Zwei Spiele, sechs Punkte: Bayerns Start in die neue Bundesliga-Saison verlief eigentlich optimal. Auch wenn der Rekordmeister bei den beiden Siege gegen Dortmund und Bochum mal wieder wenig Glanz versprühte - noch liegt man an der Isar voll im Soll. Viel mehr Positives hört man von den Münchenern allerdings nicht dieser Tage. Es ist so wie immer bei den großen Bayern: Sie gewinnen in der nationalen Liga ihre Spiele, und dennoch liegt rund um die Säbener Straße eine handfeste Krise in der Luft - ausnahmsweise mal keine angedichtete.
Nach der peinlichen 0:4-Klatsche im Prestige-Testspiel beim FC Barcelona unter der Woche unterdrückte Karl-Heinz Rummenigge nach außen den fälligen Wutanfall und machte stattdessen - nicht ungeschickt - lieber dem Gegner Komplimente. "Ich denke, der FC Barcelona ist die beste Mannschaft der Welt." So wie der Vorstandsvorsitzende kann man den peinlichen Auftritt seiner Angestellten natürlich auch kommentieren. Auch der Trainer klagte nach dem Debakel nicht etwa die Mannschaft, sondern sich selbst an: "Wenn jemand die Niederlage zu verantworten hat, dann ich", so Magath. Intern muss es allerdings heftig gescheppert haben. Um das zu erahnen, muss man kein Prophet sein. Weiß man doch nur allzu gut, wie sehr den Klub-Bossen derartige Blamagen auf internationalem Parkett peinlich sind.
Beleidigter Hargreaves
Aber da ist nicht nur die Pleite gegen den amtierenden Champions-League-Gewinner. Die hat den Krisen-Gärungsprozess beim FCB allenfalls weiter intensiviert. Vor allem das Theater um Owen Hargreaves belastet das sowieso schon angespannte Nervenkostüm der Verantwortlichen. Der Brite, einer der wenigen WM-Gewinner der Engländer, will trotz Vertrag bis 2010 unbedingt zu Manchester United. "Du prostituierst dich", soll Manager Hoeneß laut Bild gezetert haben und von Hargreaves 25.000 Euro Strafe verlangen. Der ist jetzt natürlich beleidigt, verließ am Mittwoch bereits nach einer Viertelstunde das Training. Er sei noch krank, erklärte der Trainer unter dem dringenden Verdacht des Flunkerns.
Und längst haben sich weitere Nebenkriegsschauplätze aufgetan: Da wäre zum einen das vom Verein unverständlicherweise ausgesprochene Interview-Verbot für die beiden Kumpels Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger. Vielleicht wurde der Maulkorb für Podolski nicht ganz ohne Hintergedanken verpasst. Denn im Zweifel wird ein vor kurzem noch gefeierter WM-Held, der es in zwei Bundesliga-Partien auf ganze 15 Minuten Einsatzzeit gebracht hat, kaum Nettigkeiten in die Mikrofone sprechen wollen.
Bayern wollten Diego nicht
Brandherd Nummer eins und damit die größte Baustelle stellt bei den Bayern aber weiterhin das noch immer nicht gestopfte Loch im Mittelfeld dar. Nach dem Wechsel von Michael Ballack zu Chelsea ist die Offensive nur noch harmlos. Während der härteste Meisterschafts-Konkurrent Werder Bremen überglücklich mit dem Micoud-Nachfolger Diego ist, haben die Münchener im zentralen Mittelfeld immer noch keinen Nachfolger für ihren abgewanderten Star gefunden. Nach Sport-Bild-Informationen wurde jener Diego, der die Bundesliga bereits nach zwei Spielen verzaubert hat, den Bayern übrigens vor vier Jahren selber angeboten. Der Chefscout winkte damals ab...