Also, früher. Früher, da kochte es in Uli Hoeneß, dann brodelte es, dann lief er puterrot an, explodierte - und dann war ein Trainer weg, ein Kopf rollte. Bei graueren Vereinen ging das so. Frage Töppi, gleich nach dem Spiel: "Steht der Trainer zur Disposition?" Stirnrunzeln. Ausreden. Gebrumme. Und, zack, am nächsten Tag war der alte Coach weg. Auf dem Platz stand dann Peter Neururer oder Hans Meyer oder Ewald Lienen oder Jürgen Röber, im Gespräch war Mirko Slomka - und Lothar Matthäus diente sich per "Bild-Interview" an. Der Trainer hatte das Heiligste der Fans gefährdet, das Heil des Vereins. Da wurde nicht lange gefackelt, da wurde gefeuert. Das war Leidenschaft. Das war Fußball.
Und heute? Heute kocht es in Uli Hoeneß, dann brodelt es, dann läuft er puterrot an, explodiert - und dann heißt es, van Gaal dürfe bis zum Saisonende bleiben. Puh. Das ist eine Katharsis à la Rummenigge: kühl, überlegt, sachlich, so schonend und gefühlsarm-gesichtswahrend wie aus dem Management-für-Warmduscher-Handbuch - achten sie bitte auf die Würde ihrer Mitarbeiter. Pah. Und in Hamburg? Und auf Schalke? Same thing! Veh? Gefeuert? Nein, geht zum Saisonende, weil er den HSV nach wie vor zwar "geil" findet, aber das Chaos in der Clubführung nicht aushält. Magath, der Fußball-Tyrann und Fan-Schreck? Verjagt, in Schimpf und Schande? Keineswegs. Geht wohl - zum Saisonende. Alle verrummgeniggt.
Das ist Verrat an unseren Gefühlen
Ihr Vereinslenker! Männer! Macht Euch nichts vor, der Weltfrauentag ist vorbei. Was Ihr da treibt, ist Verrat am Sport, Verrat an seinen Ritualen, ja, viel schlimmer noch, Verrat an unseren Gefühl. Wir, wir gucken euch zu, werfen Euch die Millionen hinterher, weil ihr uns Spektakel liefert, Drama, rauschende Siege und bittere Niederlagen. Das erwarten wir: sofortige Bedürfnisbefriedigung, sofortige Rauswürfe, sofortige Schnitte - kein Windelweich-Management. Ansonsten könnten wir das alles ja gleich demokratisieren und Trainer auf vier Jahre wählen, oder?
Gut, sagt ihr, es gibt keine vernünftige Trainer-Reserve mehr, keine echten Feuerwehrmänner. Ihr habt genug von den Röbers und den Lienens. Und in der Tat ist die Personal-Welt aus den Fugen geraten, wenn Slomka seinen Job in Hannover jetzt behalten darf und sogar die Bayern schlägt. Aber es gibt doch die Scholls und die Gerlands dieser Welt, die glaubwürdigen Ersatzmänner. Vielleicht sind das nicht die ganz großen Stars, die Bringer. Aber das sind die Arbeiter, die jetzt tausend Mal besser wären als die lahmen Enten. Oder ihr macht ganz auf mutig, guckt euch ein wenig in der Politik um, wagt den mutigen Mix, den kecken Cross-Over. Dass Guttenberg die Bayern zumindest ein paar Monate mindestens so blendend coachen könnte wie weiland Klinsmann wäre da schon fast zu einfallslos. Oder ihr sucht euch, wenn ihr noch weiter gehen wollt, doch mal eine Frau!
Oder, ihr Memmen, ihr holt ihn doch zurück, den ewigen Neururer. Der hat seit Ende 2009 keinen Job mehr - und Zeit. Der könnte - jetzt mal extrem rummgeniggt - dann die Bayern, den HSV und Schalke als Universalbevollmächtigter gleichzeitig trainieren. Selbst das wäre eine spannendere Lösung als die Hinhalterei, die ihr uns jetzt bietet.
Früher, da war der Fußball einfach ehrlicher. Und wir haben ihn geliebt. Guckt doch einfach mal ein bisschen zurück.