Niederlage gegen Leverkusen Dortmund droht, alles zu verspielen

Von Tim Schulze
Nur noch Nummer drei in der Liga, zahlreiche verletzte Spieler und das entscheidende Spiel in der Königsklasse vor der Brust – der BVB ist an seine Grenzen gestoßen. Da gibt es nur ein Gegenmittel.

Vor der Saison schien die Kräfteverteilung in der Fußball-Bundesliga festgeschrieben: Da gab es die Bayern mit ihrem neuen Trainer Pep Guardiola. Weder Fans noch die professionellen Beobachter hegten den leisesten Zweifel, dass die Bayern wieder vorneweg marschieren würden. Das vorherzusehen war nicht all zu schwer. Einig waren sich ebenfalls alle, dass Borussia Dortmund die einzige Mannschaft sein würde, die den Bayern ernsthaft Konkurrenz machen würde. Vergleiche mit der spanischen Liga, in der seit einer Ewigkeit Real Madrid und der FC Barcelona die Liga dominieren, waren an der Tagesordnung.

Wie man sich doch irren kann. Kurz vor Ende der Hinrunde steht fest: Borussia Dortmund ist im Moment nicht in der Lage, mit den Bayern mitzuhalten. Nach der 0:1-Niederlage gegen Leverkusen liegt das Team von Jürgen Klopp jetzt zehn Punkte hinter den Bayern. Die Meisterschaft ist endgültig verspielt. Die aktuelle Nummer zwei heißt Bayer Leverkusen, das sechs Punkte vor dem BVB und vier Punkte hinter den Bayern liegt. Und die Dortmunder müssen den Blick sogar auf Gladbach richten, die punktgleich (31 Punkte) auf dem vierten Tabellenplatz liegen. Damit ist in der Hierarchie der Liga einiges in Bewegung geraten.

Klopp: Das ist sehr, sehr tragisch

Dass sich mit Sven Bender und Nuri Sahin zwei weitere Spieler verletzten, die für den Abschluss der Champions-League-Gruppenphase bei Olympique Marseille am Mittwoch auszufallen drohen, verhagelte Klopp endgültig die Stimmung: "Das ist sehr, sehr tragisch", sagte er. Und: "Wunder geschehen immer wieder, aber nicht so oft."

Das Aus in der Champions League, dass nur durch einen Sieg in Marseille aus eigener Kraft verhindert werden kann, wäre nach der verspielten Meisterschaft, der nächste Rückschlag. Ein Grund für die brisante Situation ist leicht zu finden. Die vielen verletzten Leistungsträger wie Hummels oder Gündogan kann Klopp auf Dauer nicht ersetzen. Gerade diese beiden sind mit ihrer Klasse für den strukturierten Powerfußball à la Klopp eminent wichtig. Ein Allrounder wie Kevin Großkreutz kann gar nicht so viele Löcher in der Aufstellung stopfen. Dass Dortmund in seiner Not einen ausrangierten Verteidiger wie Manuel Friedrich verpflichtet, der den entscheidenden Fehlpass vor dem Gegentor der Leverkusener spielte, spricht für sich.

Dortmund muss Geld in die Hand nehmen

Tatsache ist: Der mit Spitzenspielern prall gefüllte Bayern-Kader ist von ganz anderer Qualität. Angesichts des erhöhten Tempos, der Belastung der Spieler durch drei Wettbewerbe und in den Nationalmannschaften ist das notwendig. Auch die Bayern haben verletzte Leistungsträger, können die Ausfälle aber besser kompensieren - und häufiger schonen. Das wiederrum verringert das Verletzungsrisiko. Will Dortmund dauerhaft mit den Bayern in allen Wettbewerben auf Augenhöhe konkurrieren, müssen sie Geld in die Hand nehmen und den Kader weiter verstärken. Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison erreichten sie zwar das Champions-League-Finale, aber in der Meisterschaft ging dem BVB ebenfalls früh die Puste aus. Und das ohne große Ausfälle.

Angesichts der drei vergangenen Jahre, in der das Team zur europäischen Spitzenmannschaft reifte, zwei Meisterschaften und den Pokal gewann, wäre das ein brutaler Absturz. Man kann davon ausgehen, dass sich die Verantwortlichen in Dortmund nicht wohl fühlen in ihrer Haut. Zumal man in Dortmund immer das Understatement pflegt. Wenn das Understatement aber zur tristen Realität wird, würde es das Selbstverständnis der zu recht sehr stolzen Dortmunder empfindlich treffen.

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