FUSSBALL Liga-Chef: Dem Kommerz Grenzen setzen

Eine Coca-Cola- oder DaimlerChrysler-Liga sind für den Präsidenten des Liga-Verbandes, Werner Hackmann, kein Indiz für Werteverfall und hemmungslosen Kommerz im deutschen Profi-Fußball.

Mit Werbung vollgepflasterte Stadien und vielleicht bald eine Coca-Cola- oder DaimlerChrysler-Liga sind für den Präsidenten des Liga-Verbandes ,Werner Hackmann, kein Indiz für Werteverfall und hemmungslosen Kommerz im deutschen Profi-Fußball. »Fußball wird immer Fußball bleiben. Aber der Profi-Fußball ist auch ein Wirtschaftsunternehmen. Wir müssen wirtschaftlich handeln, dazu gehört auch die Vergabe des Bundesliga-Namens an einen Sponsor«, sagte der oberste Liga-Vertreter in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Moralische Grenzen sieht er aber sehr wohl: »Wir werden weder für Drogen noch für Kondome werben. Außerdem: Ein Stadion kann man umbenennen, den Verein aber nicht. Der Name HSV hat Tradition, den kann man nicht an eine Bausparkasse verkaufen.«

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Die Regeln sind heilig

Zudem sind für Hackmann die Regeln des »guten alten Fußballs« heilig. »Aufstieg und Abstieg werden immer Bestandteil des Spielbetriebes bleiben. Mit uns wird es auch keine vier Viertel geben, damit mehr Werbepausen entstehen. Diese Grundpfeiler des Fußballs werden wir nicht wirtschaftlichen Interessen opfern.«

Eigenes Reisebüro

Nur kurz nach der Trennung vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) hat der Liga-Verband erste Zeichen der Eigenständigkeit gesetzt. Geplant sind ein ligaeigenes Reisebüro für alle 36 Lizenzvereine, ein zentraler Einkauf und Vertrieb von medizinischen Artikeln und ein eigener TV-Sender, der aber nicht vor 2003 auf Sendung geht. »Wir müssen schauen, wie sich der Markt entwickelt. In Italien beispielsweise, wo der Fernsehvertrag ausläuft, sinken die Preise für TV-Rechte wieder«, erklärte Hackmann.

Junge Zielgruppe gewinnen

Die nun in den Abend verlegte Ausstrahlung von Bundesliga- Berichten im Free-TV treibt Hackmann nicht um. »Als ich sechs oder sieben war, durfte ich auch immer das Ohnsorg-Theater im TV sehen, obwohl das um 20.15 Uhr begann. Zehn- bis Zwölfjährige gehen nicht um acht ins Bett«, meinte der Vater zweier erwachsener Töchter und prophezeit: »Durch die späteren Fernsehzeiten werden wir die junge Zielgruppe erst richtig gewinnen.«

Kein Transfer-Wahnsinn

Hackmann sieht die Vereine des deutschen Profi-Fußballs nicht ins finanzielle Desaster stürmen. »Im internationalen Vergleich ist die wirtschaftliche Situation der deutschen Vereine gesund«, versicherte er. Sowohl die Erträge als auch die Ausgaben der Vereine haben sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. »Besorgnis erregend wird es, wenn wir den Transfer-Wahnsinn von italienischen, spanischen und englischen Vereinen mitmachen«, warnte der 54 Jahre alte HSV-Vorsitzende.

»Mit Sorge« sieht Hackmann das Auseinanderdriften der Vereine auf Grund der internationalen TV-Vermarktung. Aber auch Champions-League-Gewinner Bayern München, versichert Hackmann, könne kein Interesse haben »in einer Bananen-Liga« zu spielen. Ob die Bayern ihre Champions-League- Millionen aber mit Cottbus und St. Pauli teilen wollen, ist äußerst unwahrscheinlich.

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