Fußball TV-Verträge nur für ein Jahr: Neues Chaos droht

Der TV-Vertrag des DSF über die beiden Sonntag-Spiele der Fußball-Bundesliga ist unterschrieben - nur die offizielle Bestätigung für die ARD-Sportschau am Samstag fehlt noch. Doch schon jetzt zeichnet sich für das kommende Jahr ein ähnliches Rechte-Chaos ab.

Der TV-Vertrag des DSF über die beiden Sonntag-Spiele der Fußball-Bundesliga ist unterschrieben - auch die Bestätigung der ARD für die Sportschau ist gegeben. Die ARD einigte sich mit dem Rechteinhaber Infront über einen Vertragsabschluss. Doch schon jetzt zeichnet sich für das kommende Jahr ein ähnliches Rechte-Chaos ab. Sicherheiten für die Zukunft ihrer mit Abstand wichtigsten Einnahmequelle haben die Profi-Clubs weiterhin nicht. Denn für die beiden Spielzeiten - von 2004 bis 2006 - gibt es bei allen Kontrakten lediglich Optionen. Der für Beteiligte und Zuschauer gleichermaßen zermürbende TV-Poker droht zur erschreckenden Normalität zu werden.

Rückkehr des gesunden Realismus

Nach den Jahren des scheinbar ungebremsten Wachstums mit immer neuen Rekord-Verträgen haben die Beteiligten zumindest zu einem gesunden Realismus zurückgefunden. "Was in einem Jahr sein wird, kann ich derzeit nicht beurteilen", gab DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder zu. "Sicher ist es so, dass dieses Jahr die 290 Millionen Euro nicht erreicht werden", hat der DFB-Chef kalkuliert. Diese Garantiesumme muss Rechteinhaber Infront an die Liga zahlen. Doch die Agentur kann sie voraussichtlich aus der Summe der Einzelverträge mit den TV-Sendern nicht refinanzieren.

Die Privaten haben früher viel mehr gezahlt

Im Vergleich zur abgelaufenen Saison kassiert Infront rund 30 Prozent weniger aus der Erstverwertung im frei empfangbaren Fernsehen. Statt 80 Millionen Euro von Sat.1 gibt es von ARD und DSF zusammen nur rund 55 Millionen. "Ob wir die Option wahrnehmen, ist noch nicht geklärt", hieß es dazu bei Infront. Entscheidend wird sein, ob Infront den Rückgang im Auslands- und Onlinegeschäft ausgleichen kann.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) versucht sich trotz der auch für sie quälenden Situation der vergangenen Wochen optimistisch zu geben. "Wir gehen davon aus, dass der Vertrag stabil ist", sagte DFL-Geschäftsführer Wilfried Straub. Die Abmachung mit der Infront AG und ihrer Tochtergesellschaft Buli GmbH sieht eine knapp zehnprozentige Steigerung in den Folgejahren vor.

Wenn Infront nicht verlängert, ist das Chaos komplett

Das Problem der DFL: Wenn Infront den Vertrag nicht für zwei Jahre verlängert, fallen die Rechte zwar an die Liga zurück, doch nicht alle Verträge mit den TV-Sendern wären dann noch gültig. Die Liga hätte statt garantierter Einnahmen dann das Risiko zu tragen und müsste sich selbst um Vermarktung kümmern. Offen ist zudem, welche Auflagen die Wettbewerbskommission der EU der Liga auferlegt. Mit einer Entscheidung aus Brüssel ist frühestens zum Ende des Jahres zu rechnen.

Auch die Vereine müssen zahlen

Der Sparzwang für die Vereine ist schon jetzt unverkennbar. Denn statt der ursprünglich einmal von Kirch-Sport zugesicherten 460 Millionen Euro gibt es in der kommenden Saison ohnehin nur 290 Millionen, die dann an die Clubs der 1. und 2. Liga verteilt werden. Der neue Realismus der TV-Sender, die deutlich weniger zu zahlen bereit sind, ist inzwischen auch bei den meisten Vereinen eingezogen.

"Ich hoffe, dass die Wirtschaft wieder anspringt", so Mayer-Vorfelder, "ich glaube nicht, dass es weiter nach unten gehen wird." Wie die DFL-Vertreter verweist der DFB-Chef auf die wachsende Bedeutung der Bundesliga-Rechte auf Grund der WM 2006 in Deutschland und sagt: "Die Bundesliga ist ein werthaltiges Produkt."

DPA
Michael Rossmann

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