Bundesliga Schalke plant den Gipfelsturm

Verbale Giftpfeile sind genug geflogen, nun müssen die beiden Titelanwärter auf dem Platz Farbe bekennen. Beim Spitzenspiel FC Schalke 04 gegen Bayern München zählen Tore und Taten.

Vor dem dritten Kraftakt innerhalb von acht Tagen mit dem Bundesliga-Spitzenspiel beim FC Schalke 04 am Sonntag (17.30 Uhr/Premiere) beteiligt sich Bayern Münchens Trainer Felix Magath nicht an den tagelangen Sticheleien seiner Vereinführung Richtung Konkurrenz. Der 51-Jährige schlägt vor dem Gipfeltreffen der punktgleichen Rivalen versöhnliche Töne an und entlarvt im Nachhinein die Verbalattacken von Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Manager Uli Hoeneß als gezielte Störmanöver. «Wir haben keinen Grund, Polemik rein zu bringen. Wir lassen lieber Taten sprechen.»

Magath und sein Team haben nach dem 1:0 gegen den deutschen Meister Werder Bremen und dem Erreichen des Champions-League- Viertelfinals am Mittwoch trotz des knappen 0:1 beim englischen Titelträger Arsenal London allen Grund, stolz zu sein und selbstbewusst in das Duell beim hartnäckigsten Verfolger zu gehen. Schon ein Remis vor 61 524 Fans in der ausverkauften Arena AufSchalke wäre für die Bayern ein Erfolg. Magath formulierte das Ziel am Ende der Richtung weisenden Woche wie folgt: «Wir wollen Tabellenführer bleiben. Und wer im Hexenkessel von London besteht, kann auch auf Schalke eine gute Leistung bringen.»

Meisterchance für Schalke

Dass diese ausreicht, um erstmals seit dem 17. Oktober 1998 (3:1) in Gelsenkirchen zu gewinnen, bezweifelt vor allem Ebbe Sand. Der Schalker Stürmer hat das deprimierende Saisonfinale 2001 nie vergessen, als die Bayern dem Revierclub die sicher geglaubte Schale in letzter Sekunde noch aus den Händen rissen. «Ich habe das alles noch in meinem Kopf», verriet der damals untröstliche Däne, der in diesem Jahr die große Chance auf Schalkes erste Meisterschaft nach 47 Jahren wittert.

Auch für Sand ginge dann ein lang gehegter Traum in Erfüllung. «Jetzt haben wir endlich die Möglichkeit. Es wird Zeit, den Titel nach Schalke zu holen», meinte Sand, der sich vor dem Duell ungewohnt siegesgewiss gibt: «Die Bayern haben sicher die besseren Spieler im Kader - aber wir haben die bessere Mannschaft.»

Man habe den Vorteil, ein «verschworener Haufen» zu sein, betonte der Däne, der sich gern an die zurückliegenden Heimspiele gegen den Rekordmeister erinnert. Kein Wunder, denn die Bilanz ist für den Gegner ernüchternd: In Pokal und Bundesliga konnten die Münchner zuletzt drei Mal in Serie kein Tor auf Schalke erzielen. Im Januar 2002 gab es gar eine 1:5-Abfuhr. Und in vier der sechs Duelle seit 1999 verließen die Münchner nicht einmal vollzählig den Rasen, weil jeweils ein Bayern-Akteur mit «Rot» oder «Gelb-Rot» vom Platz musste.

Auch diesmal rechnen alle Beteiligten mit einem hitzigen Gefecht. Vorsorglich betraute der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen seiner besten Schiedsrichter, Herbert Fandel aus Kyllburg, mit der brisanten Aufgabe. Bixente Lizarazu meinte: «Ich erwarte ein sehr aggressives Spiel, in dem wir die Kontrolle behalten müssen.»

Bayern unter Stress

Die größte Sorge von Hoeneß ist, dass das Münchner Starensemble um Michael Ballack, der in den nächsten Tagen zum dritten Mal Vater wird, den großen Strapazen der internationalen Auftritte in der Schlussphase der Meisterschaft Tribut zollen muss: «Während wir zwei schwere Spiele haben, sitzen Schalke und Bremen gemütlich zu Hause, und wir haben den Nachteil, dass wir müde sind.»

Wie auch immer die Partie ausgeht, eine Entscheidung im Titelrennen fällt am 25. Spieltag nicht. Doch aus psychologischer Sicht ist der «Showdown» durchaus bedeutsam. Schalkes erste Tabellenführung seit dem 5. Mai 2001 könnte der Elf einen ungeheuren Schub geben. Trainer Ralf Rangnick hofft auf diese «elektrisierende Wirkung». Der Respekt des Kollegen Magath, der auf Torjäger Roy Makaay und Mehmet Scholl verzichten muss, ist ihm freilich schon jetzt gewiss: «Es ist fantastisch, wie Rangnick mit Schalke nach vorn gekommen ist. Sie können uns am ehesten das Leben schwer machen.»

Ulli Brünger und Klaus Bergmann/DPA

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