Fußball-Bundesliga "Aussichtsloses Rattenrennen": Davor fürchten sich Fans am meisten beim DFL-Deal

Auf der Südtribüne in Dortmund ist man klar gegen den Investoren-Deal der DFL und hat jetzt die schlimmsten Befürchtungen
Auf der Südtribüne in Dortmund ist man klar gegen den Investoren-Deal der DFL und hat jetzt die schlimmsten Befürchtungen
© Bernd Thissen / DPA
Für zahlreiche Fußball-Anhänger ist es ein Schlag ins Gesicht: Die 36 deutschen Profi-Klubs haben sich knapp dafür ausgesprochen, einen Teil der Medienrechte an einen Investor zu verkaufen. Die wichtigsten Kritikpunkte.

Die Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga sind natürlich zufrieden: Die knappe Zwei-Drittel-Mehrheit für den Investoren-Deal bei der Mitgliederversammlung sei ein "gutes Zeichen, dass wir gemeinsam – DFL wie auch die Klubs – die Bundesliga und 2. Bundesliga weiterentwickeln wollen", sagte Marc Lenz, neben Steffen Merkel zweiter DFL-Chef, bei einer Pressekonferenz nach der entscheidenden Abstimmung in Frankfurt am Main. Mit 24 Ja-Stimmen-, zehn Gegenstimmen und zwei Enthaltungen hatten die 36 Klubs aus der ersten und der zweiten Bundesliga dafür gestimmt, dass die DFL-Geschäftsführung mit Bietern einen Investitionsdeal aushandeln darf. Das Abstimmungsergebnis zeigt aber auch, dass ein bedeutender Teil der Vereine das Geschäft ablehnt oder es sehr kritisch sieht. 

Der Deal der DFL

Das neue Konzept ist eine stark abgespeckte Variante des alten Konzepts, nur der Kern des Deals bleibt gleich: Die DFL will die kompletten Medienrechte in eine Tochtergesellschaft auslagern und etwa acht Prozent der Anteile an dieser Gesellschaft für 20 Jahre an einen Investor für 800 Millionen bis einer Milliarde Euro verkaufen. Sechs Bieter in Form von Kapitalbeteiligungsgesellschaften (Private Equity) haben laut DFL Interesse bekundet.

Für den Fall, dass tatsächlich eine Milliarde Euro erlöst werden, sollen 600 Millionen direkt an die DFL-Zentralverwaltung zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells (Digitalisierung, Streamingplattform, usw.) fließen. 300 Millionen fließen an die Klubs, um die zunächst entstehenden Medien-Mindereinnahmen auszugleichen. Mit den restlichen 100 Millionen soll ein Vergütungssystem geschaffen werden, das die Klubs belohnt, die zu Werbezwecken ins Ausland reisen.

Die Kritik an der "TikTok"-Welt

Für das Fan-Bündnis "Unsere Kurve" ist die Erlaubnis für den Deal ein heftiger "Rückschlag": "Die wohlfeilen Worte der DFL in der Coronapause haben sich endgültig in Luft aufgelöst. Geld steht über allem", heißt es in einer Erklärung, die vor der Abstimmung am Montag veröffentlich worden zwar. "Die Einzigartigkeit des deutschen Fußballs wird für ein aussichtsloses Rattenrennen mit der Premier League über Bord geworfen." "Die Folgen auch dieser Entscheidung verschärfen die ungleichen Chancen in den deutschen Ligen zugunsten eines zunehmend künstlichen Produktes der internationalen TikTok Welt." 

Die größte Angst auf Seiten der Kritiker und der Fan-Organisationen besteht vor dem möglichen Einfluss des Investors. Was passiert, wenn der der neue Geldgeber andere Anstoßzeiten und eine weitere Zersplitterung des Spieltages will, um seine Gewinne zu steigern? Oder wenn der Druck auf die Vereine steigt, sportlich überflüssige Auslandsreisen zu unternehmen? Die DFL hat zwar im Vorfeld der Abstimmung mit Nachdruck betont, dass die "Hoheitsrechte" bei der DFL und den Klubs bleiben. Die Kritiker weisen allerdings zu Recht darauf hin, dass Investoren erfahrungsgemäß immer Einfluss nehmen wollen. Es geht schließlich um Profitmaximierung, ein Investor will Geld verdienen. Sportliche Belange oder die Interessen von Anhängern spielen da kaum eine Rolle.

Kleinere Vereine ist es zudem ein Dorn im Auge, dass der als ungerecht empfundene Verteilerschlüssel zwischen den Klubs aufrechterhalten bleibt. Die zu erwartenden Gewinne steigern vielleicht die Einnahmen, vergrößern aber auch den Abstand zwischen den großen und den kleinen Klubs. Das war auch der Grund, warum der erste Deal im Frühjahr abgelehnt worden war. Der hätte wegen des viel höheren Verkaufspreises (zwei Milliarden) sofort Geld in die Kassen der Vereine gespült, aber eben nach dem viel kritisierten Verteilerschlüssel. Mit dem neuen Deal sind Einnahmen der DFL erst einmal Zweckgebunden (siehe oben).

Viele haben zudem ein Problem damit, dass die Laufzeit 20 Jahre beträgt. Was passiert, wenn der Investor die Rechte weiterverkauft? Die DFL hat hier zwar eine Absicherung vorgesehen. Demnach soll der Investor frühestens nach acht Jahren ein Weiterverkaufsrecht haben. Zudem hat die DFL ein Veto-Recht, um Deals mit kritischen Partnern wie Saudi-Arabien oder einer Investorengruppe aus China zu verhindern. Ein Rückkauf der Rechte durch die DFL soll nach neun Jahren beziehungsweise 15 Jahren vereinbart sein. Dennoch stellt der mögliche Weiterverkauf eine Art Einfallstor für Investoren dar, die nicht so wohl gelitten sind.

Quellen: DFL, DPA, "Süddeutsche Zeitung", "Bild"

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