Es wird ein Abschied mit großen Gefühlen, und vielleicht vergießt Ottmar Hitzfeld sogar ein paar Tränen. Wie nahe dem erfolgreichsten Trainer des FC Bayern München nach "sechs grandiosen Jahren" der Rauswurf beim Fußball-Rekordmeister geht, war schon vor dem Endspiel an diesem Samstag gegen den SC Freiburg zu beobachten. Als rund zwei Dutzend Journalisten dem 55-Jährigen am Donnerstag auf dem Vereinsgelände nach seiner letzten Pressekonferenz im so genannten "Bayern-Stüberl" für seine einmalige Zusammenarbeit mit den Medien mit lang anhaltendem Beifall dankten, war ein feuchter Glanz in den stets wachen Augen des "Generals" zu sehen.
Bei aller Kritik bleibt Hitzfeld der Gentleman
Zu brav, zu lasch, zu nett? Auch wenn sich Hitzfeld am Ende seiner Ära teilweise bittere Vorwürfe und auch ein wenig Heuchelei aus der Führungsetage des Vereins gefallen lassen muss, ließ er sich nicht zum verbalen Nachtreten hinreißen. "Das ist nicht mein Stil." Er fühle sich "nicht gekränkt" von der Kritik eines Franz Beckenbauer oder Uli Hoeneß, versicherte er. "Und die Spieler müssen sich auch nicht bei mir entschuldigen", sagte er, obwohl sie ihn zuletzt immer öfter schmählich im Stich gelassen haben. Für ihn persönlich zählt nur eines: "Ich bin mir selbst treu geblieben. Man darf mal ein Spiel verlieren, aber nicht sein Gesicht."
Hitzfeld blickt mit Stolz zurück
Hitzfeld kann am Samstag das Olympiastadion bei seinem 204. und letzten Bundesligaspiel als Bayern-Trainer mit erhobenem Haupt betreten - und bestimmt auch wieder verlassen. "Ich kann mir selbst nichts vorwerfen", sagte er selbstbewusst. Die 63 000 Zuschauer werden ihn sicherlich feiern, das Spiel gegen Freiburg und die so wichtige direkte Champions-League-Qualifikation kann allein die Mannschaft verspielen. Richtig glücklich machen kann Hitzfeld der zweite Platz ohnehin nicht mehr: "Wir wollen die Vizemeisterschaft holen, obwohl ich das Wort Vize eigentlich hasse."
Hitzfeld prägte den FC Bayern
Zu viel Rummel um seine Person möchte er nicht. "Es geht nicht um Personen, sondern immer um den FC Bayern." Das war sein Motto, und er hat es sechs Jahre lang über alles gestellt. Hitzfeld hat den Verein geprägt, wie wohl kein Trainer vor ihm. Er hat als Nachfolger von Giovanni Trapattoni den Weltpokal (2001) und die Champions League (2001) gewonnen, er wurde in sechs Jahren vier Mal Meister (1999, 2000, 2001, 2003) und holte zwei Mal den DFB-Pokal (2000, 2003). Er führte die Bayern zurück in die europäische Spitze - und er befreite den Bundesliga-Krösus vom negativen Image des "FC Hollywood".
Vielleicht erlaubte er sich darum wenigstens eine kleine Spitze gegenüber den "Machern" um Hoeneß, als er sich gegen den Vorwurf des zu nachgiebigen Trainers verteidigte. "Ich bin manchmal brav - aber auch manchmal hart. Wenn man die Spieler immer gegen die Wand laufen lässt, haben wir wieder den FC Hollywood."
"Ohne Titel kann man nicht überleben bei Bayern München"
Hitzfelds Mannschaftsführung ging erst am Ende nicht mehr gut, als Top-Stars wie Oliver Kahn oder Michael Ballack, die er öffentlich immer in Schutz nahm, immer häufiger schwächelten. Der Erfolg und der Fußball litten zudem entscheidend unter dem Ausfall kreativer Spieler. "Mit Mehmet Scholl und Sebastian Deisler hätten wir einen ganz anderen Fußball gespielt. Solche genialen Leute kann man nicht ersetzen", bemerkte Hitzfeld, der die logische Schlussfolgerung selbst hinzufügte: "Und ohne Titel kann man nicht überleben bei Bayern München."
Nur ein Jahr nach dem Gewinn des "Doubles" ist darum am Samstag um 17.15 Uhr Schluss. Aber der Abschied dürfte pompöser ausfallen, als Hitzfeld ihn scherzhaft beschrieb: "Ein Händedruck - und vielleicht reicht es noch für einen Blumenstrauß."