Der FC Bayern meint ihn also endlich gefunden zu haben, den wichtigen Backup für Arjen Robben oder Franck Ribéry auf der Außenbahn. Douglas Costa, 24 Jahre alt, Wunschspieler von Trainer Pep Guardiola, kommt für 30 Millionen Euro von Shakhtar Donezk. Am Dienstag absolvierte er einen Medizincheck, am Mittwoch wurde er vorgestellt. 30 Millionen - damit kostet Costa mehr als Ribéry, Robben oder Thiago. Die Erwartungen sind hoch.
Ob Costa diese rechtfertigen kann? Einiges spricht erst einmal dagegen. Neuzugänge aus der ukrainischen Liga sind natürlich schwer zu beurteilen - allein, weil man die Spieler weniger im Ligaalltag zu sehen bekommt. Schaut man nur auf die Statistiken, überrascht der Transfer allerdings sehr. Costas Leistungsnachweis des vergangenen Jahres spricht jedenfalls nicht unbedingt für ihn: Vier Tore schoss er für Donezk in 20 Spielen, bereitete sechs weitere vor.
Dortmunds Mkhitaryan war in der Ukraine deutlich stärker
Das ist für einen Spieler, der 30 Millionen kostet und mittelfristig als Ersatz für die torgefährlichen Robben und Ribery dienen soll, ziemlich wenig. Die ukrainische Liga hat schließlich in der Breite nicht ganz das Niveau der europäischen Topligen. Nur zum Vergleich: Als Dortmund Offensivspieler Henrikh Mkhitaryan aus Donezk für 25 Millionen Euro kaufte, hatte der in der Saison davor in 29 Spielen 25 Mal getroffen und zehn Vorlagen gegeben. Dass er das Niveau in der Bundesliga bislang nicht bestätigen konnte, sagt einiges über den Unterschied der Ligen aus.
Nun mag man einwenden, Costa sei immerhin brasilianischer Nationalspieler. Allein, auch das heißt im Jahr 2015 nichts. Brasilien liegt fußballerisch am Boden, nach der 7:1-Schmach aus dem vergangenen Jahr verpatzte die Selecao auch die Copa America in diesem Jahr, schied im Viertelfinale aus. Costa war in Dungas Team häufig nur Ersatz.
Viel Potenzial, doch eine viel zu hohe Ablösesumme
Man sollte natürlich nicht zu früh urteilen. Die Bayern-Fans konnten Guardiolas Einschätzungen in den vergangenen Jahren vertrauen. Und Guardiola scheint Costas Fähigkeiten genau zu kennen. Er wollte den Brasilianer in seinem Team haben. Costa ist also sicherlich ein Mann mit viel Potenzial. Doch die hohe Ablöse dürfte für Kritik sorgen. Dass die Bayern so viel Geld für einen vielversprechenden, aber bislang international mittelmäßigen Mann wie Costa bezahlen, kann man ihnen vorwerfen - man kann es allerdings auch auf den internationalen Transfermarkt schieben.
Den Clubs aus der englischen Premier League stehen aus TV-Erlösen so viele Gelder für Neueinkäufe zur Verfügung wie nie zuvor. Selbst kleinere englische Clubs wie Stoke City kassieren mehr Geld aus TV-Töpfen als der FC Bayern in Deutschland. Darum kann ein FC Liverpool dann auch mal 40 Millionen Euro für Hoffenheims Firmino hinlegen.
Der FC Bayern steht vor einer schwierigen Transfer-Situation
Für den FC Bayern wird die Lage also zunehmend schwierig. Sie sind ein internationaler Topclub. Unter 30 Millionen bekommt man da einen guten Spieler kaum aus seinem Vertrag herausgekauft. Schließlich weiß der abgebende Club auch, dass der FC Bayern anklopft. Da will man den Spieler nicht verschenken. Eher schon über seinen Wert verkaufen. Darum kommen solche Preise wie bei Costa zustande, Für sehr gute Spieler wie Angel di Maria oder Antoine Griezman müsste der FC Bayern dann richtig tief in die Tasche greifen. Oder sie eben der Konkurrenz überlassen.
Die Münchner stehen in den kommenden Jahren also vor einem Balanceakt auf dem Transfermarkt. Sie können höhere Preise zahlen, das gibt das Festgeldkonto her. Doch gleichzeitig bleibt der FC Bayern der FC Bayern - astronomische Transfersummen wollen die Münchner nicht zahlen, da sind sie (im internationalen Vergleich) bodenständig genug. Gegenüber allen anderen Clubs aus der Bundesliga haben sie ohnehin schon einen uneinholbaren Vorteil.
Costa könnte ein Schlüsseltransfer sein
Der Transfer von Douglas Costa könnte für die Münchner daher ein Schlüsseltransfer sein. Wenn er es schafft, sich auf Dauer durchzusetzen, dürften die Bayern in Zukunft häufiger für unfertige Spieler verhältnismäßig viel Geld bezahlen, in der Hoffnung, sie anschließend zu kompletten Spielern umzuformen. Bei Franck Ribéry hat das ja auch geklappt. Wenn das Experiment Costa allerdings scheitert, dann dürfte klar sein, dass die Münchner bald auch Summen jenseits der 50 Millionen für Spieler ausgeben.
Doch das ist Zukunftsmusik. Costa fliegt jetzt erst einmal in den Urlaub. Und danach dürfte es für ihn bei der Bayern-Konkurrenz ohnehin schwer genug werden, schnell in die Mannschaft zu finden. Mit Arjen Robben, Thomas Müller und auch Mario Götze stehen schließlich drei Spieler vor ihm, die ihre Weltklasse schon bewiesen haben.