Das Buhei um den im Vorfeld groß angekündigten Krisengipfel zwischen Bundestrainer Jürgen Klinsmann und den Bossen der Liga war groß. Anders als das Ergebnis, das im Anschluss der Öffentlichkeit präsentiert wurde - das war dann doch eher mau. "Arbeitskreis Nationalmannschaft" nennt sich die neu gegründete Krisen-Eingreiftruppe jetzt. Im Englischen spricht man sinngemäß von "Task Force", das klingt schicker, ändert aber auch nichts an der Zahnlosigkeit der Arbeitsgemeinschaft, die kurioserweise von Uli Hoeneß angeführt wird.
Kurios deshalb, weil der mächtige Bayern-Manager bis zuletzt als schärfster Kritiker des Bundestrainers galt. Dass ihn die DFL nun zum Sprecher der Task Force gemacht hat, dürfte vor allem einen diebisch gefreut haben: Jürgen Klinsmann. Die vom DFB-Coach so gefürchteten, weil wirkungsvollen Verbalausbrüche des Uli H. aus M. dürften ab sofort nämlich der Vergangenheit angehören. Verschwiegenheit ist schließlich in Zukunft Pflicht. Laut Liga-Präsident Werner Hackmann haben sich alle Teilnehmer "in die Hand versprochen", mögliche Kontroversen künftig intern zu behandeln und nicht mehr den Weg über die Medien zu führen. Das spielt Klinsmann natürlich in die Karten, denn Hoeneß sitzt jetzt mit im Boot. Sollte der Bundestrainer auf diese Entscheidung Einfluss gehabt haben, könnte ihm das durchaus als taktische Meisterleistung ausgelegt werden.
"Lege sicher keinen Terminplan vor"
Abgesehen vom Thema "interne Kommunikation" ging es beim Friedensgipfel in der Frankfurter Zentrale der DFL im Kern um drei weitere Punkte: 1. die Torhüter-Rotation, 2. die fehlende Struktur im Team und 3. den Wohnort des Trainers. Zu jeder der drei "offenen Fragen" (Präsident Hackmann) hatte Klinsmann stets die passende Antwort parat. "Oliver Kahn bleibt die Nummer eins - das bleibt so." Seine Stellungnahme zum Zustand der Nationalmannschaft klang ähnlich trocken: "Ich habe schon nach dem Confed Cup gesagt, dass schlechtere Spiele kommen werden. Das war zu erwarten. Aber diese Rückschläge waren auch wichtig für die Weiterentwicklung dieser Mannschaft." Und auch in der leidigen Wohnort-Diskussion blieb Klinsmann unmissverständlich: "Ich lege sicher keinen Terminplan für meine Präsenz vor, habe die Wünsche aber aufgenommen und ich bin sicher, dass meine Präsenz genügen wird, um die Dinge vor Ort zu klären." Rumms, das saß.
Beide Parteien haben sich extrem aufeinander zu bewegt, hieß es hinterher seitens der DFL. So kann man es auch ausdrücken. Fakt ist, dass einzig Jürgen Klinsmann gestärkt aus dem Krisengipfel hervorgegangen ist. Der Wahl-Kalifornier hat den Liga-Bossen knallhart die Stirn geboten und auf dem Weg zur WM 2006 nur wenig Kompromissbereitschaft signalisiert. Damit war fast schon zu rechnen, denn der Schwabe gilt gemeinhin als Sturkopf. Für die Wiederbelebung des Aufpasser-Gremiums "Arbeitskreis Nationalmannschaft" hat Jürgen Klinsmann vermutlich nur ein müdes Lächeln übrig. Schlaflose Nächte daheim in L.A. wird die Task Force ihm nicht bereiten - so viel ist sicher.