen Untersuchung im Fall Bernstein vorliegt und ob die Ermittlungen dann enden, ist noch unklar.

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