Die Diskussion um die Bundesliga-Trainer Jürgen Röber und Huub Stevens nimmt bizarre Formen an. Nachdem beide Trainer bei ihren Vereine zum Ende der Saison die Taschen packen werden, sehen Experten Anzeichen für einen Trainertausch. Mehrere Berliner-Zeitungen und das Fachblatt »Kicker« präsentieren Schalkes Noch-Trainer Huub Stevens als künftigen Hertha-Coach. »Bild« verweist auf eine zuverlässige Quelle, die »Berliner Zeitung« spricht davon, dass Stillschweigen vereinbart worden sei.
Keiner weiß was aber viele reden drüber
»Ich weiß von nichts. Ich habe bis jetzt mit keinem von Hertha gesprochen«, sagte Stevens nach dem 3:1-Erfolg der Schalker bei Hansa Rostock am Mittwochabend. Er fügte jedoch hinzu: »Vielleicht passiert das kommende Woche, aber ich weiß es wirklich nicht. Ich lasse alles auf mich zukommen.« Bisher stehe er mit keinem Verein in Verbindung, allerdings würden sich nun aber einige Clubs bei ihm melden. Stevens gab zu, dass er mit seiner Rücktritts-Erklärung nur wenige Stunden vor dem Spiel beim FC Hansa einem Pressebericht zuvorkommen wollte. »Ich wollte nicht, dass die Mannschaft es aus der Zeitung erfährt und der Erste sein, der es ihr sagt.«
Erboster Hoeneß
Unmittelbar zuvor hatten Röber und Hertha-Manager Dieter Hoeneß ihre Pressekonferenz beendet; doch statt der angestrebten Klarheit herrschte in Berlin nur wenig später neue Verwirrung. Er lehne es ab, Spekulationen zu kommentieren, teilte Hoeneß mit. Eine Entscheidung sei nicht getroffen, de facto kein Vertrag abgeschlossen. »Ich weigere mich, die Schlampigkeit, mit der formuliert wird, zu akzeptieren«, meinte der erboste Hertha-Manager.
Röber kein Thema auf Schalke
Gleichzeitig wird spekuliert, Röber könnte im Tausch künftig auf Schalke arbeiten. Diese Vermutung wies Manager Rudi Assauer allerdings in Rostock noch einmal zurück. »Jürgen Röber wird auf keinen Fall Trainer bei Schalke 04«, sagte Assauer und wiederholte seinen Standpunkt von Mitte November, als Stevens intern seinen Rücktritt bekannt gab und erstmals von angeblichen Verhandlungen mit Röber die Rede war. »Ich habe noch nicht eine Verhandlung geführt. Ich mache erstmal Weihnachten, dann denke ich darüber nach, wer der neue Trainer wird«, betonte Assauer am Mittwochabend. Röber, dessen Abschied in Berlin sogar schon Mitte Oktober beschlossene Sache war, hatte Gespräche jüngst erneut dementiert.
Stevens hätte Chancen in Berlin
Während wenig dafür spricht, dass Röber auf Schalke landet, ist zumindest nicht auszuschließen, dass Stevens trotz familiärer Bedenken tatsächlich in Berlin anfängt. Inoffiziell ist zu hören, dass der Name des Niederländers bei der Suche nach Röbers Nachfolger in den vergangenen Wochen gefallen sei. UEFA-Cup-Gewinn 1997, DFB-Pokalsieg in diesem Jahr, harter Arbeiter, exzellenter Taktiker, dazu Deutsch-Kenntnisse: Stevens Personalakte kann sich sehen lassen.
Familiäre Probleme
Gegen einen Wechsel nach Berlin sprechen familiäre Gründe. Die Ehefrau des 48-Jährigen soll an einer Darmerkrankung leiden, sie lebt mit den beiden Kindern in Eindhoven und sieht den Fußball-Lehrer seit 1996 nur unregelmäßig. Die Trennung sei ihm nicht immer leicht gefallen, gestand Stevens. Sollten er und Röber - wie angekündigt - bis Saisonende bei ihren jetzigen Vereinen bleiben, gibt es vorher noch ein pikantes Aufeinandertreffen: Am vorletzten Bundesliga- Spieltag empfängt der jetzige Tabellensechste Hertha BSC die direkt dahinter platzierten Schalker im Olympiastadion. Dort könnte es für beide Trainer noch um einen Platz im internationalen Geschäft gehen.
Von Robert Semmler (dpa)