Mit ihrem ersten Sieg in Berlin seit fast 27 Jahren hat Eintracht Frankfurt das kurze Zwischenhoch von Hertha BSC beendet und selbst weiter Hoffnung auf den Klassenverbleib geschöpft. Die Hessen sind mit dem 2:1 (1:0) am 21. Bundesliga-Spieltag in diesem Jahr unbezwungen, beim Hauptstadt-Club werden nach der fünften Heimpleite der Saison die Sorgen wieder größer.
Du-Ri Cha (18.) und Ioannis Amanatidis (66.) erzielten am Sonntag die Tore zum verdienten dritten Auswärtserfolg der Hessen. Vor 37.389 Zuschauern schafften die indisponierten Berliner nur den zwischenzeitlichen Ausgleich durch Nando Rafael (62.). "Ich habe mir taktisch etwas völlig anderes vorgestellt", gestand Hertha-Trainer Hans Meyer. Die Zuordnung habe nicht gestimmt, die Konzentration gefehlt. "Man hätte die Bilder vom Herbst zeigen können", erinnerte er an die schlechten Leistungen in der Hinrunde.
"Das war ein kleiner Schritt"
Sein Eintracht-Kollege Willi Reimann versicherte indes: "Wir haben uns noch lange nicht aufgegeben." Den Sieg seiner Mannschaft wollte er aber nicht überbewerten. "Das war ein kleiner Schritt. Wir haben nur das gemacht, was wir machen müssen: nämlich gewinnen." Die von Reimann klug eingestellten Frankfurter überflügelten mit ihrem zweiten Auswärtssieg hintereinander Hertha BSC (19) in der Tabelle, rangieren aber mit 20 Punkten als 16. weiter auf einem Abstiegsplatz.
Hertha-Trainer Meyer hatte den jungen Angolaner Rafael als dritte Spitze für den gelbgesperrten Andreas Neuendorf in die Anfangsformation beordert. Doch die offensive Ausrichtung war dem Berliner Spiel nicht anzumerken. Allenfalls Giuseppe Reina sorgte für ein wenig Wirbel. Die Frankfurter hatten vor allem im Mittelfeld ein Übergewicht und waren durch ihre Angreifer Cha und Amanatidis stets gefährlich. Mit ihrer ersten gelungenen Aktion kamen die Gäste zur verdienten Führung: Nach einem Freistoß von Ervin Skela war Cha (18.) zur Stelle und markierte per Kopf seinen ersten Saisontreffer.
In der zweiten Halbzeit bemühten sich die Berliner, mehr Druck zu machen
Auch in der Folgezeit agierten die Gastgeber ideenlos. Einzig ein 25-m-Schuss von Nationalspieler Arne Friedrich (24.), der nur knapp sein Ziel verfehlte, sorgte für etwas Gefahr. In der 38. Minute hatten die Berliner Glück, dass Schiedsrichter Wolfgang Stark (Ergolding) nach Malik Fathis Einsteigen im Strafraum gegen Cha nicht Elfmeter pfiff. Auch zehn Minuten zuvor hatte Stark nicht eingegriffen, als Rafael bei einem Laufduell mit Frankfurts Chris im Eintracht-Strafraum zu Fall kam.
In der zweiten Halbzeit bemühten sich die Berliner, mehr Druck zu machen. Beinahe alle Angriffe liefen über Neuzugang Reina, der auch die bis dahin beste Chance der Gastgeber vorbereitete: Nach seiner Flanke scheiterte Bobic (55.) mit einem Flugkopfball an Oka Nikolov. Sieben Minuten später machte es der ansonsten schwache Rafael besser, der nach Pass von Niko Kovac den Eintracht-Keeper überwand. Die Frankfurter zeigten sich nicht geschockt: Der überragende Amanatidis (66.) krönte seine Leistung mit dem Siegtreffer.
Jens Mende, dpa