In der Champions League ist die erste Hälfte der Gruppenphase vorüber. Klammert man mal den FC Bayern München aus, fällt die Zwischenbilanz aus deutscher Sicht ernüchternd aus. Die Fakten nach drei Spielen sprechen eine mehr als eindeutige Sprache: Werder Bremen, Tabellenletzter, kein Sieg, ein Punkt, Schalke 04, Tabellenletzter, kein Sieg, zwei Punkte. So bitter es für beide Klubs auch klingen mag - in der Königsklasse gehören sie bestenfalls zur oberen Unterklasse.
Defizite werden brutal aufgedeckt
Beispiel Werder Bremen: In der Bundesliga spielt der Tabellenführer nicht nur den mit Abstand schönsten, sondern auch den modernsten Fußball. Und trotzdem stehen die Grün-Weißen in der kontinentalen Elite-Liga nach nur drei Matches vor dem frühzeitigen Aus. Mangelnde Erfahrung, fehlende Kaltschnäuzigkeit, Naivität - die Experten haben die Gründe für die Diskrepanz zwischen dem Leistungslevel in der Bundesliga und der Champions League immer schnell bei der Hand. Ein später Ausgleich wie der, den die Bremer am dritten Spieltag bei Udinese Calcio kassierten, lässt sich damit ja auch gut begründen. Zumal die Italiener, oberflächlich betrachtet, dem internationalen Renommee nach in etwa mit dem VfL Wolfsburg zu vergleichen sind.
Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. 'Eine Mannschaft ist immer nur so stark, wie der Gegner es zulässt', klingt zwar nach Floskel, für Werder und Schalke hat sich dieses Motto in den bisherigen Champions-League-Spielen der Saison 05/06 allerdings bewahrheitet. Denn die Gegner haben nach der ersten Hälfte der Gruppenphase wenig bis nichts zugelassen. Dabei spielen Klubs wie Panathinaikos Athen, Udinese Calcio oder Fenerbahce Istanbul nur bedingt eine tragende Rolle im Spielbetrieb ihrer Heimatverbände.
Mit den Spitzenteams der Bundesliga - ausgenommen Bayern München - können sie es dennoch locker aufnehmen. In Sachen Kompakt- und Robustheit, aber auch was die Spielintelligenz betrifft, bewegen sich beispielsweise italienische Mannschaften längst auf einem anderen Level. Dafür dient die Champions League als idealer Indikator. In der Königsklasse werden die deutschen Defizite in schöner Regelmäßigkeit brutal aufgedeckt.
Niederlande im Nacken
In letzter Konsequenz schlägt sich das dann natürlich auch in der Fünfjahreswertung der Uefa wider. Durch das mittelmäßige Abschneiden deutscher Teams in den europäischen Wettbewerben, auch und gerade in der Champions League, ist die Bundesliga, die sich einst rühmte, die stärkste Liga der Welt zu sein, hinter Spanien, England, Italien sowie Frankreich bereits weit zurückgefallen. In dieser Spielzeit nun droht Deutschland in der Fünfjahreswertung sogar auf Rang sieben abzurutschen. Dann wäre 2006 nur noch der Meister für die europäische Königsklasse direkt qualifiziert, der Bundesliga-Zweite müsste in die Qualifikation. Die Portugiesen haben die Bundesliga nach Stand der Dinge damit schon auf Rang sechs verdrängt. Und von hinten drängen schon die Holländer.
So ruhen die Hoffnungen von ganz Fußball-Deutschland also wieder einmal auf dem FC Bayern München. Traurig aber wahr: Die Bundesliga ist im Herbst 2005 weiter denn je davon entfernt, sich neben ihrem Flagschiff, mit einem zweiten oder gar dritten Team in der Champions League zu etablieren.