Mit einer geheimen Videoaufnahme eines Gesprächs mit dem ehemaligen FIFA-Top-Funktionär Ismail Bhamjee hat die Zeitung "The Sunday Times" neue brisante Vorwürfe um die WM-Vergabe 2010 öffentlich gemacht. Der vor knapp fünf Jahren vom Fußball-Weltverband suspendierte Bhamjee behauptet, dass bei der WM-Vergabe an Südafrika 2004 eigentlich Marokko die Stimmenmehrheit im FIFA-Exekutivkomitee gehabt habe. Dies hätten Gespräche im Funktionärszirkel nach der Abstimmung in Zürich belegt.
Zudem berichtet der Mann aus Botswana über Bestechungsdetails der marokkanischen WM-Bewerber. Bhamjee bestätigt auch die Verwicklung von Ex-FIFA-Vize Jack Warner in Bestechungspraktiken der marokkanischen und südafrikanischen WM-Bewerber. WM-Ausrichter Südafrika hat alle Vorwürfe zurückgewiesen.
Bhamjee wurde von Fifa suspendiert
Laut "The Sunday Times" soll das Video aus dem Jahr 2010 der FIFA seit langem vorgelegen haben. Der Weltverband wollte sich am Sonntag weder zu dem Film noch zu den darin gemachten Vorwürfen äußern.
Bhamjee war von der WM 2006 in Deutschland wegen der illegalen Veräußerung von WM-Tickets nach Hause geschickt worden. Vor der WM-Vergabe 2010 wurde er von der FIFA wegen Bestechungsvorwürfen suspendiert, auf eine Berufung verzichtete er.
Adidas erwägt Ende der Kooperation
Unter den Adidas-Aktionären werden Forderungen nach einem Ende der Zusammenarbeit des Sportausrüsters mit dem skandalträchtigen Weltfußballverband laut. "Adidas muss jetzt prüfen, ob der Fifa-Vertrag zu kündigen ist", sagte der Vorsitzende der Vereinigung Institutioneller Privatanleger (VIP), Hans-Martin Buhlmann, der "Welt am Sonntag".
So könne Druck für eine Neugestaltung der Fifa aufgebaut werden. Buhlmann vertrat auf der diesjährigen Hauptversammlung eigenen Angaben zufolge knapp 3,2 Millionen Aktien im Wert von 230 Millionen Euro. Damit gehört er zu den größeren Investoren-Vertretern.
Buhlmann kritisierte laut Vorabbericht, Adidas könne nicht von seinen Beschäftigten gesetzestreues Verhalten verlangen, "wenn gleichzeitig Geschäftsbeziehungen zu einem Verband fortgesetzt werden, bei dem es offensichtlich Korruption gibt". Bei der Neuaufstellung der Fifa könne Adidas-Chef Herbert Hainer eine Schlüsselrolle übernehmen. Sein Vertrag läuft bis März 2017. Adidas gehört seit Jahrzehnten zu den Groß-Sponsoren des Fußballverbandes.