Genau so hatten sich die Bayern das vorgestellt. Nach dem souveränen 3:0-Erfolg gegen einen überforderten Hamburger SV konnte der "Herbstmeister" am Samstag entspannt verfolgen, wie die Verfolger nachlegen mussten. "Der Sieg übt Druck auf die anderen aus", frohlockte Felix Magath am Freitagabend. Noch wichtiger aber war dem Trainer des FC Bayern München die eigene Machtdemonstration beim 750. Bundesligasieg: "Wir wollten allen zeigen, dass mit uns zu rechnen ist." Auch der Chef des Fußball-Rekordmeisters war mit dem Neustart nach 40 Tagen Winterpause rundum zufrieden. "Wir sind in einer guten Verfassung und machen direkt da weiter, wo wir im vergangenen Jahr aufgehört haben", lobte Karl-Heinz Rummenigge.
Der seit 23 Jahren in München sieglose HSV erwies sich auf dem schneeglatten Rasen des Olympiastadions vor 39.000 Zuschauern als perfekter Sparringspartner. Vorne harmlos und hinten fehlerhaft präsentierten sich die Hanseaten bei der ersten Auswärtsniederlage unter Trainer Thomas Doll, der schimpfte: "Wir haben die Bayern nur mit Handschuhen angefasst." Beim ersten Gegentor von Claudio Pizarro patzte Torhüter Martin Pieckenhagen (22.), beim vorentscheidenden 2:0 unmittelbar nach der Pause ließ sich Bastian Reinhardt wie ein Anfänger von Nationalspieler Bastian Schweinsteiger düpieren (48.). Nur beim wunderbaren Heber von Roy Makaay nach einem langen Pass von Torsten Frings spielten die Bayern den Gegner glänzend aus (55.).
Ballack-Ausfall keine Schwächung
"Unsere Mannschaft hat sehr souverän gespielt", lobte Manager Uli Hoeneß. Eine spielerische Glanzleistung war dagegen weder nötig noch bei den Bodenverhältnissen möglich. "Für die Techniker war es ein ganz schwieriges Spiel", meinte Magath nachsichtig. Trotzdem bewies der Tabellenführer eindrucksvoll, dass er mit seinem Luxuskader zumindest in der Bundesliga sogar den Ausfall eines Michael Ballack (Gelb-Sperre) verkraften kann, während beim HSV das Fehlen des Niederländers Khalid Boulahrouz (Schulterverletzung) in der Abwehr verheerend war. Der gute Daniel van Buyten allein konnte nicht alle Löcher stopfen. "So geht es nicht", meinte der Kapitän verärgert.
Lizarazu fällt zwei Wochen aus
Magaths Freude trübte nur die Verletzung von Rückkehrer Bixente Lizarazu, dessen Comeback schon nach sechs Minuten beendet war: "Das war der Wermutstropfen der Partie." Zwei Wochen wird der 35-jährige Franzose wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade ausfallen. Als Gewinner des Abends stand dagegen Oliver Kahn da. Der Nationaltorhüter hielt diesmal fehlerfrei. Er bewahrte sein Team sogar vor einem Rückstand, als er einen Kopfball von Sergej Barbarez aus dem Winkel fischte (19.). "Wir haben Glück gehabt, dass Oliver Kahn einen Supertag hatte", meinte Magath.
Die Nummer 1 in der Liga bleibt der FC Bayern. Damit sich daran bis Saisonende nichts ändert, fordert Magath eine Siegesserie in den nächsten Wochen: "Wir können uns bis zum Wiederbeginn der Champions League ganz auf die Bundesliga konzentrieren. Diese Phase müssen wir nutzen, um uns ein Polster für die schwierigeren Zeiten zu schaffen."
Naiv und harmlos
Der HSV dagegen muss schnell aus den Schwächen von München lernen, wenn der Uefa-Cup in Reichweite bleiben soll. "Vor dem Tor hat uns die Kaltblütigkeit der Bayern gefehlt, und in den Zweikämpfen haben wir uns naiv angestellt", kommentierte Torhüter Pieckenhagen. Bei der Aufholjagd auf Platz 5 müssen die Hamburger allerdings vorerst auf Piotr Trochowski verzichten. Der Neuzugang vom FC Bayern erlitt bei einem bösen Foul von Frings eine Fußverletzung (15.).